Lessing, Gotthold Ephraim - Die Esel (Interpretation der Fabel)

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Gotthold Ephraim Lessing, Fabel, Inhaltsangabe, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Lessing, Gotthold Ephraim - Die Esel (Interpretation der Fabel)
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Referat

Interpretation der Fabel „Die Esel“ von Gotthold Ephraim Lessing

Die Esel
von Gotthold Ephraim Lessing

Die Esel beklagten sich bei dem Zeus, dass die Menschen mit ihnen zu grausam
umgingen. Unser starker Rücken, sagten sie, trägt ihre Lasten, unter welchen sie und
jedes schwächere Tier erliegen müssten. Und doch wollen sie uns, durch
unbarmherzigen Schläge, zu einer Geschwindigkeit nötigen, die uns durch die Last
unmöglich gemacht würde, wenn sie uns auch die Natur nicht versagt hätte. Verbiete
ihnen, Zeus, so unbillig zu sein, wenn sich die Menschen anders etwas Böses
verbieten lassen. Wir wollen ihnen dienen, weil es scheinet, dass du uns dazu
erschaffen hast; allein geschlagen wollen wir ohne Ursach nicht sein.
 
Mein Geschöpf, antwortete Zeus ihrem Sprecher, die Bitte ist nicht ungerecht; aber
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ich sehe keine Möglichkeit, die Menschen zu überzeugen, dass eure natürliche
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Langsamkeit keine Faulheit sei. Und solange sie dieses glauben, werdet ihr
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geschlagen werden. – Doch ich sinne, euer Schicksal zu erleichtern. – Die
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Unempfindlichkeit soll von nun an euer Teil sein; eure Haut soll sich gegen die
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Schläge verhärten und den Arm des Treibers ermüden.
 
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Zeus, schrien die Esel, du bist allezeit weise und gnädig! – Sie gingen erfreut von
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seinem Throne als dem Throne der allgemeinen Liebe.

(„Die Esel“ von Gotthold Ephraim Lessing ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (25.5 KB) zur Unterstützung an.)

Einleitung

Die Fabel „Die Esel“ von dem deutschen Dichter der Aufklärung, Gotthold Ephraim Lessing, erzählt von den Eseln die wegen einem elendigen und schweren Leben, Zeus um Hilfe bitten. Dennoch bekommen die Esel nicht die gewünschte Hilfe von Zeus und müssen ihr klägliches Leben so weiterführen wie sie es auch davor gelebt haben.

Gotthold Lessing bezieht sich mit der Fabel auf die dramatische Situation um das Jahr 1700 und die damit verbundene Aufteilung der Bevölkerung in Gruppen. Die Esel sollen die Bauern und das dumme Volk darstellen, die Menschen den Adel und Zeus den am höchsten gestellten Klerus. Mit dieser fiktiven Belehrung wollte Lessing erreichen, dass die Menschen eigenständig denken und handeln und sich nicht mehr von dem Klerus und dem Adel bevormunden lassen.

Hauptteil

Lessing verdeutlicht am Anfang seiner Fabel schon die Problematik zwischen den Eseln und den Menschen. Denn die Esel versuchen mithilfe von Zeus ein besseres und nicht so schmerzhaftes Leben zu führen. Im Weiteren erzählen sie Zeus was die Menschen mit Ihnen machen und wie unbarmherzig sie diese Taten finden. Sie wollen nicht grundlos geschlagen werden, nur weil die Menschen nicht verstehen können, dass die Esel aus Natur langsame Wesen sind (Z. 10-11). Dennoch äußern sie Zeus mehrmals wie sehr sie den Menschen dienen möchten, da sie denken, dass Zeus sie dazu erschaffen hat (Z. 7-8). Letztendlich erklärt Zeus den Eseln, dass er keine Lösung für die Schläge sieht und dass er auch nicht bezwecken kann, dass die Menschen damit aufhören (Z. 10-11). Schließlich entscheidet sich Zeus den Eseln eine härtere Haut zu schenken, die sie gegen die Schläge unempfindlich machen soll. (Z. 13-14) Mit dieser Lösung sind die Esel sehr zufrieden und Zeus auch ausgesprochen dankbar (Z. 15-16).

