Morgenfrühe von Friedrich Emil Rittershaus
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Noch sind die Blumen halb geschlossen, |
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Noch sind die Vöglein schlummermatt; |
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Der Tau, der sich bei Nacht ergossen, |
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Fällt leis im Wald von Blatt zu Blatt. |
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Es zittert durch die grünen Hallen |
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Des Morgenwindes duft'ger Hauch, |
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Und wie des Taues Tropfen fallen, |
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Fällt von der Brust die Schwermut auch. |
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Und wieder bebt mir durchs Gemüte |
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Die Wonne. die mich einst entzückt; |
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Aufs neue blüht sie auf, die Blüte, |
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Die fast des Lebens Last erdrückt. |
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Was bei des Tags Gewitterschwüle |
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Sich um der Seele Flügel spinnt, |
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Aus meinem Busen treibt's der kühle, |
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Der frühlingsfrische Morgenwind. |
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Gesegnet sei, du Morgenfeier! |
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Schon leuchtet's um der Berge Knauf; |
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Die Seele hebt den Fittich freier, |
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Und mit den Lerchen steigt sie auf. |
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Ich möcht' ans Herz den Himmel pressen, |
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Die Blume küssen, die ich pflück'; |
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O, eine Stunde Schmerz vergessen |
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Ist schon ein unermeßlich Glück. |
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Die Nebel auf des Thales Matten, |
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Verscheucht der Sonne goldne Pracht; |
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Es sind die letzten dunklen Schatten |
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Von dem Gewand der flücht'gen Nacht. |
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Empor, empor, ihr Liederschwingen! |
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Fort, Sorgennebel, dumpf und schwer! |
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O Gott, wenn doch die Sorgen gingen |
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Einmal auf Nimmerwiederkehr! |
Details zum Gedicht „Morgenfrühe“
4
32
182
1834 - 1897
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Morgenfrühe“ wurde von Friedrich Emil Rittershaus verfasst, der zwischen 1834 und 1897 lebte. Dies platziert das Gedicht und seinen Autor in die Epoche des Realismus, auch wenn er sich in manchen Werken romantischen Motiven bediente.
Beim Lesen des Gedichts entsteht sofort eine ruhige, positive Atmosphäre. Rittershaus verwendet viele Naturbeschreibungen, um eine friedliche Morgenstimmung darzustellen, in der das lyrische Ich eine Wiederbelebung der Freude und Hoffnung verspürt.
Der zentrale Inhalt des Gedichts ist das Erwachen der Natur und die damit verbundene Erneuerung der Stimmung des lyrischen Ichs. Die ersten Strophen beschreiben, wie der Morgen allmählich anbricht und die Dunkelheit der Nacht verdrängt, wobei die besondere Schönheit und Ruhe des Morgens betont wird. Im weiteren Verlauf des Gedichts wird klar, dass das lyrische Ich seine Sorgen und seine Schwermut vergessen kann. Die Schönheit des Morgens wirkt auf das lyrische Ich wohltuend und spendet neue Lebensfreude und Kraft, um die Herausforderungen des Lebens zu meistern.
In Bezug auf die Form und die Sprache des Gedichts kann man feststellen, dass Rittershaus konsequente Achtzeiler verwendet. Er findet einen flüssigen Rhythmus mit einem gut erkennbaren Reimschema (ABAB CDCD). Die Sprache ist poetisch und reich an bildhaften Metaphern und poetischen Bildern, die das Gedicht lebendig und emotional ansprechend machen. Es ist auch bemerkenswert, wie geschickt Rittershaus die Natur als Medium verwendet, um die Gefühle und Stimmungen des lyrischen Ichs darzustellen.
Insgesamt kann man sagen, dass „Morgenfrühe“ ein lyrisches Gedicht ist, das die therapeutische Wirkung, die die Natur und die morgendliche Schönheit auf die menschliche Seele haben können, effektiv zum Ausdruck bringt. Es zeigt auch das Sehnen des lyrischen Ichs nach dauerhafter Befreiung von Sorgen und Ängsten.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Morgenfrühe“ ist Friedrich Emil Rittershaus. Der Autor Friedrich Emil Rittershaus wurde 1834 in Barmen geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1850 bis 1897 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 182 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich Emil Rittershaus sind „Haß“, „Trübe Ahnung“ und „Die Heimat“. Zum Autor des Gedichtes „Morgenfrühe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 13 Gedichte veröffentlicht.
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Weitere Gedichte des Autors Friedrich Emil Rittershaus (Infos zum Autor)
- Haß
- Trübe Ahnung
- Die Heimat
- Der blasse Engel
- Auf dem Berge
- Am Todestag der Mutter
- Das Auge
- Gebet
- Außer dir nur, was in dir
- Ich sprach zur Sonne
Zum Autor Friedrich Emil Rittershaus sind auf abi-pur.de 13 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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