Zarte Rücksichten von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Wir waren es! o Heil, daß wir es waren,
Die einst erfanden vor vierhundert Jahren
Dich, Pflegetochter hoher Gnad' und Gunst,
Dich, weitberühmte edle Druckerkunst!
 
Herbei aus allen deutschen Gau'n in Schaaren!
Kommt, lasst uns unsern Dank Ihm offenbaren,
Ihm, der das Wort gefreit aus seinem Bann,
Daß es die ganze Welt erfreuen kann.
 
Von allen Thürmen soll es hell erschallen,
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Aus allen Feuerschlünden wiederhallen!
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Dank, Guttenberg, du hast das Wort gefreit,
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Frei sei's und bleib's bei uns auch allezeit!
 
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Doch nein! es ist manch allerhöchster Wille,
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Daß wir uns jetzt nur freu'n ganz stille, stille:
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Ein Jubelfest von Deutschland nur allein
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Säh' aus, als sollt' es Schadenfreude sein.
 
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Was würde Holland wohl, was China sagen,
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Wenn wir so jubelten in diesen Tagen?
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Es ist kein schönes, ist kein würdig Fest,
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Wozu sich nicht der Nachbar laden lässt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.6 KB)

Details zum Gedicht „Zarte Rücksichten“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
138
Entstehungsjahr
1798 - 1874
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Zarte Rücksichten“ stammt von dem Schriftsteller August Heinrich Hoffmann von Fallersleben aus dem 19. Jahrhundert, bekannt als der Verfasser des deutschen Nationalliedes. Seine Zeit als Dichter und Autor fiel in eine Epoche des politischen Aufruhrs, der sozialen Veränderung und des technologischen Fortschritts in Deutschland.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als Lobgesang auf die Druckkunst und ihren Begründer, Johannes Gutenberg. Das lyrische Ich zeigt seinen Respekt und seine Bewunderung für diese bedeutende Erfindung und ihre weitreichenden Auswirkungen auf Gesellschaft und Kultur.

Inhaltlich dreht sich das Gedicht um die Erfindung der Druckerpresse durch Gutenberg und ihre Bedeutung. Das lyrische Ich betont in der ersten Strophe, dass es den Deutschen vor vierhundert Jahren gelang, die Druckerpresse zu erfinden. In der zweiten und dritten Strophe drückt das lyrische Ich Dank und Lob für Gutenberg aus, der „das Wort aus seinem Bann befreit“ hat, was auf die Bedeutung von Gutenbergs Erfindung für die Verbreitung von Wissen und Literatur hinweist. In der vierten und fünften Strophe wird das Thema internationaler Anerkennung und der Angst vor Neid angesprochen. Hier wird die Freude über den Erfindergeist und gleichzeitig die Sorge davor, was andere Nationen dazu sagen könnten, deutlich.

In Bezug auf die Form sehen wir eine klare Struktur in dem Gedicht mit regelmäßig wiederkehrenden Versmaßen und Reimen. Jede Strophe besteht aus vier Versen, was eine formale Einheitlichkeit und Ordnung schafft.

Die Sprache des Gedichts ist direkt und zugänglich, es werden keine komplexen metaphorischen Strukturen verwendet. Dennoch ist der Ausdruck kraftvoll und eindringlich, mit wiederholten Anrufen und Ausrufen. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Ausdruck „Frei sei's und bleib's bei uns auch allezeit!“ als Wunsch für das Fortbestehen von Gedanken- und Meinungsfreiheit.

Insgesamt ist das Gedicht eine Huldigung an die Druckerkunst und ihre transformative Kraft, aber auch eine sorgsame Betrachtung darüber, wie diese Errungenschaft international wahrgenommen wird. Es betont den Wert von Offenheit und Austausch und vermittelt gleichzeitig die Vorstellung von deutschem Erfindergeist und Innovationskraft.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Zarte Rücksichten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Im Jahr 1798 wurde Hoffmann von Fallersleben in Fallersleben bei Wolfsburg geboren. Zwischen den Jahren 1814 und 1874 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Hoffmann von Fallersleben ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 138 Worte. Die Gedichte „Die wilden Gänse“, „Jetzt hebt der Fasching an“ und „Leicht in den Herzen“ sind weitere Werke des Autors August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Zum Autor des Gedichtes „Zarte Rücksichten“ haben wir auf abi-pur.de weitere 201 Gedichte veröffentlicht.

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