Der letzte Garten von Heinrich Seidel
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In Gesundheit und Jugendkraft |
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Hab ich bis nun gewirkt und geschafft, |
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Doch manchmal naht schon ein Bote. |
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Dann hör ich von weit, |
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Wie Rauschen der Zeit, |
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Eine summende Orgelnote. |
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Dann ist mir, als ob ich schon näher seh |
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Die finstere, alte Fichtenallee |
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Und die düster drohende Pforte. |
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Sie führt hinein |
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Durch Eisen und Stein |
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Nach einem stillen Orte. |
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Der letzte Garten wird er genannt. |
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Er liegt so fern und abgewandt |
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Allem Drängen und Tosen. |
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Aus seinem Grün |
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Wachsen und blühn |
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Dunkle Zypressen und Rosen. |
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Dort wohnt ein friedlicher Gärtnersmann, |
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Der trefflich graben und pflanzen kann, |
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Der hat viel tausend Beete. |
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Groß und auch klein |
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Pfanzt er dort ein |
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Und begießt sie mit Lethe. |
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Dort auch singen die Vögel im Mai, |
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Wie Leben und Lieben so lustig sei – |
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Es ist gar laut zu hören! |
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Doch, wer da ruht, |
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Der schläft so gut, |
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Den wird es nimmermehr stören! |
Details zum Gedicht „Der letzte Garten“
Heinrich Seidel
5
30
147
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht stammt von Heinrich Seidel, einem deutschen Ingenieur und Dichter des 19. Jahrhunderts. Sein lyrisches Werk fällt in die späte Phase des Realismus, wobei er oft alltägliche Begebenheiten und intime Gedanken thematisiert.
Auf den ersten Blick hat das Gedicht eine melancholische, nachdenkliche Stimmung. Seidel reflektiert hier über das Leben, die Zeit und das Altern und schaut dabei auch der eigenen Sterblichkeit ins Auge.
In einfacheren Worten geht es in diesem Gedicht um einen Mann, der in seinen jungen Jahren gearbeitet und sein Leben gelebt hat. Aber jetzt, während er noch gesund und kräftig ist, hört er bereits eine ferne „summende Orgelnote“ – ein Hinweis auf den Tod. Mit wachsender Klarheit sieht er den „letzten Garten“, ein Metapher für den Friedhof. Er beobachtet den friedlichen Gärtner – eine Figur, die stark an den 'Sensenmann' erinnert – der dort arbeitet und bemerkt die ungestörten Vögel, die lustig singen. All diese Bilder und Vorstellungen konfrontieren ihn mit seiner eigenen Sterblichkeit und dem Wissen, dass der Tod ein unvermeidlicher Teil des Lebens ist.
Die Form des Gedichtes ist geprägt von gleichmäßiger Struktur, wobei jede Strophe aus sechs Versen besteht. Dies spiegelt die Ordnung und gleichmäßigen Verläufe im Leben und Sterben wider. Seidel verwendet einfache, bildhafte Sprache und natürliche Metaphern, wie den „letzten Garten“ und die „summende Orgelnote“, um abstrakte Konzepte wie Zeit und Tod zu veranschaulichen.
Insgesamt ist das Gedicht „Der letzte Garten“ eine tiefgründige Reflexion über die Vergänglichkeit des Lebens und die Unausweichlichkeit des Todes. Dabei gelingt es dem Dichter, trotz des schweren Themas eine ambivalente, aber dennoch tröstliche Stimmung zu erzeugen: Der Tod wird zwar als Endstation des Lebens gesehen, aber gleichzeitig auch als friedlicher Ort der Ruhe und Unstörbarkeit beschrieben. Mit all seiner Ernsthaftigkeit und Melancholie bietet das Gedicht also auch eine Perspektive der Akzeptanz und Gelassenheit gegenüber dem unausweichlichen Tod.
Weitere Informationen
Heinrich Seidel ist der Autor des Gedichtes „Der letzte Garten“. Geboren wurde Seidel im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin). Im Zeitraum zwischen 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 147 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 30 Versen. Der Dichter Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Luftballon“, „April“ und „Die Musik der armen Leute“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der letzte Garten“ weitere 216 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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