Ergebung von Luise Hensel

O, verzeihe meinen Thränen,
Lindre meinen Schmerz,
Und vergieb das fremde Sehnen,
Gutes Vaterherz!
 
Auch von Dir kommt diese Stunde
Banger Seelennoth,
Auch von Dir die tiefe Wunde,
Liebevoller Gott!
 
Und Du weißt, was ich gelitten,
10 
Denn Du gabst es mir,
11 
Und du weißt, wie ich gestritten,
12 
Denn ich stritt mit Dir.
 
13 
»Gieb aus deinem Erdenleben
14 
Alle Blumen Mir,
15 
Und Ich will dir bess're geben,
16 
Ewige, dafür.«
 
17 
Herr! mein Ringen und mein Streben
18 
Sei nach Deinem Licht;
19 
Was Du nehmen magst und geben,
20 
Murren will ich nicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Ergebung“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1817
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ergebung“ stammt von der deutschen Dichterin Luise Hensel, die von 1798 bis 1876 lebte. Somit reiht sich ihr Werk in die Epoche des späten Biedermeier und der beginnenden Gründerzeit ein.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht geprägt von einer tiefen Spiritualität und stellt Fragen nach Gottes Gerechtigkeit und menschlicher Ergebung.

Im Gedicht spricht das lyrische Ich zu Gott, fleht ihn um Verzeihung für seine Tränen und bittet, seinen Schmerz zu lindern. Darin wird deutlich, dass das lyrische Ich in einer seelischen Krise und in tiefer Not steckt. Das Ich hadert mit Gott und seiner Schicksalsführung, anerkennt aber gleichzeitig, dass der Schmerz und die Seelennot von Gott kommen. Es betont die Allwissenheit Gottes und dass es selbst in inneren Kämpfen mit Gott begriffen ist. In der vierten Strophe scheint Gott selbst zu sprechen und den Tausch von irdischen Freuden gegen ewige Glückseligkeit zu verheißen. Im letzten Vers schließlich äußert das Ich den Wunsch, sein Leben ganz nach Gottes Willen auszurichten und gelassen zu nehmen, was Gott ihm gibt oder nimmt und hierbei nicht zu murren.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und klar, bedient religiöse Metaphern und Bilder und verweist auf die tiefe Frömmigkeit des lyrischen Ichs. Die Form des vierzeiligen Kreuzreims und die regelmäßige Versstruktur geben dem Gedicht einen ruhigen Rhythmus, der die Stimmung der Ergebung unterstreicht.

Insgesamt handelt es sich um ein eindrückliches Gedicht der Innerlichkeit, das den tiefen religiösen Glauben der Autorin wiederspiegelt und den Ringkampf des Menschen mit seinem Glauben thematisiert. Es geht um die schwierige Aufgabe, sich in Leidensphasen des Lebens Gott zu ergeben und sein Schicksal anzunehmen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ergebung“ der Autorin Luise Hensel. Hensel wurde im Jahr 1798 in Linum geboren. Im Jahr 1817 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 87 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Luise Hensel sind „Nach Ihm nur einzig streben“, „Süßer Jesus, kehre wieder“ und „Soll mir Jesus liebevoll sich zeigen“. Zur Autorin des Gedichtes „Ergebung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 255 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Luise Hensel (Infos zum Autor)

Zum Autor Luise Hensel sind auf abi-pur.de 255 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.