Musset von Richard von Schaukal

Ich liege mit der Zigarette
Bis an den Morgen - o das böse Licht!
Müd ohne Schlaf im Seidenbette
Meiner geliebten kleinen Ninette
Und kräusle den Rauch zu einem Gedicht.
 
Was hast du mit meinem Leben getan!
Wenn ich dich betrachte, dumme Kleine,
Deine marmornen runden Beine,
Fange ich fast zu weinen an
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Um die ewig verlorene Eine.
 
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Ninette, du hast verdünntes bleiches
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Schnellrieselndes Blut, mein Kopf ist schwer:
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Wo nehm' ich den Mut für heute her?
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Sänke ich doch in dein faltenreiches
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Morgengewand gehüllt ins Meer!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Musset“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1874 - 1942
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Musset“ wurde von Richard von Schaukal verfasst, einem österreichischen Schriftsteller, der von 1874 bis 1942 lebte. Er zählt zur Epoche des Spätimpressionismus bzw. Symbolismus, die von etwa 1890 bis 1920 andauerte.

Auf den ersten Blick scheint das lyrische Ich des Gedichts mit seiner emotionalen Belastung zu ringen, die durch eine scheinbar zerbrochene oder unerfüllte Liebe hervorgerufen wird. Es wirkt resigniert und melancholisch und scheint sich in einsamen, nachdenklichen Stunden zu verlieren, in denen es sich in Betrachtungen über seine Geliebte Ninette vertieft.

Inhaltlich offenbart das Gedicht den Schmerz des lyrischen Ichs, das sich nach einer vergangenen oder nicht erwiderten Liebe sehnt. Es beschreibt eine nächtliche Szene, in der das lyrische Ich raucht und nachdenklich im Bett liegt, vermengt mit Zärtlichkeit und Verzweiflung über seine Gefühle für Ninette. Der Ausdruck „die ewig verlorene Eine“ deutet auf eine tiefe Sehnsucht und vielleicht sogar Bedauern über eine verlorene Liebe hin. Das Ich scheint zudem in einem Zustand der Unruhe und möglicherweise sogar Depressivität zu sein, angedeutet durch die Zeile „Wo nehm' ich den Mut für heute her?“.

Das Gedicht weist eine klare, durchdachte Struktur mit drei Strophen zu je fünf Versen auf. Es zeigt das meisterhafte Sprachgefühl von Schaukals, das sich in lyrischen, bildhaften und metaphorischen Ausdrücken manifestiert. Beispiele dafür sind Ausdrücke wie „böses Licht“, „kräusle den Rauch zu einem Gedicht“, „marmorne runde Beine“ und das „faltenreiche Morgengewand„; sie sind äußerst ausdrucksstark und erzeugen eine lebendige, teils melancholische Atmosphäre.

Musset ist ein melancholisches, lyrisches Bekenntnis, das sowohl die Zärtlichkeit als auch die Qual der Liebe auf ergreifende Weise darstellt. Es offenbart die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs, das zwischen Verlangen und Verzweiflung schwankt, und zeichnet ein bewegendes Bild menschlicher Isolation und Sehnsucht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Musset“ des Autors Richard von Schaukal. Der Autor Richard von Schaukal wurde 1874 in Brünn geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1890 und 1942. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 87 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard von Schaukal sind „Der Bravo“, „An die Wanderer“ und „Raub“. Zum Autor des Gedichtes „Musset“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 34 Gedichte vor.

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