Lessing, Gotthold Ephraim - Zeus und das Schaf (Interpretation einer Fabel)

Schlagwörter:
Gotthold Ephraim Lessing, Fabel, Inhaltsangabe, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Lessing, Gotthold Ephraim - Zeus und das Schaf (Interpretation einer Fabel)
Themengleiche Dokumente anzeigen

Referat

Gotthold Ephraim Lessing – „Zeus und das Schaf“ (Interpretation)

Thema: Interpretiere Lessings Fabel „Zeus und das Schaf“. Arbeite dabei die formale Struktur der Fabel und ihre sprachliche Gestaltung heraus.

Zeus und das Schaf
von Gotthold Ephraim Lessing

Das Schaf musste von allen Tieren vieles leiden. Da trat es vor den Zeus und bat, sein Elend zu mindern.
 
Zeus schien willig und sprach zu dem Schafe: »Ich sehe wohl, mein frommes Geschöpf, ich habe dich allzu wehrlos erschaffen. Nun wähle, wie ich diesem Fehler am besten abhelfen soll. Soll ich deinen Mund mit schrecklichen Zähnen und deine Füße mit Krallen rüsten?«
 
»O nein,« sagte das Schaf, »ich will nichts mit den reißenden Tieren gemein haben.«
 
»Oder,« fuhr Zeus fort, »soll ich Gift in deinen Speichel legen?«
 
»Ach!« versetzte das Schaf, »die giftigen Schlangen werden ja so sehr gehasst.«
 
»Nun was soll ich denn? Ich will Hörner auf deine Stirne pflanzen, und Stärke deinem Nacken geben.«
 
»Auch nicht, gütiger Vater, ich könnte leicht so stößig werden als der Bock.«
 
»Und gleichwohl,« sprach Zeus, »musst du selbst schaden können, wenn sich andere, dir zu schaden, hüten sollen.«
 
»Müsst ich das!« seufzte das Schaf. »O so lass mich, gütiger Vater, wie ich bin. Denn das Vermögen, schaden zu können, erweckt, fürchte ich, die Lust, schaden zu wollen; und es ist besser Unrecht leiden als Unrecht tun.«
 
10 
Zeus segnete das fromme Schaf, und es vergaß von Stund an zu klagen.

(„Zeus und das Schaf“ von Gotthold Ephraim Lessing ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (25.5 KB) zur Unterstützung an.)

Gotthold Ephraim Lessing lebte von 1729 bis 1781 und war einer der wichtigsten Dichter in der Zeit der Aufklärung. Die Fabel wurde, als Textform, oft in der Zeit der Aufklärung verwendet. Lessing schrieb die Fabel „Zeus und das Schaf“ im Jahr 1759, während des Siebenjährigen Krieges.

Lessings Fabel „Zeus und das Schaf“ behandelt die Geschichte eines Schafes, das vor Zeus tritt, um ihn zu bitten, es nicht so wehrlos zu lassen. Nachdem das Schaf alle von Zeus vorgeschlagenen Verbesserungen ablehnt, muss es einsehen, dass es besser ist wehrlos zu sein, da man dadurch nicht in die Versuchung kommt anderen zu schaden.

Die Fabel, welche aus 17 Zeilen besteht, kann in vier Abschnitte geteilt werden. Die erste und zweite Zeile erklären die Situation. Es folgen Rede (actio) und Gegenrede (reactio). Es entstehen durch das Abwechseln beider, vier Reden und vier Gegenreden. Die letzte Zeile enthält das Ergebnis. In einer Fabel können außerdem noch Promythion (vorangestellte Lehre) und Epimythion (nachgestellte Lehre) enthalten sein. In der Fabel „Zeus und das Schaf“ fehlen diese. Die Fabel wurde in Deutsch verfasst. Dennoch sind klare Unterschiede zur heutigen deutschen Sprache erkennbar. Ein Beispiel dafür sind Einfügen und Wegfallen des Buchstaben „e“, zum Beispiel „gehasset“ (Z. 8) oder „Müsst“ (Z. 14). Der Text ist allgemein leicht verständlich. Fabeln sind oft in Gedichtform geschrieben, dies ist hier allerdings nicht der Fall. Die Fabel „Zeus und das Schaf“ ist weder strophig gegliedert noch reimen sich die einzelnen Zeilen.