Im Weiteren bemerkt man, dass die Fabel aus einer neutralen Erzählperspektive geschrieben wurde. Denn die Fabel wird nicht aus der Sicht einer Figur erzählt, sondern beschreibt, was äußerlich wahrnehmbar ist. Beispielsweise werden in keiner Situation die direkten Gefühle und Gedanken der Esel beschrieben, nur die äußerlichen Taten und Worte werden genannt – „sagten sie“ (Z. 2) oder „antwortete Zeus“ (Z. 9) deuten darauf hin, dass nur der neutrale Erzähler infrage kommen kann. Diese Erzählperspektive verleiht dem Leser vielleicht keinen genauen Blick auf die Gefühle und Gedanken der Hauptcharaktere jedoch zeigt es uns die wichtigsten Ereignisse in dem Text wodurch wir uns auch nur auf die Fakten konzentrieren, die eine wichtige Rolle im Text spielen und auf keine unwichtigen Gedankenperspektiven oder nebenstehenden Protagonisten.

Gotthold Lessing stellt dem Leser 3 verschiedene Charaktergruppe vor, die alle stellvertretend für eine der 3 Stände der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaft Europas stehen. Als Erstes werden die Esel vorgestellt, sie werden von den Menschen schlecht behandelt und geschlagen (Z. 8), dennoch sind sie nicht faul (Z. 11) und wollen den Menschen dienen und ihnen bei ihrer schweren Arbeit helfen (Z. 7-8). Durch die Hilfe von Zeus, die den Eseln letztendlich nicht Mal richtig hilft, werden sie als dumm und naiv dargestellt. Sie folgen Zeus blind und vertrauen auf seine Worte und sind ihm machtlos untergeben. Hierbei bezieht sich Lessing auf das arme und dumme Volk, das blind dem Klerus vertraut hat und nicht realisiert hat, welche Lügen der Klerus dem Volk auftischte. Weswegen das Volk auch davon überzeugt ist, Unterstützung vom Klerus und vom Adel zu bekommen, letztendlich aber keine Hilfe bekommt und sogar gedemütigt wird.

Die zweite Gruppe, die vorgestellt wird, sind die Menschen. Diese werden nur beschrieben durch die Aussagen und Gespräche von Zeus und den Eseln. Dadurch erfährt man, dass die Menschen die Esel grausam behandeln (Z. 1) und sie unbarmherzig Schlagen (Z. 4). Dabei erkennt man, dass dieses Werk ganz eindeutig ein Text der Aufklärung ist, da Lessing die Menschen, sprich den Adel als negativ und dominant darstellt. Was wiederum für den Leser die Wirkung hat, dass man eine automatische Abneigung gegenüber den Menschen (→ dem Adel) hat.

Die letzte vorgestellte Person ist Zeus, die repräsentativ für den Klerus steht. Zeus wird in Lessings Fabel nicht nur als ein schlechter Herrscher, sondern auch als ein manipulativer und scheinheiliger Protagonist dargestellt. Auch wenn Zeus den Eseln letztendlich hilft und ihre Bitte teilweise erfüllt, sollte man bemerken, dass schlussendlich keine Veränderungen auftreten werden. Zeus stellt dadurch indirekt klar, dass er die Taten der Menschen nachvollziehen kann und nicht sofort als falsch wahrnimmt. Dies wirkt sich stark auf die Wahrnehmungsweise des Lesers auf den Protagonisten aus. Die heuchlerische Art von Zeus und seine angeblich richtigen und positiven Lösungen führen dazu, dass die Esel ihm weiterhin blind vertrauen und nicht sehen, dass ihre Zukunft keine Veränderung mit sich bringen wird. Durch diese Verbindung die Lessing zwischen dem damaligen Klerus und dem fiktiven Zeus macht, wird klar, dass die eigentliche Wirkung des Klerus immer eine Unterstützung des Adels war und nicht die des Volkes.

Im Weiteren kann man feststellen, dass Lessing sich auf eine neutrale und einfache Sprache festgelegt hat. Er benutzt in seiner Fabel hauptsächlich oft gebrauchte Wörter und einfach gebaute Sätze. Lessing beschreibt mithilfe von vielen verschiedenen Adjektiven, wie zum Beispiel „unbarmherzig“ (Z. 4) „grausam“ (Z.1) „natürlich“ (Z. 10). All diese Adjektive veranschaulichen uns die Situation oder die nicht genannten Emotionen besser, was einen großen Einfluss auf unsere Einschätzung der Hauptcharaktere hat. Außerdem nutzt Lessing eine Personifikation die eine Schlüsselrolle in seinem Werk hat, er stellt das Volk als eine Gruppe von Eseln dar. Diese Personifikation hat den Autor nicht nur vor der Zensur beschützt, sondern veranschaulicht die Eigenschaft des Volkes in den Jahren der Aufklärung. Also Dummheit, Naivität und Abhängigkeit von den höher gestellten Personen.

