Heym, Georg - Der Gott der Stadt (umfassende Analyse)

Schlagwörter:
Georg Heym, Gedichtinterpretation, Analyse, Merkmale des Expressionismus, Referat, Hausaufgabe, Heym, Georg - Der Gott der Stadt (umfassende Analyse)
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Referat

Georg Heym: „Der Gott der Stadt“

Der Gott der Stadt
von Georg Heym

Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
Die letzten Häuser in das Land verirrn.
 
Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
Die großen Städte knieen um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.
 
Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
10 
Der Millionen durch die Straßen laut.
11 
Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
12 
Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.
 
13 
Das Wetter schwält in seinen Augenbrauen.
14 
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
15 
Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
16 
Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.
 
17 
Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
18 
Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
19 
Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
20 
Und frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.

(„Der Gott der Stadt“ von Georg Heym ist auch in unserer Gedichtedatenbank zu finden. Dort findest Du auch weitere Gedichte des Autoren. Für die Analyse des Gedichtes bieten wir ein Arbeitsblatt als PDF (24.6 KB) zur Unterstützung an.)

Georg Heym

  • Geboren am 30. Oktober 1887 in Hischberg (Schleßien), gest. †16.01.1912 (ertrunken in der Havel)
  • sein Vater Hermann Heym war ein autoritärer jähzorniger Mensch, der die Karriere seines Sohnes (Jurist / Offizier) bestimmt hat
  • Besuchte Berliner Gymnasium, musste es aber wegen schlechter Noten und eines Schülerstreichs verlassen.
    → Wechsel ans Friedrich-Wilhelm Gymnasium in Neuruppin
  • 1907: Abitur am F-W Gymnasium
  • Jurastudium in Würzburg Jena und Berlin
    • Er absolvierte die erste Staatsprüfung und trat einen Vorbereitungsdienst an, bei dem er jedoch nach drei Monaten entlassen, weil er eine Grundbuchakte vernichtet hatte
  • Beginnt ein Referendariat, lässt sich aber nach wenigen Monaten beurlauben → möchte nie mehr in den juristischen Dienst zurückkehren
  • Heym schwankt zwischen einer Ausbildung zum Offizier oder einer diplomatischen Karriere
  • Mit 23 Jahren Eintritt in den expressionistischen Verein „Neuer Club“
    → entwickelte neuen Stil
  • Mit 24 lernt er seine Liebe Hildegard Krohn kennen, der er einige seiner letzten Gedichte widmet
  • Begann im Alter von 12 Jahren zu schreiben und führt ab 1904 ein Tagebuch
  • Ertrunken am 16. Januar 1912 in der Havel, als er seinen Freund Ernst Balcke retten wollte, der beim Schlittschuhlaufen einbrach.

Sein Schreiben:

  • Er begann bereits im Alter von 12 Jahren (1899) seine ersten Gedichte zu verfassen.
  • Gibt die Zeitschrift „Kreißende Sonne“ mit seinem Freund Ernst Balcke heraus.
  • Nach dem Abitur (1907) erscheint sein Drama „Die Athener Ausfahrt“.
  • Er tritt mit 23 Jahren dem expressionistischen „Neuen Club“ bei.
  • Die Mitglieder des Clubs halfen ihm einen eigenen Stil im Schreiben zu entwickeln und eröffneten ihm neue Sichtweisen.
  • Er findet zu dem Thema „Großstadt“.
  • Sein Gedichtband „Der ewige Tag“ erscheint, der als bedeutendes Zeugnis des lyrischen Expressionismus gilt.
  • Er schuf Gedichte nach traditionellen Mustern (Liebes- /Naturlyrik) → Perle der deutschen Lyrik
  • Heym gilt als Vollender des Expressionismus gehört jedoch zum Frühexpressionismus
  • Seine Antipathie richtete sich gegen Goethe, seinen Vater und gegen die Sozialdemokratie diese stehen für Tradition, zu der er keinen verständigen Zugang fand, weil er sich dadurch eingeengt fühlte.
  • Es werden noch einige Werke von ihm herausgegeben.
  • Seine lyrische Arbeit beeinflusste viele Dichter der Neuen Sachlichkeit und des Naturgedichtes, darunter auch Bertolt Brecht und Johannes R. Becher.

Gedichte / Werke

  • Der Winter
  • Das Fieberspital
  • Der Gott der Stadt (das im Weiteren vorgestellt wird)
  • Die Tote im Wasser (1910)
  • Dämonen der Städte (1910)
  • Die Selbstmörder (1911)
  • Der ewige Tag (1911)

Merkmale des Expressionismus anhand des Gedichtes „Der Gott der Stadt“ (Heym)

Das im Jahre 1910 verfasste Gedicht „Der Gott der Stadt“ von Georg Heym handelt von einem mächtigen, zornigen und wütenden Gott namens Baal, der mit einer gewaltigen Feuerglut eine ganze Großstadt vernichtet.

