Des Bruders letztes Lied von Luise Hensel
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»Ich sage die Todtenklage, |
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Ich sage sie alle Tage, |
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Ich sage sie jede Nacht |
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An Königs Sarkophage |
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In geist'ger Ritterwacht. |
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Hab' ja in schweren Tagen |
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Die Wehr der Wacht getragen |
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An meines Königs Thron: |
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Da hab' ich Recht zu klagen |
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In tiefster Trauer Ton.« |
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Das war sein letztes Singen, |
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Eh' mit gebrochnen Schwingen |
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Der wunde Schwan verschied. |
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Und fort und fort umklingen |
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Wird mich dies Trauerlied. |
Details zum Gedicht „Des Bruders letztes Lied“
Luise Hensel
3
15
66
1861
Realismus
Gedicht-Analyse
Der Text „Des Bruders letztes Lied“ wurde verfasst von der Dichterin Luise Hensel, die von 1798 bis 1876 lebte. Damit findet das Gedicht seinen Ursprung im 19. Jahrhundert, während der literarischen Periode der Romantik.
Beim ersten Lesen fällt die Melancholie und Trauer auf, welches in dem Gedicht ausgedrückt wird. Es scheint um einen Verlust zu gehen, eine tiefe Trauer, die das lyrische Ich teilt.
Inhaltlich beschreibt das Gedicht ein lyrisches Ich, das vermutlich den Verlust eines nahestehenden Menschen, hier metaphorisch als „Bruder“ bezeichnet, betrauert. Dabei benutzt das lyrische Ich Metaphern und Anspielungen auf mittelalterliche lebensweisen, wie zum Beispiel die „Ritterwacht“ und die „Königssarkophage“. Es wird geschildert, wie das lyrische Ich diese Trauer offen und öffentlich zeigt, täglich und jede Nacht, und es wird klar, dass es diese Trauer auch in Zukunft weiter pflegen und aufrecht erhalten wird.
Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je fünf Versen, die jeweils in Reimform verfasst sind. Die Sprache ist pathetisch und dramatisch, was den Betrachter emotional anspricht und das Gefühl von Trauer und Sehnsucht vermittelt.
Die romantische Sprache und die Metaphern sowie Anspielungen auf das mittelalterliche Rittertum lassen darauf schließen, dass das lyrische Ich intensiv und emotional trauert, aber gleichzeitig diese Trauer auch in eine Form von Heldenverehrung umwandelt. Der verlorene „Bruder“ wird gleichgesetzt mit einem König, dessen Wacht das lyrische Ich hält und dessen Tod es ehrt und betrauert. Das lyrische Ich versucht mit dieser Heldenehrung, seinen Schmerz zu verarbeiten und dem verstorbenen Bruder eine Art von Unsterblichkeit zu verleihen. Dabei dient das fortwährende Singen des Trauerlieds als Möglichkeit, die Erinnerung lebendig zu halten und sich seiner Trauer zu stellen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Des Bruders letztes Lied“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Luise Hensel. Im Jahr 1798 wurde Hensel in Linum geboren. Im Jahr 1861 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 66 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Luise Hensel ist auch die Autorin für das Gedicht „Und Gottes Friede sei mit dir“, „Wohl gleicht das Leben einem Kranz“ und „Ach, lieber Gott, wie krank und matt“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Des Bruders letztes Lied“ weitere 255 Gedichte vor.
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Zum Autor Luise Hensel sind auf abi-pur.de 255 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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