Kophetua von Richard von Schaukal
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König Kophetua hob seine goldene Krone |
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von den goldenen Locken und schwieg. |
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Auf sein Schwert gestützt ging er und stieg |
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über die steilen Stufen, und ohne |
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sich umzusehn, ließ er die staunende Schar. |
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Oben saß in mondlicht-schimmernder Blässe |
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eine Bettlerin, in den Mantel der dichten |
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Haare gehüllt. Ein großes Verzichten |
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lag in ihren Augen blinkender Nässe. |
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Und so träumte sie, jeglichen Schmuckes bar. |
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Königin Kophetua legte die goldene Krone |
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über die eisengerüsteten Knie und harrte |
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auf einer der Stufen, bis ihn die traurige, zarte |
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Magd erblickte, flehentlich, ohne |
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sich umzusehen, wo sein Gefolge war ... |
Details zum Gedicht „Kophetua“
Richard von Schaukal
3
15
94
1874 - 1942
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Kophetua“ wurde von Richard von Schaukal verfasst, einem österreichischen Schriftsteller und Übersetzer, der von 1874 bis 1942 lebte. Damit ist das Werk zeitlich im Kontext der literarischen Moderne, genauer gesagt zwischen 1890 und 1945 anzusiedeln. Aufgrund seiner Wortwahl und dem Inhalt handelt es sich auch um eine Ballade, ein Genre, welches in dieser literarischen Epoche beliebt war. Der Name Kophetua ist ebenfalls bekannt aus einer englischen Volksballade „The King and the Beggar-maid“, in der ein König eine Bettlerin zur Königin macht.
Auf den ersten Blick hinterlässt das Gedicht den Eindruck eines dramatischen, romantischen und emotionalen Szenarios, in dem Adel und Armut, Stolz und Demut zusammenkommen.
Der Inhalt handelt von König Kophetua, der seine goldene Krone abnimmt und sich allein und trotzig seiner Umgebung stellt. Er steigt eine Treppe hinauf und begegnet einer Bettlerin, die trotz ihrer Armut eine majestätische Aura ausstrahlt. Ihre Augen sind mit Tränen gefüllt, doch sie strahlt eine Art harter Entschlossenheit aus. König Kophetua nimmt wahr, dass sie jeglichen materiellen Schmuck entbehrt - ein Hinweis darauf, dass sie arm ist. Am Ende legt König Kophetua seine Krone hin, während er auf die Stufen wartet, dass die Bettlerin ihn bemerkt.
Das lyrische Ich im Gedicht vermittelt eine Geschichte von Verlangen und Schicksal, die sich in einem starken Bild der Emotion und Romantik widerspiegelt. Die Geschichte zeigt, dass Liebe und Erkenntnis keine sozialen oder materiellen Barrieren kennen, und dass Demut und Respekt ebenso wertvoll sind wie Reichtum und Macht.
In Sachen Formaktion enthält das Gedicht drei Strophen mit jeweils fünf Versen. Es hat keinen Reim und keinen exakten Rhythmus, was es zu einem freien Vers macht, einem beliebten Stil in der Moderne, der sich durch seine Bildersprache und metaphorische Tiefe auszeichnet.
Die Sprache ist metaphernreich und bildhaft, vor allem die Beschreibung der Bettlerin und ihre Umgebung sind poetisch ausformuliert. Es wird eine Atmosphäre der Majestät und der inneren Größe sowohl des Königs als auch der Bettlerin erzeugt.
Zusammengefasst handelt es sich bei Schaukals „Kophetua“ um eine Ballade, die eine romantische und emotionale Geschichte in einer intensiven, bildhaften Sprache erzählt und das Thema Liebe und Erkenntnis über soziale und materielle Unterschiede hinweg behandel.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Kophetua“ des Autors Richard von Schaukal. Im Jahr 1874 wurde Schaukal in Brünn geboren. Zwischen den Jahren 1890 und 1942 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 94 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard von Schaukal sind „An die Wanderer“, „Raub“ und „Das Glück“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Kophetua“ weitere 34 Gedichte vor.
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- Der Araber
Zum Autor Richard von Schaukal sind auf abi-pur.de 34 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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