Pierrot pendu von Richard von Schaukal
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Und ich sah dich nachts an der Laterne: |
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Bleich und traurig hingst du, Pierrot, |
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Trübe schimmerten die späten Sterne, |
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Als dein alter Freund, der Mond, entfloh. |
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Da im Gassendunkel deine Züge |
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Schmerzlich schienen und gedankenbang, |
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Sann ich über deines Lebens Lüge, |
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Armer Narr am selbstgeknüpften Strang. |
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Und ich hab' dich nicht herabgeschnitten, |
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Rührte leise nur an deiner Hand. |
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Husch, ein Schatten war hinweggeglitten, |
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Der verstohlen mir im Rücken stand. |
Details zum Gedicht „Pierrot pendu“
Richard von Schaukal
3
12
69
1874 - 1942
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Pierrot pendu“ stammt von dem österreichischen Schriftsteller und Lyriker Richard von Schaukal, der vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wirkte. Aufgrund der Lebensdaten des Autors lässt sich das Gedicht in die Epoche des Symbolismus einordnen.
Das Gedicht hinterlässt beim ersten Lesen einen düster-melancholischen Eindruck. Es handelt von einer Begegnung des lyrischen Ichs mit der Figur des Pierrot, die an einer Laterne hängend aufgefunden wird. Die düstere Atmosphäre wird durch Bilder wie „nachts an der Laterne“, „bleich und traurig“ sowie „späte Sterne“ und „der Mond, der entfloh“ hervorgerufen.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit Pierrot, einer tragischen Figur des Commedia dell'arte. Schaukals Pierrot wirkt einsam, gedankenbang und traurig und zeigt Symptome innerer Quälerei und Verzweiflung. Das lyrische Ich reflektiert über Pierrots Leben, den es als Lüge wahrnimmt und markiert Pierrot als „armer Narr“ an einem „selbstgeknüpften Strang“. Es scheint, dass Pierrot Selbstmord begangen hat, da seine Existenz unhaltbar geworden war.
Das lyrische Ich zeigt Mitgefühl und Verständnis für Pierrots Zustand, tätigt aber keine Rettungsversuche, sondern berührt nur zart seine Hand. Es sieht einen Schatten, der sich im Hintergrund bewegt, was möglicherweise auf seine eigene Vergänglichkeit hinweist.
Formal besteht das Gedicht aus drei gleich strukturierten Strophen mit je vier Versen. Das Gedicht ist in einer einfachen, verständlichen Sprache gehalten, doch Schaukal nutzt viele symbolische und bildliche Ausdrücke. So steht zum Beispiel der Mond als Freund, der „entfloh“ ist, symbolisch für Verlust und Einsamkeit.
Zusammengefasst handelt das Gedicht „Pierrot pendu“ von Richard von Schaukal von der Auseinandersetzung mit der tragischen und verzweifelten Figur des Pierrots und weist auf dessen Resignation und Verlust hin. Der melancholische Ton und die symbolischen Bilder verstärken dabei die emotionale Wirkung des Gedichts beim Leser.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Pierrot pendu“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Richard von Schaukal. 1874 wurde Schaukal in Brünn geboren. In der Zeit von 1890 bis 1942 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 69 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Richard von Schaukal sind „Das Glück“, „Das Lied von der Zeit“ und „Spät“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Pierrot pendu“ weitere 34 Gedichte vor.
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Zum Autor Richard von Schaukal sind auf abi-pur.de 34 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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