Heine, Heinrich - Heimkehr XXXIX (Gedichtinterpretation)

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Heinrich Heine, Gedichtanalyse, Interpretation, Heimkehr 39, Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich, Referat, Hausaufgabe, Heine, Heinrich - Heimkehr XXXIX (Gedichtinterpretation)
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Referat

„Die Heimkehr XXXIX“ von Heinrich Heine-Gedichtanalyse

Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich
von Heinrich Heine

Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich
Gedenke ich der alten Zeit;
Die Welt war damals noch so wöhnlich,
Und ruhig lebten hin die Leut’.
 
Doch jetzt ist alles wie verschoben,
Das ist ein Drängen! eine Noth!
Gestorben ist der Herrgott oben,
Und unten ist der Teufel todt.
 
Und Alles schaut so grämlich trübe,
10 
So krausverwirrt und morsch und kalt,
11 
Und wäre nicht das bischen Liebe,
12 
So gäb’ es nirgends einen Halt.

(„Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich“ von Heinrich Heine ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.1 KB) zur Unterstützung an.)

Das Gedicht „Die Heimkehr XXXIX“ („Das Herz ist mir bedrückt, und sehnlich“) aus dem Jahr 1832 von Heinrich Heine ist der Epoche der Romantik zuzuordnen. Es thematisiert die Kritik des damaligen politischen und gesellschaftlichen Systems, in dem sich die Menschen verloren fühlten und nur noch in der Liebe Halt fanden.

Das Gedicht setzt sich aus drei Strophen mit jeweils vier Versen zusammen. Das Reimschema in Strophe zwei ist ein Kreuzreim (abab). In den anderen beiden Strophen lassen sich nur Ansätze eines Kreuzreims erkennen, da sich nicht alle Wörter komplett reimen. Das Metrum ist ein vierhebiger Jambus.

In der ersten Strophe ist das lyrische Ich traurig und sehnt sich zurück zu einer Zeit vor einem Wandel, in der noch alles in Ordnung war. In der nächsten Strophe gerät das lyrische Ich in Panik aufgrund der Tatsache, dass alles anders ist. Auch thematisiert sie, dass Gott und der Teufel beide tot sind. In der dritten und somit letzten Strophe ist laut dem lyrischen Ich alles schlecht und wirkt kalt. Die einzige Hoffnung, an die sich die Menschen noch halten können, ist die Liebe.

Das Gedicht verwendet insgesamt sehr viele Adjektive zum Beschreiben der Emotionen des lyrischen Ichs. Allein in der ersten Strophe lassen sich Adjektive, wie „bedrückt“ (V. 1), „sehnlich“ (V. 1), „wöhnlich“ (V. 3) und „ruhig“ (V. 4), finden, die das Gedicht sehr emotional erscheinen lassen. Passend zur Epoche und dem Thema, dass sich die Menschen mit dem Fortschritt und in dem bestehenden gesellschaftlichen System verloren fühlen, stellt sich das lyrische Ich als jemanden, der Kritik übt und gleichzeitig dem normalen Volk entstammt, dar. Die Gefühle des lyrischen Ichs und auch die des Volkes rücken somit in den Vordergrund. Das Menschenbild in dieser Epoche ist somit als sehr emotional beschrieben.

Am Ende von Strophe eins und am Anfang von Strophe zwei befindet sich eine Antithese. Vers vier beschreibt die vergangene, sorglose Zeit (vgl. V. 3), was durch die Wörter „damals noch“ (V. 3) im Zusammenhang mit „wöhnlich“ (V. 3) und „ruhig“ (V. 4) betont wird. Dies steht dem ersten Vers der zweiten Strophe gegenüber. Mit den Wörtern „doch jetzt“ (V. 5) im Zusammenhang mit „Drängen“ (V. 6) und „Not“ (V. 6) beschreibt es die jetzige, belastende Zeit (vgl. V. 5). Die Antithese rückt somit das Thema der Kritik an dem gesellschaftlichen System weiter in den Vordergrund und soll die Unterschiede der damaligen und jetzigen Verhältnisse und Gefühle der Bürger hervorheben.

Wie schon bei der Inhaltsangabe erwähnt, ist das lyrische Ich in Strophe zwei sehr aufgebracht oder sogar bereits panisch. Diese Panik lässt sich in dem Vers „Das ist ein Drängen! eine Not!“ (V. 6) erkennen. Zum einen durch die zwei gesetzten Ausrufezeichen, die den Vers fast wie einen starken Ausruf vom lyrischen Ich wirken lassen. Die Ausrufezeichen lassen seine Gefühle bzw. schlechte Situation dramatischer wirken. Zum anderen wird die Panik durch eine Ellipse („eine Not!“ V. 6) deutlich, da Menschen, wenn sie panisch sind, keine klaren Gedankengänge haben und auch oft keine klaren Sätze sprechen. Die Panik der Menschen entsteht auch aus der Unsicherheit, wie es jetzt weiter gehen soll für sie. Sie machen sich sehr viele Sorgen und sehnen sich nach „der alten Zeit“ (V. 2). Der zweite Teil der zweiten Strophe beschreibt, dass Gott und der Teufel gestorben sind (vgl. V. 7 f.) und entsprechend auch der Glaube. Der Glaube bot den Menschen Hoffnungen, doch dadurch, dass der Glaube jetzt gestorben ist, fällt auch deren Hoffnung weg. Der Tod des Glaubens und somit der Verlust der vorherigen Hoffnung wird durch eine Inversion verstärkt dargestellt. In Vers sieben steht, dass Gott „gestorben ist“ (V. 7), wobei das Wort „gestorben“ (V. 7) ganz am Anfang des Verses steht. Im Vers danach steht, dass auch der Teufel „tot“ (V. 8) ist, wobei das Wort „tot“(V. 8) am Ende des Verses steht. Die somit leichte Umstellung der Syntax setzt den Fokus darauf, dass beide, Gott und Teufel, tot sind und auch nicht mehr wiederkommen können.