Was außerdem noch auffallend ist, sind die langen Sätze, also Hypotaxen, die sich durch die ganze Fabel ziehen. Dies hat die Auswirkung, dass der Leser Schwierigkeiten haben kann, die Zusammenhänge beim Lesen zu erkennen, außerdem wirken Hypotaxe oftmals erklärend und informativ, da viele Informationen in einem Satz enthalten sein können.

In der Fabel konzentriert sich Gotthold Lessing hauptsächlich auf die Veranschaulichung der auftretenden Probleme Anfang des 17. Jahrhunderts. Durch die Darstellung der verschiedenen Gruppen mithilfe von Tieren (Das Volk) oder altgriechischen Göttern (Der Klerus) kennzeichnet er automatisch auch ihre Ranghöhe in der damaligen Zeit. Das Volk wurde mit den dummen Eseln verglichen, die dem Rest der Bevölkerung dienen und die schwersten Arbeiten verbringen müssen. Hierdurch kritisiert der Autor die Abhängigkeit des Volkes und den Verlust des selbstständigen Denkens und Handelns. Das Volk war dem Dogmatismus der Kirche und deren Machtstruktur unterlegen. Die Menschen die in Lessings Fabel vorgestellt werden, sollen den weiter oben gestellten Adel darstellen. Die dank ihrer höheren Anordnung, ihre Macht benutzt haben um das Volk erbarmungslos zu den anstrengendsten Arbeiten zu drängen und für ihre Gunst zu missbrauchen. Hierbei achtet Lessing darauf die Menschen, sprich den Adel, so bösartig wie möglich darzustellen und damit beim Leser eine Abneigung und vielleicht sogar Hass hervorzurufen. Wie zum Beispiel in Zeile 4 „unbarmherzige Schläge“ oder Zeile 1 „zu grausam“ beschreibt Lessing die Art wie die Menschen mit den Eseln umgehen und wie selbstsicher die Menschen ihre Taten als richtig empfinden. Zuletzt stellt Lessing mithilfe von Zeus, dem altgriechischen Herrscher und gleichzeitig dem obersten olympischen Gott, den Klerus dar. Schon alleine der Vergleich zwischen dem Klerus und Zeus, deutet auf die Macht und Stärke des Klerus hin. Lessing beschreibt Zeus als einen heuchlerischen und manipulativen Herrscher. Er verspricht den Eseln ihr Leben zu verbessern und eine Lösung für ihr Leiden zu finden, jedoch begünstigt er letztendlich die Taten der Menschen und deutet darauf hin, dass er persönlich die Taten der Menschen als richtig wahrnimmt. Gleichzeitig überzeugt er die Esel, dass die Handlungen der Menschen nicht zu ändern sind und sie sich damit abfinden sollen, denn ein schmerzloses Leben kann er den Eseln nicht bieten. Das einzige, was er als Lösung vorschlägt, ist eine Verminderung des Leidens. Hiermit schafft es Lessing eine Art Mitleid für die Esel aufzubringen aber gleichzeitig verleitet es den Leser zum Nachdenken. Das Ziel Lessings war ein neues Weltbild zu erschaffen, dass die Vernunft und die Wahrnehmung begünstigen sollte und Menschen dazu verleiten sollte über ihre Abhängigkeit von anderen nachzudenken.

Gotthold Ephraim Lessing versucht mit seinen Werken der Aufklärung die Entwicklung des unabhängigen Denkens und Handelns zu begünstigen. Sein Text beinhaltet eine Form des analytischen und kausalen Denkens, dass die Leser zu einer selbstständigen Lebensform führen soll, hierdurch sollte ein neues bürgerliches Bewusstsein entstehen wobei Lessings Werke eine große Rolle spielten.

Schluss

Abschließend kann man beobachten, dass Lessing seine Fabel als eine deutliche Hilfe und eine Art der Wegweisung für das damalige Volk und gleichzeitig eine Drohung gegen den Adel und den Klerus formuliert hat. Meiner Meinung nach ist Lessings Art der Aufklärung ein sehr interessanter Weg den Menschen in einer klaren und deutlichen Art und Weise aufzuzeigen, was sie in ihrem denken und Handeln ändern können, um ein besseres und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Dem zufolge ist die anfangs genannte Hypothese zum Thema der Fabel wahr und trifft auf Lessings Text zu.

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