In der Fabel sind vor allem beschreibende Adjektive, welche das Substantiv in seiner Bedeutung verstärken, zu finden, wie zum Beispiel „… mein frommes Geschöpf…“ (Z. 3) oder „… mit schrecklichen Zähnen, …“ (Z. 5). Auch sind Ausrufe, Interjektionen, wie „Ach!“ (Z. 8) oder „O nein, …“ (Z. 6) zu finden. Ebenfalls enthalten sind Symbole, wie zum Beispiel für Zeus „…, gütiger Vater, …“ (Z. 14) oder für das „Böse“ „… reißendenden Tieren…“ (Z. 6) und für das „Gute“ „…fromme Schaf…“ (Z. 17). Außerdem sind rhetorische Fragen, wie „Nun was soll ich denn?“ (Z. 9), enthalten. Es gibt auch eine Anapher, die die Mächtigkeit des Zeus bekräftigen soll: „Soll ich deinen Mund […], soll ich Gift…“ (Z. 5, 7). Das zeigt, wie viele Möglichkeiten zu handeln Zeus offen stehen. Der Parallelismus „Hörner auf deine Stirne pflanzen, und Stärke deinem Nacken geben“ (Z. 9f.) zeigt auch wieder die Stärke Zeus’. In Lessings Fabel „Zeus und das Schaf“ wird gesagt, dass das Schaf „von allen Tieren vieles leiden“ muss. Es steht also für die Eigenschaft der Schwachheit.

Das Schaf könnte aber auch einen Bauern darstellen, Zeus sich selbst und die „… reißenden Tiere…“ (Z. 6) könnten Fürsten sein. Es wird also der Konflikt zwischen Bauern und Fürsten dargestellt: Ein Bauer, der durch einen Fürsten tyrannisiert wird, hält es nicht länger aus und geht zu Zeus um sich zu „beschweren“. Zeus sieht seinen Fehler ein und versucht dem Bauern zu helfen, indem er ihm Vorschläge zur Verbesserung gibt. Dabei ist zu erkennen, dass nur die schlimmsten und gefährlichsten Eigenschaften von wilden Tieren, wie zum Beispiel „…mit schrecklichen Zähnen, …“ (Z. 5) oder „…mit Krallen rüsten?“ (Z. 5) oder „… Gift in deinen Speichel legen?“ (Z. 7) genannt werden. Daher kann man ableiten, dass eine Kritik an den Fürsten vorliegt. Zur Zeit der Aufklärung waren diese nicht beliebt, da vor allem Dichter gegen die mittelalterliche Ständeordnung zu kämpfen begannen.

Der Bauer aber lehnt ab, da er nicht so sein will wie die Fürsten. Er möchte besser sein als sie und anderen keinen Schaden zufügen. Er ist der Meinung, dass es besser ist Unrecht zu leiden, als Unrecht zu tun. Nur wer immer gut zu anderen ist und sich nicht über sein Leben und seine Situation beschwert, also ein dankbarer und gottesfürchtiger Mensch ist, kann in den Himmel kommen. Letztendlich sind also zwei Lehren abzuleiten. Die erste Lehre kann man dem letzten Satz des Schafes entnehmen „Denn das Vermögen, schaden zu können, erweckt, fürchte ich, die Lust, schaden zu wollen; und es ist besser Unrecht leiden, als Unrecht tun.“(Z. 14). Die Lehre soll ausdrücken, dass, wenn man Unrecht erfährt, man sich nicht wehren soll. Alle, die Unrecht tun, sind schlechte Menschen und kommen somit nicht in den Himmel. Die zweite Lehre ist dem letzten Satz der Fabel zu entnehmen „Zeus segnete das fromme Schaf, und es vergaß von Stund an, zu klagen.“ Dies bedeutet, dass man nicht unzufrieden sein soll mit dem, was man hat, sondern froh sein sollte, dass man überhaupt so viel hat.

Ich glaube nicht, dass Lessing das wirklich so gemeint hat, sondern eher das Gegenteil wollte. Ich glaube, dass er der Meinung war, dass es nichts bringt, wenn man ein ganzes Leben lang unterwürfig ist. Er wollte mit der Ironie in der Fabel bewirken, dass die Menschen „wach“ werden und sich endlich gegen die Unterdrückung durch den Adel wehren.

Das ist auch der Grund warum sich die Fabel von anderen unterscheidet: Die Lehre ist nicht ernst gemeint, sondern soll genau das Gegenteil bewirken. Als ich mir diesen Aspekt verdeutlichte, verstand ich die Fabel erst richtig und seitdem gefällt mir die Fabel auch sehr gut, da sie nicht so geschrieben ist wie andere Fabeln.

Dieses Video wurde auf YouTube veröffentlicht.

Zurück