Es wallt das Korn von Gottfried Keller
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Es wallt das Korn weit in die Runde, |
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Und wie ein Meer dehnt es sich aus; |
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Doch liegt auf seinem stillen Grunde |
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Nicht Seegewürm, noch andrer Graus; |
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Da träumen Blumen nur von Kränzen |
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Und trinken der Gestirne Schein, |
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O goldnes Meer, dein friedlich Glänzen |
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Saugt meine Seele gierig ein! |
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Zu meiner Heimat grünen Talen, |
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Da herrscht ein alter, schöner Brauch: |
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Wann hell die Sommersterne strahlen, |
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Der Glühwurm schimmert durch den Strauch, |
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Dann geht ein Flüstern und ein Winken, |
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Das sich dem Ährenfelde naht, |
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Da geht ein nächtlich Silberblinken |
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Von Sicheln durch die goldne Saat. |
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Das sind die Bursche, jung und wacker, |
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Die sammeln sich im Feld zuhauf |
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Und suchen den gereisten Acker |
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Der Witwe oder Waise auf, |
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Die keines Vaters, keiner Brüder |
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Und keines Knechtes Hilfe weiß — |
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Ihr schneiden sie den Segen nieder, |
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Die reinste Lust ziert ihren Fleiß. |
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Schon sind die Garben festgebunden |
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Und rasch in einen Ring gebracht; |
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Wie lieblich flohn die kurzen Stunden, |
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Es war ein Spiel in kühler Nacht! |
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Nun wird geschwärmt und hell gesungen |
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Im Garbenkreis, bis Morgenluft |
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Die nimmermüden braunen Jungen |
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Zur eignen schweren Arbeit ruft. |
Details zum Gedicht „Es wallt das Korn“
Gottfried Keller
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32
183
1819 - 1890
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Es wallt das Korn“ wurde von Gottfried Keller verfasst, der von 1819 bis 1890 lebte. Damit ist es in der Epoche des Realismus einzuordnen.
Auf den ersten Blick fällt die harmonische Stimmung des Gedichtes auf, die durch die Beschreibung der Natur und des dörflichen Lebens erzeugt wird. Dies setzt sich im gesamten Gedicht fort, welches Arbeiten im Einklang mit der Natur reflektiert und idealisiert.
Im Gedicht wird die Landschaft und das Arbeitsleben auf den Äckern beschrieben. Das „lyrische Ich“ erlebt und beobachtet, wie junge Männer auf das weite Kornfeld schauen, sie arbeiten in der Nacht, um das Korn zu ernten, welches sie dann zu Garben binden. Dies geschieht in einem friedlichen und harmonischen Miteinander und wird als ein Spiel und als Freude empfunden. Sie helfen der Witwe oder der Waise, deren Ernte ohne die Hilfe der jungen Männer liegen bleiben würde.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen. Jede Strophe beginnt mit einer Betrachtung der Natur bzw. der Szenerie und mündet dann in eine Handlung, die von den Menschen ausgeführt wird. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch. Das Kornfeld wird als „goldenes Meer“ bezeichnet und die Garben der Ernte werden in „einen Ring gebracht“. Diese Metaphern verleihen der sprachlichen Darstellung eine malerische und romantische Ebene. Es werden durchgehend positive Konnotationen verwendet, sodass die dörflichen Arbeiten verklärt und romantisiert dargestellt werden. Die Harmonie zwischen Mensch und Natur wird dadurch besonders hervorgehoben.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Gedicht eine idealisierte Darstellung des dörflichen Lebens und der Arbeit in der Natur darstellt. Das „lyrische Ich“ nimmt all dies positiv und wohlwollend wahr und es entsteht eine romantische Stimmung. Es schätzt die Gemeinschaft, die Arbeit und die Schönheit der Natur. Damit passt es gut in die Gedankenwelt des Realismus, der das Streben nach Harmonie und die realistische Darstellung des Lebens betont.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Es wallt das Korn“ des Autors Gottfried Keller. Keller wurde im Jahr 1819 in Zürich geboren. In der Zeit von 1835 bis 1890 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Keller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 183 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Der Dichter Gottfried Keller ist auch der Autor für Gedichte wie „Herbstlied“, „Die Zeit geht nicht“ und „Die kleine Passion“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Es wallt das Korn“ weitere 48 Gedichte vor.
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Zum Autor Gottfried Keller sind auf abi-pur.de 48 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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