Südliche Weise von Isolde Kurz
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Du sprichst von Sünde gleich und ew'gen Flammen, |
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Will ich ein Stündchen nur mit dir verkosen, |
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Weil noch kein Priesterwort uns gab zusammen. |
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Doch neulich sprach der Pfaff beim Messelesen, |
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Er sprach Latein, drum blieb der Sinn dir dunkel, |
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Ich aber bin einst Ministrant gewesen. |
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Er sagte: Fromme Christen, laßt euch raten! |
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Ihr müßt für jeden ungeküßten Kuß |
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Einhundert Jährlein in der Hölle braten. |
Details zum Gedicht „Südliche Weise“
Isolde Kurz
3
9
64
1853 - 1944
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Südliche Weise“ ist von der Dichterin Isolde Kurz geschrieben, die von 1853 bis 1944 gelebt hat. Sie gilt als bedeutende Vertreterin der späten deutschen Romantik und des literarischen Realismus. Das Gedicht ist demzufolge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts oder in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu verorten.
Bei der ersten Betrachtung fällt auf, dass es sich um ein recht kurzes, dreistrophiges Gedicht mit je drei Versen pro Strophe handelt. Die sprachliche Gestaltung wirkt gleichzeitig traditionell, aufgrund des angehauchten, pastorales Kirchendialoges, und modern in ihrem sarkastischen Inhalt.
Inhaltlich dreht sich das Gedicht um eine Diskussion oder Auseinandersetzung zwischen zwei Liebenden, hauptsächlich aus der Perspektive des lyrischen Ichs adressiert zum ungenannten „Du“. Dieses spiegelt das moralische Dilemma wider, in welchem sich das lyrische Ich, wahrscheinlich infolge strikter, kirchlicher Moralvorstellungen, befindet. Es geht um den Konflikt zwischen den natürlichen Wünschen und Bedürfnissen einerseits und der kirchlichen und von der Gesellschaft vermittelten Moral andererseits.
Dabei verwendet das lyrische Ich eine ironische und kritische Herangehensweise. Es nimmt Bezug auf den strengen Priester und seine Androhung ewiger Verdammnis als Strafe für den Akt des Kusses ohne Ehe, stellt gleichzeitig aber die Authentizität und den prüfenden Sinn dieser Vernunftansprüche in Frage. Die Identität des lyrischen Ichs als ehemaliger Ministrant unterstreicht sowohl seine Kenntnisse der kirchlichen Dogmen als auch seine Fähigkeit, sie zu hinterfragen und zu relativieren.
Formal ist das Gedicht in drei Strophen mit jeweils drei Versen unterteilt. Diese kunstvolle Strukturierung verleiht dem Gedicht eine bestimmte Form und einen Rhythmus. Die Sprache ist unprätentiös und leicht zu verstehen, was die ironische und kritische Botschaft des Gedichts unterstreicht. Der Gebrauch des Lateins in der zweiten Strophe dient als humorvolles Stilmittel und unterstreicht den kritischen Unterton, der die kirchliche Autorität und ihre moralischen Postulate in Frage stellt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Isolde Kurz in „Südliche Weise“ auf kreative und herausfordernde Weise den Konflikt zwischen menschlichen Wünschen und kirchlicher Moral thematisiert. Sie hinterfragt die Autorität der Kirche und stellt menschliche Emotionen und Bedürfnisse in den Vordergrund. Ihre klare, ironische Sprache und ihre einprägsame Form machen das Gedicht zu einem fesselnden und nachdenklich stimmenden Leseerlebnis.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Südliche Weise“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Isolde Kurz. Geboren wurde Kurz im Jahr 1853 in Stuttgart. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1869 und 1944. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 9 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 64 Worte. Die Dichterin Isolde Kurz ist auch die Autorin für Gedichte wie „Mädchenliebe“, „Die erste Nacht“ und „Am jüngsten Tag“. Zur Autorin des Gedichtes „Südliche Weise“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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