Die dritte und letzte Strophe enthält auch wieder viele Adjektive, die die Gefühle des lyrischen Ichs beschreiben, aber auch wie es die Welt wahrnimmt. Hierzu lassen sich nur negativ konnotierte Adjektive, wie „trübe“ (V. 9), „morsch“ (V. 10) und „kalt“ (V. 10), finden. Auch hier ist er Fokus wieder auf den Gefühle und Emotionen. In diesem Fall erscheint alles sehr negativ.

Mit dem Neologismus „krausverwirrt“ (V. 10) wird die Verlorenheit und die Verwirrung aufgrund des beschriebenen Wandels betont. Die Menschen scheinen so verwirrt, dass sie nicht einmal richtige Wörter bilden können.

Die Versanfänge bilden in der dritten Strophe eine Anapher (vgl. V. 9 ff.) und die erste beiden Verse dieser Strophe bilden zusammen mit den letzten beiden einen Parallelismus. Es gibt zwei Durchgänge von „Und, So“. Im ersten wird die Darstellung der Atmosphäre, die sehr negativ und kalt ist, beschrieben (vgl. 9 f.) und im zweiten die Darstellung der einzigen Hoffnung, der Liebe (vgl. V. 11 f.). Diese beiden Verspaare werden somit gegenübergestellt und es kann herausgelesen werden, dass nur die Liebe für die gegenteilige Atmosphäre, also eine positive Atmosphäre voller Hoffnung, sorgen kann. Die Liebe ist die letzte Chance der Menschen Halt und auch einen Sinn im Leben zu bekommen. Die Liebe ist deren letzte Hoffnung, da auch schon der Glaube an Gott, sowie den Teufel, (vgl. V. 7 f.) zerstört ist.

Auch aus dem formalen Aufbau lassen sich Funktionen erkennen. Wie schon beschrieben besitzt die dritte Strophe keinen vollständigen Kreuzreim (abcb). Das Adjektiv „kalt“ (V. 10) ist betont dadurch, dass es sich mit dem Wort „Halt“ (V. 11) reimt. Das setzt einen Fokus auf die Traurigkeit bzw. Verlorenheit der Bürger, die aufgrund dieser keinen Halt mehr haben. „Trübe“ (V.9) und „Liebe“ (V.11) reimen sich nicht. Sie beschreiben einen Gegensatz. Die Liebe ist der letzte Halt, die letzte Hoffnung, also etwas Positives. „Trübe“ beschreibt aber den zu dem Zeitpunkt negativen Zustand. Der Gegensatz lässt die Liebe positiv aus all dem negativen herausstechen.

Das klare Metrum zeigt, dass das lyrische Ich und somit die Bürger noch an den alten Strukturen festhalten und noch nicht loslassen können und auch nicht wollen, um anzufangen, sich an das neue System zu gewöhnen. Es ist ein klares Metrum, da die Menschen verwirrt sind und nach Klarheit streben.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass durch den formalen Aufbau, wie das Metrum, aber auch durch viele Emotionen beschreibende Adjektive und Stilmittel, wie zum Beispiel die Antithese von Strophe eins und zwei, die Ellipse, die Inversion und durch den Parallelismus, die Unzufriedenheit der Bürger mit dem Wandel und dem bestehenden gesellschaftlichem System heraussticht. Die Menschen sind in insgesamt sehr negativ gestimmt und emotional aufgebracht. Sie sehnen sich zu der alten Zeit zurück. Es gibt keinen Halt mehr für die Menschen, da auch der Glaube als Hoffnungsquelle wegfällt. Die Kernaussagen, dass die Liebe die letzte mögliche Hoffnung ist, lässt sich am Ende der letzten Strophe finden.

Im Kontext der Romantik kann sich das Gedicht auf die politischen Verhältnisse zu der Zeit beziehen. Die Französische Revolution, aber auch die Herrschaft unter Napoleon ziehen einen gemäßigten Absolutismus mit sich. Das normale Arbeitervolk fühlt sich unterdrückt und verloren durch das neue gesellschaftliche System. Durch den immer weitergehenden Wandel sind sie von Sorgen und Unsicherheit geprägt. Jedoch haben sie noch die Liebe als letzte Hoffnung. Die Liebe ist noch übrig geblieben, die ihnen deshalb Halt bieten kann.

Die Intention des Verfassers ist somit, Kritik gegenüber dem damaligen politischen und gesellschaftlichen System, mit dem sich die Menschen nicht wohlfühlen, zu üben. Es ist eine Kritik, die darauf aufmerksam macht, wie schlecht es den Menschen mit der Veränderung geht. Jedoch versucht er auch den Menschen Mut zu machen, da noch Hoffnung durch die Liebe besteht.

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