Maria von Luise Hensel
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Ich weiß eine Magd, gar hehre, |
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Die trägt den höchsten Preis. |
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Wer ringt zu ihrer Ehre, |
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Der ist an Tugenden weis'. |
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Gen ihr sind andre Frauen |
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Nur Dörnlein auf der Auen |
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Bei einem Lilienreis. |
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Ihr rein weiblich Gebilde, |
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Ihr' Keuschheit ist so groß, |
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Daß sich ein Einhorn wilde |
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Gab hin in ihren Schooß, |
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Das war so stark an Kraft, |
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Daß seine Meisterschaft |
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Der Himmel nicht beschloß. |
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Von Sternenglanz eine Krone, |
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Die trägt sie wohlgethan; |
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Es sah sie in ihrem Throne |
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Der Fürst Octavian |
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In himmelschöner Wonne, |
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Bekleidet mit der Sonne, |
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Den Mond ihr unterthan. |
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Ein Lamm als Kindlein süße |
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In ihren Armen lag; |
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Der Alte war's, der Riese, |
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Der schuf den ersten Tag, |
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Der mannlichste der Ritter; |
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Ihm ward sein Leben bitter |
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Durch schwerstes Ungemach. |
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Sein Herz ward ihm durchstochen |
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Mit einem scharfen Speer, |
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Damit hat er durchbrochen |
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Die Höll' und all' ihr Heer. |
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Er löste, die gefangen, |
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Ihr Leid war da vergangen, |
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Wohl uns der guten Mär'! |
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Er stand auf aus dem Grabe, |
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Der edle Fürste gut, |
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Mit seinem Kreuzes-Stabe; |
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Sein' Wunden waren roth. |
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Als er mit großen Ehren |
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Zum Himmel wollte kehren, |
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Ueberwunden war der Tod. |
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Er ist zum Himmel gefahren |
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Mit wundergroßer Macht. |
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Wol unzählbare Schaaren |
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Hat Er mit Sich gebracht. |
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Der Himmel, einst geschlossen, |
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Steht nun uns allen offen; |
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Heil, der drein kommen mag! |
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Nun sitzt Er auf dem Throne |
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Zu Seines Vaters Hand. |
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Ihm singen die Engel zum Lohne |
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Sanctus, den süßen Sang, |
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Sanctus Deus Sabaoth! |
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Ein heil'ger Mensch und wahrer Gott |
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Christus ist genannt. |
Details zum Gedicht „Maria“
Luise Hensel
8
56
250
1798 - 1876
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das gegebene Gedicht ist „Maria“ von Luise Hensel, einer deutschen Dichterin, die von 1798 bis 1876 lebte. Hensel ist bekannt für ihre religiösen und spirituellen Texte, die sich oft auf den christlichen Glauben beziehen. Daher kann dieses Gedicht zeitlich der Epoche des Biedermeier zugeordnet werden, in der die persönlichen Frömmigkeit im Zentrum des Dichtens stand.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht feierlich und bewundernd, mit einer starken Betonung von Maria, der Mutter Jesu, in ihrer Rolle als reine, heilige und ehrenvolle Figur.
Inhaltlich lobt das lyrische Ich Maria und hebt ihre Tugenden hervor. In den ersten Strophen wird Maria als überlegene Frau dargestellt, deren Reinheit und Keuschheit sogar das wilde Einhorn besänftigt. Das Einhorn steht in der christlichen Symbolik für Christus selbst, was Maria eine besondere Stellung verleiht. Außerdem wird Maria mit einer „Von Sternenglanz eine Krone“ beschrieben, was ihre himmlische Verbindung und Heiligkeit unterstreicht.
Die darauffolgenden Strophen thematisieren Leiden, Tod und Auferstehung Christi, den Sohn Marias. Seinen Tod am Kreuz, seine überwundene Hölle und schließlich seine triumphale Rückkehr in den Himmel, symbolisieren das christliche Verständnis von Erlösung und ewigem Leben.
Formal besteht das Gedicht aus acht Strophen mit je sieben Versen. Es ist in einem Reimpaar-Schema mit einigen unsymmetrischen Reimsequenzen verfasst und zeichnet sich durch eine einfache, aber starke und emotionale Sprache aus. Hensels Glaube und ihre tiefe Verehrung für Maria werden im Text deutlich sichtbar.
Zusammengefasst ist „Maria“ ein eindrucksvolles religiöses Gedicht, das die besondere Rolle und Heiligkeit Marias im christlichen Glauben hervorhebt und zusammen mit der Darstellung Christi eine starke spirituelle Botschaft über Erlösung und himmlische Belohnung vermittelt. Es ist ein gutes Beispiel für Hensels charakteristisches Schreiben und ihre Fähigkeit, Glauben und Spiritualität auf eindringliche Weise zum Ausdruck zu bringen.
Weitere Informationen
Luise Hensel ist die Autorin des Gedichtes „Maria“. Geboren wurde Hensel im Jahr 1798 in Linum. Im Zeitraum zwischen 1814 und 1876 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 250 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 56 Versen. Weitere Werke der Dichterin Luise Hensel sind „O nimm die kleine Gabe gern“, „Schau himmelan, schau himmelan“ und „Und Gottes Friede sei mit dir“. Zur Autorin des Gedichtes „Maria“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 255 Gedichte vor.
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Zum Autor Luise Hensel sind auf abi-pur.de 255 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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