Consolatrix afflictorum von Luise Hensel

In allen Nöthen eilet
Das Kind zum Mutterschooß,
Wo jede Wunde heilet,
Und wär' sie noch so groß.
 
So kann auch ich nur wenden
Den trüben Blick zu Dir;
Von Deinen milden Händen
Thaut jede Tröstung mir.
 
Wer rief Dich je vergebens,
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Maria! hoffend an?
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Du Mutter alles Lebens,
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Du brichst des Todes Bann.
 
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Wohl kannst Du Schmerz erkunden,
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Wohl ist Dir Leid bewußt:
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Es brennen sieben Wunden
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In Deiner reinen Brust.
 
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In unsagbaren Schmerzen
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Blick' ich nur auf zu Dir,
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Da strömt aus Deinem Herzen
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Schon Trost und Friede mir.
 
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Und was so schwer mich kränkte,
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Daß ich den Muth verlor
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Und trüb' die Blicke senkte,
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Das trägt mich nun empor.
 
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Das senkt gleich Friedenspalmen
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Sich mild in's Herz hinein;
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Das weckt zu Dankespsalmen
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Die ganze Seele mein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Consolatrix afflictorum“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1798 - 1876
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Consolatrix afflictorum“ stammt von der Autorin Luise Hensel, die zwischen 1798 und 1876 lebte, und daher zur Epoche des Biedermeier und Spätromantik gehört.

Bereits beim ersten Lesen fallen die wiederkehrenden Themen von Schmerz und Tröstung auf. Es wird das Bild einer trauernden, leidenden Person vermittelt, die sich nach Trost und Erlösung sehnt.

Hensel beschreibt das lyrische Ich, das in Zeiten von Not und Leid Zuflucht bei einer figurativen „Mutter“ sucht, deren identität sie in der dritten Strophe als Maria offenbart. Diese Mutterfigur wird als tröstende und heilende Kraft dargestellt. Sie kann jeden Schmerz heilen, unabhängig von dessen Größe oder Schwere. Das lyrische Ich schöpft wieder Hoffnung und Mut, indem es sich an Maria, als „Mutter alles Lebens“, wendet und ihr Leiden teilt.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts ist es wichtig zu bemerken, dass das Gedicht aus sieben gleich aufgebauten Strophen mit je vier Versen besteht. Dies entspricht der klassizistischen Form des Sonetts mit seinem strengen, regelmäßigen Aufbau und Reimschema. Bezeichnenderweise wird zum Ausdruck des Leidens und der Hoffnung eine einfache, verständliche Sprache verwendet.

Hensel verwendet zudem starke, emotional aufgeladene Worte und Metaphern wie „Nöthen“, „Tröstung“, „unsagbaren Schmerzen“, „Trost und Friede“ und „Dankespsalmen“, die den intensiven emotionalen Zustand des lyrischen Ichs widerspiegeln. Damit erzeugt sie ein eindrückliches Bild von tiefem Leid, aber auch von der heilenden Kraft der mütterlichen Liebe und Fürsorge.

Insgesamt ist „Consolatrix afflictorum“ ein tief berührendes Gedicht, das das Thema Leid und Trost in einer zugleich schmerzhaften und hoffnungsvollen Weise behandelt. Es ist eine eindrückliche Darstellung des menschlichen Bedürfnisses nach Zuneigung und Verständnis in Zeiten von Not und Leid.

Weitere Informationen

Luise Hensel ist die Autorin des Gedichtes „Consolatrix afflictorum“. 1798 wurde Hensel in Linum geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1814 bis 1876 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 129 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere Werke der Dichterin Luise Hensel sind „O Kreuz, o Quell der Freuden“, „Herz, mein Herz, wie schwer die Schuld!“ und „Nach Ihm nur einzig streben“. Zur Autorin des Gedichtes „Consolatrix afflictorum“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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