Flackre, ewges Licht im Tal von Gottfried Keller

Flackre, ewges Licht im Tal,
friedlich vor dem Fronaltare;
auch dein Küster liegt einmal,
der das Öl hat, auf der Bahre!
 
Rausche fort, du tiefer Fluß!
Dein Gesang wird fortbestehen:
Aber jede Welle muß
endlich doch im Meer vergehen.
 
Nachtviolen, süß und stark,
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duftet ihr durch diese Lauben,
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und ihr wißt das feinste Mark
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Luft und Erde schnell zu rauben.
 
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Von der warmen Nacht geküßt,
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säumt ihr nicht, es auszuhauchen,
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eh ihr selber wieder müßt
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eure Köpflein untertauchen.
 
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Aus des Äthers dunklem Raum
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perlen leuchtend goldne Sonnen,
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kommen, schwinden wie ein Traum,
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doch gefüllt bleibt stets der Bronnen.
 
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Und nur du, mein armes Herz,
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du allein willst ewig schlagen,
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deine Lust und deinen Schmerz
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endlos durch die Himmel tragen?
 
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Ewig neu der Wirbel ist,
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zahllos aller Dinge Menge,
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und es bleibt uns keine Frist,
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zu beharren im Gedränge.
 
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Wie der Staub im Sonnenstrahle
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wallts vorüber, Kern und Schale
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Ewig ist, begreifst es du,
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sehnend Herz, nur deine Ruh!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Flackre, ewges Licht im Tal“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
158
Entstehungsjahr
1819 - 1890
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Flackre, ewges Licht im Tal“ wurde von Gottfried Keller verfasst, einem Schweizer Dichter und Schriftsteller des Realismus, der von 1819 bis 1890 lebte. Damit lässt sich das Werk in der Epoche des 19. Jahrhunderts und spezifisch innerhalb des Realismus zeitlich verorten.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht einen melancholischen Eindruck, der durch eine reflexive und kontemplative Atmosphäre geprägt ist. Es sind verschiedene Natur- und Himmelskörper zu erkennen, die metaphorische Funktionen für das lyrische Ich zu haben scheinen.

Der Inhalt des Gedichts lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Das Gedicht beginnt mit einem Aufruf an ein ewiges Licht, im Tal zu flackern. Verschiedene Aspekte der Natur - ein Fluss, Nachtviolen, die Sonne - werden hervorgehoben, um die Vergänglichkeit und den ständigen Wandel des Lebens darzustellen. Das lyrische Ich mündet in eine intensive Selbstreflexion, indem es sein eigenes Herz, seine Freude und seinen Schmerz als ewig und unvergänglich darstellt. Es endet mit der Erkenntnis, dass ewig nur die innere Ruhe des Herzens ist.

Formal betrachtet handelt es sich um ein Gedicht mit acht Strophen, die jeweils aus vier Versen bestehen. Die Sprache ist eher einfach und direkt, gleichzeitig aber auch bilderreich und metaphorisch. Insbesondere die Metaphorik rund um die Natur und das himmlische Geschehen dient dazu, universelle Fragen nach Vergänglichkeit und Existenz aufzuwerfen. Besonders bemerkenswert ist die rhetorische Frage in der sechsten Strophe, die eine reflexive und introspektive Wendung des Gedichts markiert.

Im Allgemeinen drückt das lyrische Ich im Gedicht seine Bewunderung für die unendlichen Zyklen der Natur aus und stellt diese der Unvergänglichkeit seines eigenen Herzens gegenüber. Es scheint, als suche es nach Trost in der Vorstellung, dass auch das Herz nur ein Teil dieses Zyklus ist und die ewige Ruhe Teil dieses natürlichen Austauschs ist. Das Gedicht schafft somit einen kritischen Diskurs zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit, zwischen Herz und Natur. In Kellers typischem realistischen Stil bringt es die Leser dazu, über die Bedeutung des Lebens und das Konzept der Ewigkeit nachzudenken.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Flackre, ewges Licht im Tal“ des Autors Gottfried Keller. Keller wurde im Jahr 1819 in Zürich geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1835 und 1890. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Keller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 158 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Gottfried Keller sind „Abendregen“, „Abendlied“ und „In der Trauer“. Zum Autor des Gedichtes „Flackre, ewges Licht im Tal“ haben wir auf abi-pur.de weitere 48 Gedichte veröffentlicht.

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