Am jüngsten Tag von Isolde Kurz

Früh, sobald der Morgen wacht,
Huscht's durch Flur und Halle,
Mütterlein den Kaffee macht,
Klopft an jede Türe sacht,
Weckt die Schläfer alle.
 
Nur die Tochter seufzt und spricht:
?Laß mich ruhn und träumen!
Meine Augen schmerzt das Licht.
Mutter, srör den Schlaf mir nicht,
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Hab nichts zu versäumen."
 
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Wenn zum jüngsten Tage hell
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Die Posaunen blasen,
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Mütterlein ist gleich zur Stell,
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Läuft und weckt die Ihren schnell
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Drunten unterm Rasen.
 
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Vater, der am längsten schlief,
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Muß zuerst sich schütteln,
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Auch der jüngste schläft nicht tief,
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Aufsteht jeder, den sie rief
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Eine muß man rütteln.
 
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Eine wendet sich zur Seit,
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Will nicht sehn noch hören:
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?Zu verschlafen Erdenleid,
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War zu kurz die Ewigkeit;
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Laß dein Kind nicht stören!"
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Am jüngsten Tag“

Autor
Isolde Kurz
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
118
Entstehungsjahr
1853 - 1944
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht Am jüngsten Tag wurde von Isolde Kurz geschrieben, einer deutschen Dichterin und Schriftstellerin, die von 1853 bis 1944 lebte. Isolde Kurz gilt als Vertreterin der Neuromantik und des Symbolismus, diese Bewegungen fallen in die Zeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

Das Gedicht erzeugt auf den ersten Eindruck eine intime, häusliche Atmosphäre, welche durch den Einbezug des jüngsten Tages eine ernste, spirituelle Dimension erhält. Es scheint sich um eine Familie zu handeln, die miteinander und mit den Zyklen von Tag und Nacht, Wachen und Schlafen interagiert.

Inhaltlich bildet das Gedicht eine Szene aus dem häuslichen Alltag ab, in der die Mutter als zentrale Figur handelt. Sie weckt ihre Familienmitglieder, vom ersten Morgenlicht bis zum jüngsten Tag. Die Tochter protestiert gegen das Aufwachen, und im Jenseits will ein weiteres Familienmitglied lieber weiterschlafen. Das Gedicht misst dem Weckruf und dem Aufwachen metaphorische Bedeutungen bei, die sowohl das alltägliche Erwachen als auch spirituelle und existenzielle Erwachen darstellen können. Dabei werden Themen wie Loyalität, Fürsorge, aber auch individuelle Wünsche und das Recht auf Ruhe angesprochen.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils fünf Versen. Die Form ist klar und konsequent, was zur Übersichtlichkeit des Gedichts beiträgt. Die Sprache ist einfach und auf das Wesentliche reduziert, was die Intimität und Alltäglichkeit der Szene betont. Gleichzeitig schafft die schlichte Sprache Raum für tieferliegende Bedeutungen und lässt das Gedicht symbolisch wirken. Die hauptsächlich reimlosen Verse tragen zur nüchternen, realistischen Darstellung der Szenerie bei und kontrastieren das spirituelle Thema. Der Wechsel zwischen handelnden Personen und Perspektiven gibt dem Gedicht Dynamik und belebt die inhaltliche Ausgestaltung. Insgesamt ist das Gedicht im Kontext der Epoche der Neuromantik und des Symbolismus zu verstehen, da es alltägliche Szenen und tiefgründige Themen auf einfache Weise miteinander verbindet.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Am jüngsten Tag“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Isolde Kurz. Im Jahr 1853 wurde Kurz in Stuttgart geboren. Zwischen den Jahren 1869 und 1944 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 118 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 25 Versen. Die Gedichte „Ohne Spur dahin“ sind weitere Werke der Autorin Isolde Kurz. Zur Autorin des Gedichtes „Am jüngsten Tag“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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