Raupenleben von Luise Hensel

Mir schmeckt von allen Bäumen
Kein einzig Blättlein mehr;
Ich möchte ruhn und träumen,
Als ob ich gar nicht wär'.
 
Matt schlepp' ich zu der Höhe
Den kranken Leib hinan
Und wo ich Halt erspähe,
Vollend' ich meine Bahn.
 
Da web' ich mir die Truhe
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So heimlich, klar und lind,
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Darin ich meine Ruhe
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Und Auferstehung find'.
 
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O Mensch, ein wahrer Spiegel
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Ist dir mein Lebenslauf:
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Auch dir erwachsen Flügel
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Und tragen dich hinauf.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Raupenleben“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1798 - 1876
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Raupenleben“ wurde von Luise Hensel verfasst, eine deutsche Lyrikerin aus dem 19. Jahrhundert. Hensels Leben und Werk lassen sich in die Epoche des Biedermeier einordnen, eine kulturelle Strömung, die von 1815 bis 1848 andauerte und im Zuge dessen Lieder, Gedichte und Prosa entstanden, die vorrangig das Hausliche und die Familie thematisierten.

Beim ersten Lesen des Gedichts „Raupenleben“ fällt die melancholische Grundstimmung auf. Es scheint ein starkes Gefühl von Erschöpfung und Sehnsucht nach Ruhe und Erneuerung zu dominieren. Durch die Form der Lyrik wirken diese Empfindungen besonders intensiv.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich – in der Rolle einer Raupe – eine Phase der Lebenssättigung und Ausgebranntheit. Es ist müde und findet keinen Geschmack mehr an den Blättern der Bäume, es möchte lieber ruhen und träumen, so als ob es nicht existieren würde. In den folgenden Versen wird erzählt, wie es sich mühevoll den Rückzugsort aufsucht, dort angekommen, webt es sich den Kokon, seine „Truhe“. Darin findet es Ruhe und schließlich die „Auferstehung“, die Metamorphose zur Schmetterling.

Diese Erzählung macht eine metaphorische Deutung deutlich. Das Gedicht steht symbolisch für das menschliche Leben: Phasen der Ermüdung und Lebenssättigung, Rückzug und Erholung, um sich danach neu, stärker und schöner zu präsentieren. Dies wird verdeutlicht in der letzten Strophe, wo das lyrische Ich explizit den Bezug zum Menschen und zu dessen Lebenslauf herstellt.

Das Gedicht ist bestehend aus vier Vierzeilern, die jeweils mit einem Kreuzreim versehen sind. Dies verleiht dem Gedicht eine klare, einfache Struktur und unterstützt die Verständlichkeit der Botschaft. Die Sprache des Gedichts ist einfach und unverblümt, was möglicherweise die Ehrlichkeit und Direktheit des lyrischen Ichs betont. Die Verwendung von Naturmetaphern und der symbolischen Transformation ist beeindruckend und sorgt für Tiefe und Nachklingen bei der Lektüre. Insgesamt erscheint das lyrische Ich als müde, jedoch hoffnungsvoll und erkennt die Notwendigkeit von Ruhe und Erneuerung.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Raupenleben“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Luise Hensel. 1798 wurde Hensel in Linum geboren. Im Zeitraum zwischen 1814 und 1876 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 74 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke der Dichterin Luise Hensel sind „Herz, mein Herz, wie schwer die Schuld!“, „Nach Ihm nur einzig streben“ und „Süßer Jesus, kehre wieder“. Zur Autorin des Gedichtes „Raupenleben“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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