Wohl gleicht das Leben einem Kranz von Luise Hensel

Wohl gleicht das Leben einem Kranz,
Drin Ros' und Dorn sich eint,
Wo Schatten bald, bald Sonnenglanz
Im Wechsellicht erscheint.
 
Es ist der ew'gen Liebe Hand,
Die so den Kranz gewebt,
Der hell, ein schimmernd Blumenband,
Um unsre Locken schwebt.
 
Doch hat der ew'gen Liebe Hand
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Auch jenen Kranz gepflückt,
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Der schwer, ein stechend Dornenband,
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Die wunden Scheitel drückt.
 
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Dir aber wünsch' ich einen Kranz,
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Der ohne Dornen blüht,
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Drin Rosenlicht und Sternenglanz
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In süßem Wechsel glüht.
 
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O könnt' ich deinem Lebensgang
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Der Freuden viel erfleh'n,
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Wie würd' ich froh, mit lautem Dank,
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Hinauf zum Vater seh'n!
 
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Er gebe noch der Tage viel
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Zum frommen Pilgerlauf,
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Und nehme einst am fernen Ziel
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Dich selig zu sich auf.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Wohl gleicht das Leben einem Kranz“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
117
Entstehungsjahr
1798 - 1876
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wohl gleicht das Leben einem Kranz“ stammt von der Dichterin Luise Hensel, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte. Als Autorin ist sie vor allem durch ihre geistlichen und religiösen Texte bekannt geworden.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht einen Eindruck, der durchaus als ermutigend und aufbauend empfunden werden kann, trotz der vorhandenen Anspielungen auf Schwierigkeiten und Herausforderungen. Die Beschreibung des Lebens als Kranz vereint sowohl gute als auch schlechte Zeiten und schafft somit eine tiefe Verbindung zum menschlichen Dasein.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich über die Dualität des Lebens, repräsentiert durch einen Kranz, in dem sowohl Rosen als auch Dornen zu finden sind – Symbole für Freude und Leid. Das lyrische Ich erkennt die Hand der „ew'gen Liebe“, die beides, ein schimmerndes Blumenband und ein stechendes Dornenband, erschafft. Von einem Kranz, der „ohne Dornen blüht,“ wird erzählt und der Wunsch, dass das gegenüberstehende Du viele Tage des frommen Pilgerlaufs erleben darf, wird zum Ausdruck gebracht. Schließlich glaubt das lyrische Ich fest daran, dass der Vater – ein Symbol für Gott in diesem Kontext - das Gegenüber am Ende seines Lebens „selig zu sich auf“ nehmen und ihm ewige Freude schenken wird.

Formal betrachtet handelt es sich bei diesem Gedicht um Sechs-Vierzeiler im Kreuzreim. Die Sprache der Dichterin ist bildhaft und verwendet viele Metaphern, um konkrete Vorstellungen zu erzeugen. Die religiösen Aspekte sind ebenfalls sehr präsent, um einen poetischen Raum zu schaffen, der sowohl das Irdische als auch das Spirituelle umfasst.

Insbesondere die Verwendung des Kranzes ist eine starke Metapher: Sie steht für den Lebenszyklus, die Dualität aus Freude und Leid und die ewige Verbindung zwischen dem Menschen und der höheren Macht. Darüber hinaus zieht Hensel erfolgreiche Parallelen zwischen der Pracht eines blühenden Kranzes und den schönen Momenten des Lebens, ebenso wie zwischen den Dornen und den Schwierigkeiten, die jeder Mensch zu ertragen hat.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wohl gleicht das Leben einem Kranz“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Luise Hensel. Hensel wurde im Jahr 1798 in Linum geboren. In der Zeit von 1814 bis 1876 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 117 Worte. Die Gedichte „Schau himmelan, schau himmelan“, „Und Gottes Friede sei mit dir“ und „Ach, lieber Gott, wie krank und matt“ sind weitere Werke der Autorin Luise Hensel. Zur Autorin des Gedichtes „Wohl gleicht das Leben einem Kranz“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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