Blick auf Ihn von Luise Hensel

Mein Lieb steht ganz in Wunden
Und sieht mich traurig an.
O, Weh' den dunkeln Stunden,
Da ich Ihm das gethan!
 
Im lichterhellten Saale
Bei Scherz und Sang und Tanz
Flocht ich beim frohen Mahle
Für ihn den Dornenkranz.
 
Von Flitterglanz umgeben
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Bei Tändelei und Spiel
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War einzig nur mein Streben,
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Daß ich der Welt gefiel.
 
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Da traf mich tief im Herzen
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Sein ernster Leidensblick
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Und riß von eiteln Scherzen
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Die Seele mein zurück.
 
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Sein Haupt vom Dorn umwunden
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Und doch Sein Blick voll Huld,
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Sein reiner Leib voll Wunden
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Weh! das ist meine Schuld!
 
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Ich habe Dich geschlagen,
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Gehöhnt mit Rohr und Kron';
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Um mich hast Du getragen,
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Herr! all den Schmerz und Hohn.
 
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O laß mich nicht verderben,
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Du, aller Sünder Heil!
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Dir leben und Dir sterben,
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Das sei fortan mein Theil.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Blick auf Ihn“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
134
Entstehungsjahr
1858
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Blick auf Ihn“ wurde von der deutschen Dichterin Luise Hensel verfasst, die von 1798 bis 1876 lebte. Eingegrenzt auf den literarhistorischen Kontext, entstand das Gedicht wahrscheinlich im 19. Jahrhundert, einer Zeit, in der die Romantik und das Biedermeier prägend waren.

Das Gedicht befasst sich auf den ersten Blick mit Themen wie Schuld, Sühne und Erlösung. Im Zentrum steht das lyrische Ich und dessen Beziehung zu einer anderen, leidenden Figur, die zunächst nur als „Ihn“ bezeichnet wird. Im Verlauf und durch die konstante Anwendung von christlichen Symbolen und Metaphern, wird schnell deutlich, dass „Ihn“ als Jesus Christus zu interpretieren ist.

Das lyrische Ich beschreibt, wie es Jesus durch eigene Taten - repräsentiert durch Metaphern wie das Flechten des Dornenkranzes - verletzt hat. Es drückt Reue und Schuldgefühle aus und betont, wie es durch den „ernsten Leidensblick“ Jesu zur Besinnung gekommen ist. Die letzten Strophen des Gedichts geben ein Gebet um Vergebung und Heil wider und beschreiben die Hinwendung des lyrischen Ichs zu Jesus und dessen christlicher Lehre.

Formal besteht das Gedicht aus sieben vierzeiligen Strophen, die in Reimen abgefasst sind. Die Sprache ist klar und verständlich, was eine sehr unmittelbare Wirkung erzeugt. Daneben ist die Sprache durchdrungen von christlicher Symbolik, die zumeist allgemein bekannt ist, wie zum Beispiel der Dornenkranz.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Luise Hensels Gedicht „Blick auf Ihn“ eine tiefe Auseinandersetzung mit christlichen Themen und Motiven darstellt. Über die Beschreibung der persönlichen Schuld und Reue des lyrischen Ichs wird der christliche Glaube thematisiert und die Transformative Kraft der Erkenntnis, Reue und Vergebung dargestellt. Die Wahl der Form und die bildhaften sprachlichen Darstellungen tragen zur eindringlichen Wirkung des Gedichts bei.

Weitere Informationen

Luise Hensel ist die Autorin des Gedichtes „Blick auf Ihn“. Hensel wurde im Jahr 1798 in Linum geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1858 zurück. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 134 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere Werke der Dichterin Luise Hensel sind „O Kreuz, o Quell der Freuden“, „Herz, mein Herz, wie schwer die Schuld!“ und „Nach Ihm nur einzig streben“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Blick auf Ihn“ weitere 255 Gedichte vor.

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