Der Erste hat das Haar gespalten von Ludwig Anton Salomon Fulda
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Der Erste hat das Haar gespalten |
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Und einen Vortrag darüber gehalten; |
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Der Zweite fügt es neu zusammen |
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Und muß die Ansicht des Ersten verdammen; |
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Im Buche des Dritten kann man lesen, |
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Es sei nicht das richtige Haar gewesen. |
Details zum Gedicht „Der Erste hat das Haar gespalten“
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1862 - 1939
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorgestellte Gedicht „Der Erste hat das Haar gespalten“ wurde von Ludwig Anton Salomon Fulda geschrieben. Fulda war ein deutscher Dichter und Dramatiker des Naturalismus und der Jahrhundertwende, aktiv von den 1880er bis in die 1930er Jahre, was eine zeitliche Einordnung des Gedichts bietet.
Das Gedicht vermittelt auf den ersten Blick einen humorvollen und augenzwinkernden Ton, da es den Prozess wissenschaftlicher Debatte, Forschung und Diskussion auf eine sehr zugespitzte, fast absurde Weise darstellt.
Inhaltlich schildert das Gedicht, wie drei verschiedene Wissenschaftler (oder generell Personen, die für Wissensproduktion stehen könnten) nacheinander mit demselben Objekt der Untersuchung umgehen - hier symbolisiert durch ein Haar. Der erste Wissenschaftler teilt (oder analysiert) das Haar und hält dann einen Vortrag darüber. Der zweite Wissenschaftler versucht, das Haar wieder zusammenzufügen (oder eine Gegenhypothese aufzustellen) und muss dabei notwendigerweise die Ansicht des ersten Wissenschaftlers zurückweisen. Der dritte Wissenschaftler zieht schließlich den Schluss, dass es ohnehin nicht das richtige Haar war (oder dass die ganze Untersuchung falsch war). Die humorvolle Darstellung maskiert eine tiefere Kritik an der Art und Weise, wie Wissenschaft oft betrieben wird, basierend auf Wettbewerb, der Ablehnung der Ansichten anderer und der schließlich oft auftretenden Erkenntnis, dass die ganze Untersuchung von Anfang an auf falschen Prämissen beruhte.
Formal besteht das Gedicht aus nur einer Strophe mit sechs Versen, was es nicht nur prägnant, sondern auch leicht zu merken und zu zitieren macht. Speziell ist auch die starke Bindung der Verse durch das Reimschema AABBCC. Die Sprache des Gedichts ist trotz des komplexen Gedankens, den es vermittelt, recht einfach und direkt, was dazu beiträgt, es zugänglich und verständlich zu machen. Durch den Gebrauch des Alltagsobjektes „Haar“, wird die Wissenschaft auf eine humorvolle und ironische Art entmystifiziert. Wissenschaftler werden als fehlbare und manchmal sogar kurzsichtige Menschen dargestellt, weit entfernt von der oft vermittelten Aura unfehlbarer Autorität.
Insgesamt ist das Gedicht als humorvolle Kritik am Wissenschaftsbetrieb zu verstehen und erinnert uns daran, dass auch in der Wissenschaft Fehler, Missverständnisse und Konkurrenzdenken ihren Platz haben. Gleichzeitig kann es als Appell gesehen werden, die Wissenschaft auf eine ergebnisoffene und weniger wettbewerbsorientierte Weise zu betreiben. Ungeachtet dessen bleibt das Gedicht eine humorvolle und zugängliche Form der Literatur.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Der Erste hat das Haar gespalten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Ludwig Anton Salomon Fulda. 1862 wurde Fulda in Frankfurt am Main geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1878 und 1939. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 38 Worte. Die Gedichte „Im Hochgebirg“ und „Stromab“ sind weitere Werke des Autors Ludwig Anton Salomon Fulda. Zum Autor des Gedichtes „Der Erste hat das Haar gespalten“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.
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