Außer dir nur, was in dir von Friedrich Emil Rittershaus

Die Lüge sieht von Pol zu Pol
Ein Lügennetz gewebt,
Denn Jeder schaut nur in die Welt,
Was ihm im Busen lebt!
 
Wie's innen, so ist's draußen auch!
Ist's innen licht und hell,
So dünkt die Welt dir lieb und schön,
Ein reicher Freudenquell.
 
Doch ist dein Herz geplagt, gequält,
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Von Gram und Sorgen matt,
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So scheint die Welt dir öd', und fahl
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Ein jedes Blüthenblatt.
 
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Wer Nacht und Trug im Busen hegt,
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Sieht immer Nacht und Trug;
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Wer Gott im tiefsten Herzen trägt,
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Sieht ihn im Weltenbuch.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Außer dir nur, was in dir“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1834 - 1897
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Außer dir nur, was in dir“ stammt von Friedrich Emil Rittershaus. Rittershaus lebte von 1834 bis 1897, womit die Entstehungszeit des Gedichts in das späte 19. Jahrhundert einzuordnen ist.

Auf den ersten Eindruck hin wirkt das Gedicht nachdenklich und introspektiv. Es scheint eine Überlegung oder Reflexion über die menschliche Wahrnehmung und Selbsterkenntnis zu sein.

Das lyrische Ich in Friedrich Emil Rittershaus' Gedicht erzählt darüber, wie ein jeder Mensch die Welt durch seine individuellen Augen betrachtet - was in einem Menschen lebt, bestimmt, wie er die Welt sieht („Denn Jeder schaut nur in die Welt/Was ihm im Busen lebt“). Wenn das innere Selbst lichtvoll und froh ist, dann erscheint auch die Welt als eine Quelle von Freude und Schönheit („Ist's innen licht und hell/So dünkt die Welt dir lieb und schön“). Andererseits, wenn ein Mensch innerlich leidet, erscheint ihm die Welt düster und leblos („Doch ist dein Herz geplagt, gequält/So scheint die Welt dir öd', und fahl“).

Die Aussage scheint also zu sein, dass die eigene innere Verfassung die Wahrnehmung bestimmt. In diesen Kontext kann man auch das letzte Verspaar lesen: Wer in seinem Inneren Betrug und Dunkelheit hegt, wird dies in der Welt wiederfinden. Wer hingegen in seinem tiefsten Inneren Gott trägt, wird ihn auch in der Welt finden.

In Bezug auf Form und Sprache ist festzuhalten, dass das Gedicht aus vier Strophen besteht, jede mit jeweils vier Versen. Die Reimschemen in den vier Strophen sind identisch (aabb). Die Sprache ist recht einfach und direkt, zugleich aber bildhaft. Die Bilder und Metaphern des Gedichts beziehen sich vor allem auf das Innenleben des Menschen („im Busen lebt“, „im tiefsten Herzen trägt“) und die äußere Welt („Welt“, „Pol zu Pol“). Besonders häufig sind Licht- und Dunkel-Metaphern, die einen starken Kontrast erzeugen und damit die zentralen Gegensätze des Gedichts besonders hervortreiben.

Weitere Informationen

Friedrich Emil Rittershaus ist der Autor des Gedichtes „Außer dir nur, was in dir“. Rittershaus wurde im Jahr 1834 in Barmen geboren. Zwischen den Jahren 1850 und 1897 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 88 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Friedrich Emil Rittershaus ist auch der Autor für Gedichte wie „Trübe Ahnung“, „Die Heimat“ und „Der blasse Engel“. Zum Autor des Gedichtes „Außer dir nur, was in dir“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 13 Gedichte vor.

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