Aufforderung von Luise Hensel

Hörst du der Vögelein Weisen
Lieblich im grünenden Hain
Gott, den Allgütigen, preisen:
Seele, o stimme mit ein!
 
Grüßt dich der farbige Bogen
Hoch dort vom Himmel herab:
Preise Ihn, der ihn gezogen,
Der so viel Schönes dir gab!
 
Winkt dir der Obstbäume Segen,
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Wogen dir nahe und fern
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Goldene Saaten entgegen:
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Danke dann freudig dem Herrn!
 
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Siehst du die Sternlein erglühen
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Zahllos und flimmernd und rein,
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Friedlich die Mondsichel ziehen:
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Seele, o denke dann Sein!
 
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Schwinge dich auf aus dem Staube,
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Der dich belastend umgiebt;
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Liebe und hoffe und glaube,
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Daß Gott als Vater dich liebt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Aufforderung“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1867
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Aufforderung“ stammt von Luise Hensel. Hensel wurde im Jahr 1798 geboren und starb 1876, somit lässt sich das Gedicht in die Epoche des Biedermeier und Realismus einordnen.

Das Gedicht vermittelt auf den ersten Blick einen harmonischen, dankbaren Eindruck. Es greift die Schönheit und Wunder der Natur auf und animiert den Leser, diese wertzuschätzen und Gott dafür zu loben.

Inhaltlich wird in der ersten Strophe durch das lyrische Ich dazu aufgerufen, den Gesängen der Vögel im grünenden Hain beizutreten. Die Vögel preisen Gott und auch der Mensch soll dies durch sein eigenes Singen tun. In den folgenden Strophen wird die Schönheit und Fülle der Schöpfung auf verschiedene Weisen sichtbar: Durch den farbigen Bogen am Himmel (Regenbogen), die segnenden Obstbäume und die goldene Saat. Alle diese Erscheinungen sollen Anlass geben, Gott, den Schöpfer von alldem, zu preisen und Ihm zu danken. In der vierten Strophe wird auf die Sterne und den Mond verwiesen, deren Anblick den Menschen an das beständige, ewige Sein Gottes erinnern soll. Die abschließende fünfte Strophe geht über die Betrachtung der Natur hinaus. Sie fordert dazu auf, sich aus dem belastenden Staub zu erheben und zu lieben, zu hoffen und zu glauben, dass Gott jeden als Vater liebt.

Was die Form des Gedichts betrifft, so besteht es aus fünf vierversigen Strophen, also aus zwanzig Versen insgesamt. Es hat ein durchgängiges Reimschema (aabb), wobei sich jeweils der erste mit dem zweiten und der dritte mit dem vierten Vers reimt. Der Rhythmus ist harmonisch und fließend, was den positiven Eindruck des Gedichts unterstreicht.

Die Sprache im Gedicht ist bildhaft und poetisch. Die zahlreichen Naturbilder veranschaulichen die Schönheit und Fülle Gottes Schöpfung und tragen zur ästhetischen Wirkung des Gedichts bei. Insgesamt zeigt das Gedicht auf eindringliche Weise die tiefe Religiosität der Autorin Hensel und ihre Überzeugung, dass alle Schönheit der Welt Ausdruck göttlicher Liebe und Güte ist. Dementsprechend ist der zentrale Appell des Gedichts ein Aufruf zur Dankbarkeit und Verehrung Gottes, kombiniert mit einer Aufforderung zum Glauben, Hoffen und Lieben.

Weitere Informationen

Luise Hensel ist die Autorin des Gedichtes „Aufforderung“. Geboren wurde Hensel im Jahr 1798 in Linum. Im Jahr 1867 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 97 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Dichterin Luise Hensel ist auch die Autorin für Gedichte wie „O Kreuz, o Quell der Freuden“, „Herz, mein Herz, wie schwer die Schuld!“ und „Nach Ihm nur einzig streben“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Aufforderung“ weitere 255 Gedichte vor.

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