Meldung von Richard von Schaukal
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Ein schwarzer Ritter, Herrin, hält |
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Im Burghof mit verhüllter Miene: |
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So wahr ich deiner Gnade diene, |
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Er hat nicht Wesen dieser Welt! |
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Sein Helm trägt eine glatte Schiene, |
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Sein Harnisch ist von schwarzem Stahl, |
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Sein Roß hat Augen wie Rubine, |
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Sein Wink durchfuhr mich wie ein Strahl ... |
Details zum Gedicht „Meldung“
Richard von Schaukal
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8
47
1874 - 1942
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Meldung“ stammt vom österreichischen Dichter und Schriftsteller Richard von Schaukal, der in der literarischen Epoche des Wiener Jugendstils und Impressionismus zu seiner literarischen Höhe kam, d.h. zwischen etwa 1890 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914.
Bereits beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen mysteriösen, fast unheimlichen Eindruck. Die Hauptfiguren, ein schwarzer Ritter und die Herrin, sowie die Atmosphäre einer alten Burg, erinnern an Szenen aus einer mittelalterlichen Erzählung.
Der Inhalt des Gedichts handelt von der Ankunft eines rätselhaften Ritters, dessen Identität unter einer „verhüllten Miene“ und schwarzer Rüstung verborgen bleibt, in der Burg der Herrin, was beim lyrischen Ich, vermutlich einem Angestellten oder Diener in der Burg, eine tiefe Beunruhigung auslöst. Die Beschreibungen des Ritters und seines Pferdes, einschließlich ihrer düsteren Farben und mysteriösen Augen, deuten darauf hin, dass er nicht „aus dieser Welt“ zu sein scheint. Vor allem die Reaktion des lyrischen Ichs auf den Ritter - ein Wink, der es „wie ein Strahl“ durchfuhr - verstärkt dieses Gefühl von Unheimlichkeit und Furcht.
Formal betrachtet besteht das Gedicht aus einer achtzeiligen Strophe. Schaukal verwendet einen einfachen, unkomplizierten Sprachstil, der jedoch durch seine detaillierten, bildreichen Beschreibungen glänzt. Die dunklen Farben und Metalle, glatten Oberflächen und hell leuchtenden Augen bauen eine Atmosphäre von Dunkelheit, Mysterium und potentieller Gefahr auf.
Das Gedicht offenbart viele Charakteristika des Jugendstils und Impressionismus: der intensive Fokus auf das Unmittelbare und die Sinneswahrnehmungen, die Vagheit und Vieldeutigkeit der Situation, das Ausbleiben einer konkreten Handlung und die Antizipation einer weiteren, unbekannten Entwicklung, die anscheinend weit über das Gewöhnliche und Weltliche hinausgeht. All diese Elemente sprechen für eine intensivierte, subjektivierte Wahrnehmung der Welt - eine Kernidee des Impressionismus und Jugendstils.
Weitere Informationen
Richard von Schaukal ist der Autor des Gedichtes „Meldung“. Im Jahr 1874 wurde Schaukal in Brünn geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1890 und 1942. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 47 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 8 Versen. Der Dichter Richard von Schaukal ist auch der Autor für Gedichte wie „Spät“, „Der Araber“ und „Porträt des Marquis de“. Zum Autor des Gedichtes „Meldung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 34 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Richard von Schaukal sind auf abi-pur.de 34 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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