Ostermorgen 1818 von Luise Hensel

Maria geht zum Grabe
Mit stillem, raschem Schritt;
Sie trägt die duft'ge Gabe;
O Heil'ge, nimm mich mit!
Du bringst Ihm fromme Gabe,
Voll Trauer und voll Schmerz;
Und weil ich sonst nichts habe,
So bring' ich Ihm mein Herz.
 
Er wird es doch wohl nehmen?
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Es ist voll Sünd' und Reu';
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Er wird sich mein nicht schämen,
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Der Heiland ist getreu.
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Herr, Du mußt selbst es reinen,
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Von Sünden machen frei
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Und es mit Dir vereinen,
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Auf daß es heilig sei.
 
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Dein göttliches Erbarmen,
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O Herr, umfange mich,
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Daß ich mit meinen Armen
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Umfasse nichts als Dich.
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Kein Sehnen und kein Bangen
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Laß in mein Herz hinein;
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Mein Langen und Umfangen,
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Das gelte Dir allein.
 
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Mein Gott! mein Herr! laß sterben,
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Laß sterben mich mit Dir,
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Ich muß ja doch verderben
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Vor Deiner Grabesthür.
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Mein Heil! mein Gott! laß leben
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In Dir mich ewiglich,
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Mit Dir hinüberschweben,
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O Herr, nicht lasse mich!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Ostermorgen 1818“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
153
Entstehungsjahr
1798 - 1876
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ostermorgen 1818“ wurde von der deutschen Dichterin Luise Hensel geschrieben, die von 1798 bis 1876 lebte. Das legt nahe, dass das Gedicht in der Epoche der Romantik entstanden ist, welche grob von 1795 bis 1835 andauerte. Der erste Eindruck des Gedichts legt eine tiefe Spiritualität und eine intensive Beziehung zur christlichen Religion nahe.

Im Hinblick auf den Inhalt folgt das lyrische Ich den Fußstapfen Marias, der Mutter Jesu, zum Grab Jesu am Ostermorgen, symbolisiert durch die duftende Gabe, die sie ihm bringt. Sie bringt diese Gabe voller Trauer und Schmerz, und das lyrische Ich bringt im Gegenzug sein Herz. Sie fragt, ob Jesus ihr Herz annehmen wird, da es voller Sünde und Reue ist. Sie betet um Gottes Erbarmen und sehnt sich danach, nur Gott in Armen halten zu können. Sie möchte frei von anderen Sehnsüchten und Ängsten sein und nur Gott gelten. Schließlich bittet sie darum, mit Gott sterben und ewiglich bei ihm leben zu können.

Die Aussage des lyrischen Ichs zeigt einen tiefen Wunsch nach spiritueller Reinigung und einer engen Beziehung zu Gott. Es zeigt eine tiefe Reue für begangene Sünden und einen Wunsch nach Gnade und Erbarmen. Es gibt ein starkes Verlangen nach Einheit mit Gott in Leben und Tod. Diese Gefühle sind typisch für die romantische Epoche, in der viele Dichter eine tiefe spirituelle Sehnsucht und einen Wunsch nach Flucht aus der Realität ausdrückten.

Betrachtet man die Form und Sprache des Gedichts, so ist es vierstrohig und jedes Versepaar reimt sich. Diese Struktur verleiht dem Gedicht einen Rhythmus und macht es melodisch. Die Sprache ist einfach und direkt, aber mit einer tiefen emotionalen Intensität. Es gibt eine starke Verwendung religiöser und spiritueller Symbolik, und die Worte sind sorgfältig gewählt, um Gefühle von Anbetung, Sehnsucht, Schuld und Hoffnung auszudrücken. Jede Strophe baut auf der vorherigen auf und bringt das Gefühl der Intensität und Dringlichkeit des lyrischen Ichs in der Sehnsucht nach Gottes Gnade und Erlösung zum Ausdruck.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ostermorgen 1818“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Luise Hensel. 1798 wurde Hensel in Linum geboren. Zwischen den Jahren 1814 und 1876 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 153 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Dichterin Luise Hensel ist auch die Autorin für Gedichte wie „Süßer Jesus, kehre wieder“, „Soll mir Jesus liebevoll sich zeigen“ und „Gruß an Maria“. Zur Autorin des Gedichtes „Ostermorgen 1818“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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