An Fräulein Emilie Piaste von Luise Hensel
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An Fräulein Emilie Piaste, |
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Die ich ach so gerne heut umfaßte, |
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Damit sie den wichtigen Brief auch bald hätte, |
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Schick ich ihn durch eine Pantoffel-Stafette. |
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Den Fingerhut ich schicke dir, |
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Das hübsche Liedchen auch allhier, |
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Und auch erfolgt ein Gruß von mir. |
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Gib Kind, Antonen diesen Kamm. |
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Wenn deine Hand dies Briefchen nahm, |
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Sitz' ich an meinem Nähe-Rahm. |
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Und sticke auf den weißen Grund |
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Viel lustige Blümchen hübsch und bunt |
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Und denke dein zu jeder Stund. |
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Gern stickt' ich zarte Rosen mir, |
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Dann hätt' ich deine Wangen hier |
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Und sehnte mich nicht so nach dir. |
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Doch weil Mamsell la Garde gebot, |
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So stick' ich nach der neusten Mod' |
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Des garstigen Klatschmohns dunkles Rot. |
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Das ist zu meinem größten Leid, |
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Zu meiner tiefsten Bänglichkeit, |
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Kein Bild von dir, du ros'ge Maid! |
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Nun greif ich bald mit frohem Sinn, |
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Um deinen Wuchs mir zu erziehn, |
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Nach meiner Stengel sanftem Grün. |
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Doch alles will mich heut verwirr'n, |
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Nur dicke Knubel schafft mein Zwirn, |
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Kein Bild von dir, du schlanke Dirn. |
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Nun stellt' ich deiner Augen Blau |
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So gern der kranken Brust zur Schau |
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Und finde - rötlich blasses Grau. |
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Und was auch meine Sehnsucht klagt, |
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Und was auch meine Liebe wagt, |
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Kein Bild von dir, blauäug'ge Magd! |
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Nun sag mir eins noch ganz gewiß: |
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Hast Hoffnung du zu dem Servis? |
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Sag mir, o trautes Mägdlein dies. |
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N.S. |
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Grüß mir die muntre Schwester fein, |
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Auch Doris soll gegrüßet sein. |
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Laß brennen gleich dies Briefelein. |
Details zum Gedicht „An Fräulein Emilie Piaste“
Luise Hensel
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1798 - 1876
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An Fräulein Emilie Piaste“ wurde von der deutschen Dichterin Luise Hensel verfasst, die zwischen 1798 und 1876 lebte. Sie wird oftmals der Biedermeierzeit und dem Pietismus zugeordnet – einer Zeit, in der die persönlichen Gefühle und die individuelle Innerlichkeit im Vordergrund standen.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht eigenartig humorvoll. „Pantoffel-Stafette“, „Fingerhut“ und „garstiger Klatschmohn“ sind farbenfrohe, skurrile Bilder, die ein heiteres, fast schon albernes Schauspiel erzeugen.
Grundsätzlich handelt das Gedicht von der Dichterin, die einen springenden Monolog und Gedankenfluss über ihre enge Freundschaft und Sehnsucht nach Emilie Piaste offenbart. Sie sendet einen Brief, den sie scheinbar mit einer Höchstwichtigkeit versieht, indem sie ihn durch eine „Pantoffel-Stafette“ schickt – eine humorvolle Beschreibung für einen schnellen und zuverlässigen Überbringungsweg.
Die Dichterin scheint zu sticken, während sie ihre Gedanken teilt und ihre Sehnsucht nach Emilie vermischt sich mit ihrem Handwerk. Sie versucht, Emilies Bild in ihre Stickerei zu integrieren - die „rosigen Wangen“, „blauen Augen“ und schlanke Gestalt -, aber sie findet keine entsprechenden Farben oder Formen, die ihre Freundin zu ihrer Zufriedenheit darstellen könnten.
Unter der Oberfläche des humorvollen Tons und der scheinbar trivialen Themen, erkennt man, dass das lyrische Ich in Wirklichkeit eine tiefe Sehnsucht und Verbundenheit zu Emilie ausdrückt. Gerade diese scheinbar unerfüllbare Aufgabe – das genaue Abbild von Emilie in der Stickerei zu erzeugen – verdeutlicht die Intensität der Sehnsucht.
Hinsichtlich der Form lässt sich beobachten, dass das Gedicht aus mehreren Strophen besteht, die meistens aus drei Versen bestehen. Eine konstante Metrik oder ein festes Reimschema sind nicht erkennbar, was den fließenden, fast schon plaudernden Charakter des Gedichts unterstreicht.
Die Sprache ist einfach und direkt, abgesehen von ein paar veralteten Ausdrücken wie „Mägdlein“, die das Gedicht in seiner Entstehungszeit verankern und ihm eine charmante nostalgische Note verleihen. Die lebendigen Bilder, die humorvollen Formulierungen und die ehrliche Sprache tragen zur Leichtigkeit und zugleich zur Tiefe dieses Gedichts bei.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „An Fräulein Emilie Piaste“ eine humorvolle, warmherzige Ode an die Freundschaft und Sehnsucht ist, die in ihrer Einfachheit und Direktheit eine tiefe emotionale Verbundenheit ausdrückt.
Weitere Informationen
Die Autorin des Gedichtes „An Fräulein Emilie Piaste“ ist Luise Hensel. 1798 wurde Hensel in Linum geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1814 und 1876. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 241 Wörter. Es baut sich aus 13 Strophen auf und besteht aus 41 Versen. Luise Hensel ist auch die Autorin für das Gedicht „Und Gottes Friede sei mit dir“, „Wohl gleicht das Leben einem Kranz“ und „Ach, lieber Gott, wie krank und matt“. Zur Autorin des Gedichtes „An Fräulein Emilie Piaste“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Luise Hensel sind auf abi-pur.de 255 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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