Der Hunger von Georg Heym
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Er fuhr in einen Hund, dem groß er sperrt |
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Das rote Maul. Die blaue Zunge wirft |
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Sich lang heraus. Er wälzt im Staub. Er schlürft |
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Verwelktes Gras, das er dem Sand entzerrt. |
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Sein leerer Schlund ist wie ein großes Tor, |
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Drin Feuer sickert, langsam, tropfenweis, |
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Das ihm den Bauch verbrennt. Dann wäscht mit Eis |
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Ihm eine Hand das heiße Speiserohr. |
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Er wankt durch Dampf. Die Sonne ist ein Fleck, |
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Ein rotes Ofentor. Ein grüner Halbmond führt |
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Vor seinen Augen Tänze. Er ist weg. |
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Ein schwarzes Loch gähnt, draus die Kälte stiert. |
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Er fällt hinab, und fühlt noch, wie der Schreck |
14 |
Mit Eisenfäusten seine Gurgel schnürt. |
Details zum Gedicht „Der Hunger“
Georg Heym
4
14
105
1911
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Der Autor dieses Gedichts ist Georg Heym, der mit seiner Schaffenszeit am Beginn des 20. Jahrhunderts zu den bedeutenden Vertretern des literarischen Expressionismus zählt.
Bei der ersten Begegnung mit dem Gedicht „Der Hunger“ fällt auf, dass es sich um ein düsteres, kraftvolles und zugleich auch drastisches Bild handelt, das nicht auf unmittelbaren Verständnis ausgerichtet ist.
Das Gedicht erzählt von einer Figur, die sich aufgrund akuten Hungers in einem quälenden Zustand befindet. Der Hunger wird durch das lyrische Ich in Form einer personifizierten Macht dargestellt, die die Kontrolle übernimmt und den Körper leidvoll durchleiden lässt. In den vier Strophen wird der verzweifelte Kampf gegen den Hunger, der in der bildhaften Darstellung eines brennenden Bauchs mündet, und das letztendliche Sterben dargestellt.
Die Sprache in diesem Gedicht ist ausdrucksvoll und reich an bildlicher Symbolik und Metaphorik. Intensive Farbattribute wie 'rot', 'blau', 'grün' und 'schwarz' unterstreichen die Schwere und Dramatik der Szene. Absichtlich wird auf eine harmonische Versmaß verzichtet, um ein Ausmaß der Verzweiflung und Härte des inneren Zustands zu zeigen. Der Jambus – die häufigste Form des Versfußes in der deutschen Dichtung - stellt den Rhythmus des unerbittlichen Hungers dar, der das lyrische Ich quält.
Die Struktur des Gedichts besteht aus vier Strophen unterschiedlicher Länge: zweimal vier und zweimal drei Verse, die einen Prozess, eine sich zuspitzende Entwicklung darstellen. Strophe für Strophe erlebt das lyrische Ich seine leidvolle Veränderung, die mit dem Vers 14, „Mit Eisenfäusten seine Gurgel schnürt.“, seinen tragischen Höhepunkt findet.
Alles in allem handelt es sich also um ein expressionistisches Gedicht, das durch die Verwendung intensive Farbmetaphoriken und einer harten, rauen Bildsprache einen dramatischen, pessimistischen Blick auf die menschliche Not wirft. Heym greift dabei auf die expressionistische Technik der Verfremdung und Übersteigerung zurück, um den Hunger als bedrohliche, unerbittliche Macht darzustellen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Der Hunger“ ist Georg Heym. Der Autor Georg Heym wurde 1887 in Hirschberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1911 zurück. Erschienen ist der Text in Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 105 Worte. Weitere Werke des Dichters Georg Heym sind „Bist Du nun tot?“, „Columbus“ und „Das Fieberspital“. Zum Autor des Gedichtes „Der Hunger“ haben wir auf abi-pur.de weitere 79 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Georg Heym sind auf abi-pur.de 79 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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