Angstruf von Luise Hensel

Jesus! willst Du mich nicht hören?
Kennst Du meine Stimme nicht?
Sieh die Augen wund von Zähren,
Sieh das Herz, das täglich bricht.
 
O, ich will ja Alles leiden,
Bis ich Dir gefällig bin,
Alles, was ich liebte, meiden
Nimm es hin, o nimm es hin!
 
Herr! mit ausgestreckten Armen
10 
Streb' ich sehnlich himmelwärts.
11 
O Erbarmer! hab' Erbarmen,
12 
Jesus, nimm mich an Dein Herz!
 
13 
Jesus, nimm mich, halt' mich innig,
14 
Laß mich nimmer los von Dir!
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Dein, o Jesus, Dein nur bin ich;
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O, so nimm mich bald von hier!
 
17 
Daß ich nie die Augen wende
18 
Wieder auf ein irdisch Gut
19 
O, so ende, so vollende,
20 
Bis mein Herz in Dir nur ruht! Amen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Angstruf“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
1819
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt von Luise Hensel, die von 1798 bis 1876 lebte und somit der Epoche der Romantik zuzuordnen ist. Sie ist bekannt für ihre tief religiösen und spirituellen Gedichte.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht „Angstruf“ verzweifelt und flehentlich. Das Ich betet intensiv zu Jesus und scheint nach Erlösung oder Hilfe zu suchen. Es gibt eine starke Emotionalität, die sich in den Ausrufen und Fragen an Jesus zeigt.

Der Inhalt des Gedichts bezieht sich auf das lyrische Ich, welches sich in einer verzweifelten, inneren Not befindet und sich hilfesuchend an Jesus Christus wendet. Es beteuert seine Bereitschaft, alles zu ertragen und auf alle irdischen Güter zu verzichten, um Jesus zu gefallen und von ihm angenommen zu werden. In Vers 13 bis Vers 16 ist eine intensive Sehnsucht nach Nähe zu Jesus und die Bitte, von ihm in den Himmel aufgenommen zu werden. Das lyrische Ich zeigt eine große Hingabe und verzweifelte Hoffnung auf Errettung.

Formal ist das Gedicht klassisch aufgebaut. Jeweils vier Verse bilden eine Strophe, insgesamt gibt es fünf Strophen. Die Sprache ist einfach und bildreich zugleich mit starken emotionalen Ausdrücken, die eine hohe Verzweiflung und spirituelle Sehnsucht zum Ausdruck bringen. Dieses Muster ist typisch für die fromme Lyrik Luise Hensels.

Zusammenfassend handelt es sich bei dem Gedicht „Angstruf“ um ein religiöses Gedicht, in dem das lyrische Ich in tiefster Not und Verzweiflung zu Jesus Christus um Erlösung ruft. Die intensive Emotion und die tiefgründige Spiritualität sind Merkmale von Hensels Dichtung und kennzeichnen auch dieses Gedicht. Die Verwendung einfacher, aber emotional ausdrucksstarker Sprache macht das Gedicht zugänglich und fängt gleichzeitig die komplexe innere Welt des lyrischen Ichs ein.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Angstruf“ der Autorin Luise Hensel. Geboren wurde Hensel im Jahr 1798 in Linum. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1819. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 114 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Luise Hensel ist auch die Autorin für das Gedicht „Nach Ihm nur einzig streben“, „Süßer Jesus, kehre wieder“ und „Soll mir Jesus liebevoll sich zeigen“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Angstruf“ weitere 255 Gedichte vor.

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