An den Herrn von Richard von Schaukal

Du, in den wir münden
Du, aus dem wir erwacht:
Wer, wer darf dich verkünden,
Der du dich selbst erdacht!
 
Der du über den Zeiten
Thronst in Unendlichkeit:
Über die Meere gleiten
Schatten von deinem Kleid.
 
Tage und Nächte schleichen
10 
Unten an seinem Saum.
11 
Erblühen und Erbleichen
12 
Gabst du uns als Traum.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „An den Herrn“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
52
Entstehungsjahr
1874 - 1942
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An den Herrn“ stammt von Richard von Schaukal, einem österreichischen Schriftsteller, der von 1874 bis 1942 lebte. Dies legt nahe, dass das Werk in der Zeit der Jahrhundertwende und des frühen 20. Jahrhunderts entstand, einer Zeit der starken gesellschaftspolitischen Veränderungen und einer Blütezeit der Literatur.

Der erste Eindruck des Gedichtes ist geprägt von einer feierlichen und ehrfürchtigen Stimmung. Der Leser wird in eine Art Andacht oder Gebet eingeführt, in dem das lyrische Ich sich an eine übergeordnete Entität - vielleicht Gott, das Universum oder eine Art Schöpfungsprinzip - wendet.

Das Gedicht handelt offensichtlich von einer Art transzendenter Einheit, die das lyrische Ich sowohl als Ursprung als auch als Ziel aller existierenden Dinge ansieht. Es betont die Unfähigkeit des Menschen, dieses Prinzip vollständig zu erfassen („Wer, wer darf dich verkünden, / Der du dich selbst erdacht!“) und stellt es als zeitlos und allumfassend dar („Der du über den Zeiten / Thronst in Unendlichkeit“). Im weiteren Verlauf des Gedichts wird vermutet, dass das menschliche Bewusstsein von dieser Entität beeinflusst wird und unsere Wahrnehmung von Zeit und Veränderung („Tage und Nächte schleichen / Unten an seinem Saum / Erblühen und Erbleichen / Gabst du uns als Traum“) durch sie gefiltert wird.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen, es handelt sich also um ein regelmäßiges, klassisches Gedicht. Die verwendete Sprache ist hochgestochen und bildhaft, mit vielen Metaphern und Symbolen. Der Autor sieht in dieser Entität eine Art König oder Herrscher („Thronst in Unendlichkeit“), was eine sehr traditionelle, religiöse Metapher ist. Auch die Personifizierung von abstrakten Konzepten wie Tagen und Nächten sowie das Spiel mit Licht und Dunkelheit („Erblühen und Erbleichen“) fungieren als Metaphern, die die Unbegreiflichkeit und mysteriöse Präsenz der angesprochenen Einheit betonen.

Zusammengefasst handelt es sich bei „An den Herrn“ von Richard von Schaukal um ein Gedicht, das sich mit der Frage der Existenz und des Göttlichen beschäftigt und dies auf eine ehrfürchtige und reflektierte Weise tut. Es stellt eindringliche Fragen und bringt den Leser dazu, über die eigene Position im Universum nachzudenken.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An den Herrn“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard von Schaukal. 1874 wurde Schaukal in Brünn geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1890 bis 1942 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 52 Worte. Weitere Werke des Dichters Richard von Schaukal sind „Spät“, „Der Araber“ und „Porträt des Marquis de“. Zum Autor des Gedichtes „An den Herrn“ haben wir auf abi-pur.de weitere 34 Gedichte veröffentlicht.

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