Arm Vöglein ist gefangen von Luise Hensel

Arm Vöglein ist gefangen,
Sein Häuslein ist eng und klein,
Die Freuden sind alle vergangen,
Du armes, buntes lieb's Vögelein.
 
Ach, wär' nur mein Kerkerlein weiter,
Ach, nur ein Spannelein breit,
Dann könnt' ich mein Beinchen doch rühren,
Wenn einmal die Sonne scheint.
 
Ach, bitt' euch, wenn nun ist gekommen
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Der bitterlich eiskalte Tod,
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Zerbrecht mir mein Kerkerlein eilig,
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Dann fliegt doch mein Seelchen zu Gott.
 
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Es soll ihm gewißlich nichts sagen
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Von wegen dem Kerkerlein;
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Ich will euch herunter auch schmeißen
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Rot Äppel und Blümelein fein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Arm Vöglein ist gefangen“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1798 - 1876
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Arm Vöglein ist gefangen“ ist von Luise Hensel, einer deutschen Schriftstellerin, die von 1798 bis 1876 gelebt hat. Eine zeitliche Einordnung ist daher in der frühen bis mittleren Hälfte des 19. Jahrhunderts, genauer in die literarische Epoche der Romantik, zu treffen.

Bereits beim ersten Lesen wird klar, dass es sich um den Ausdruck großer Sehnsucht nach Freiheit handelt, verbunden mit der Resignation aufgrund einer hoffnungslosen Situation. Es wirkt melancholisch und gleichzeitig aufrühlend.

Der Inhalt des Gedichts lässt sich recht simpel wiedergeben: Ein kleiner Vogel ist gefangen und beschreibt seine traurige Lage in einem engen Käfig (Kerker), in dem er sich kaum bewegen kann. Die Freuden, die er einst kannte, sind verflogen. Der Vogel sehnt sich nach etwas mehr Freiraum und nach der Möglichkeit, sich wenigstens ein bisschen bewegen zu können, wenn die Sonne scheint. Er äußert seinen Wunsch, dass, wenn er stirbt, sein Käfig zerbrochen wird, damit seine Seele zu Gott fliegen kann. Aber er wird über seinen Kerker nichts zu Gott sagen und verspricht, den Menschen Äpfel und schöne Blumen herabzuwerfen.

Das lyrische Ich, repräsentiert durch den Vogel, möchte seine Unfreiheit und den Wunsch nach Befreiung zum Ausdruck bringen. Die Sehnsucht nach Freiheit ist offensichtlich, genauso wie die Resignation und die Hoffnung auf Erlösung nach dem Tod. Es könnte auch eine Allegorie auf menschliche Leidenszustände oder politische Unterdrückung sein.

Die Form und die Sprache des Gedichts sind klar und einfach, was den direkten, unverschleierten Ausdruck der Gefühle unterstützt. Es besteht aus vier Strophen zu je vier Versen. Der Reim ist durchgehend Kreuzreim, was ein gebräuchliches Versmaß zur Zeit der Romantik war. Die Bildsprache ist stark symbolisch. Der Vogel steht für Freiheit und Unschuld, der Käfig für Gefangenschaft und Unterdrückung, Tod für Erlösung und Gott als Ursprung und Ziel aller Seelen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Arm Vöglein ist gefangen“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Luise Hensel. 1798 wurde Hensel in Linum geboren. Zwischen den Jahren 1814 und 1876 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 87 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke der Dichterin Luise Hensel sind „Herz, mein Herz, wie schwer die Schuld!“, „Nach Ihm nur einzig streben“ und „Süßer Jesus, kehre wieder“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Arm Vöglein ist gefangen“ weitere 255 Gedichte vor.

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