Merkmale warum das Gedicht in die expressionistische Zeit eingeordnet wird:

  1. Handlung findet in Großstadt statt, denn die Themen der Dichter und Schreiber handelten von – der Gnadenlosigkeit einer Großstadt
  2. Es werden Adjektive wie „schwarz“, „ungeheure“ und „dunkle“ verwendet um die düstere Situation zu verdeutlichen.
  3. (St.1,Vers 4) Zitat: „Die letzten Häuser in das Land verirr’n“, dient zur Machtdemonstration der Großstadt und die Unterdrückung der einzelnen Menschen
    → Menschen werden unwichtig und die Industrie und die Masse der Menschen immer bedeutender.
  4. (St. 3, Vers 3) Sorge um den Untergang der Menschen
    → Ersetzung durch Maschinen
  5. (St.5, Vers 1) „Fleischerfaust“ stellt die Macht des Baals dar, was zur Unterdrückung der einzelnen Menschen führt.
    → Auslöschung der Menschen, Gnadenlosigkeit der Herrscher

Interpretation von „Der Gott der Stadt“ von Georg Heym

Vom äußeren Aufbau her weist Georg Heyms Gedicht „Der Gott der Stadt“ eine klassische Form auf. Es gibt fünf Strophen mit jeweils vier Zeilen, die einen Kreuzreim aufweisen. Georg Heym verwendet einige Stilmittel, die in den einzelnen Strophen besprochen werden:

1. Strophe:

Durch eine Personifikation wird eine Vermenschlichung vorgenommen (Z. 4; die letzten Häuser in das Land verirrn.). Die Sicht von Gott aus wird geschildert. Dies wird deutlich durch die Umschreibung Gottes: „Auf einem Häuserblock sitzt er breit.“(Z.1) und „Er schaut voll Wut…“(Z.4). Durch die schwarze Farbe, die angesprochen wird, kann auch der Tod beschrieben werden. Gott wird von den „schwarzen Winden“ (also dem Tod) bedroht (Z. 3). Man kann interpretieren, dass „wo fern in Einsamkeit die letzten Häuser in das Land verirrn.“(Z.3+4) die einsetzende Industrialisierung meint. Die Menschen wandern alle in die Städte, sodass das Land einsam und leer zurückbleibt.

2. Strophe:

Hier wird die Beziehung zwischen Gott und den Menschen dargestellt. Durch „die großen Städte knien um ihn her.“(Z.6) wird wieder eine Personifikation ausgedrückt, die sich auf den Baal bezieht. Hiermit wird Gott bezeichnet, dem alles zu Füßen liegt, in diesem Fall die großen Städte. Er ist also so etwas wie allmächtig. Der wiederholte Gebrauch der Farbe schwarz rückt die dargestellte Beziehung zwischen Gott und Menschheit in ein negatives Licht.

3. Strophe:

Heym stellt wieder einen Vergleich auf. Er beschreibt die jubelnde Menschenmenge, die sich in der Stadt befindet und über die Industrialisierung freut (Z.9+10). Heym stellt sie durch „Millionen“ dar. Ihre begeisterte Musik ist so laut wie die der Korybanten , was die ausgelassene Stimmung hervorheben soll. Jedoch zeigt das Wort „dröhnt“ wieder etwas Negatives.

Im weiteren Verlauf der dritten Strophe wird ein Vergleich zwischen den Schornsteinen, die durch die Industrialisierung entstanden sind, und dem Duft von Weihrauch, der wieder Gott verkörpert, angestellt.

4. Strophe:

Hier werden die Folgen der Verstädterung erläutert. Die Natur wehrt sich (Z.13; das Wetter schwelt in seine Augenbraun). Das angesprochene „schwelt“ kann man von „Schwefel“ ableiten. So wäre ein Bezug zur vorangegangenen Strophe geknüpft. Es wird sonst eine recht angespannte Situation beschrieben. Die negative Stimmung breitet sich aus, die in den vorherigen Strophen nur durch einige Worte angeschnitten wurde.

5. Strophe:

Abschließend wird in der letzten Strophe die Bestrafung Gottes aufgrund der Industrialisierung beschrieben. Die Menschen haben Gott vernachlässigt und nun müssen sie wohl seinen Zorn erdulden. Durch die Alliteration von „Fleischerfaust“(Z.17) wird die Härte Gottes hierbei ausgedrückt. Alles geschieht in der Nacht, bis der Morgen graut (Z.20; …“bis der Morgen tagt.“). So folgt nach der Zerstörung (Abend) ein Neuanfang (Morgengrauen).

Schlussbetrachtung:

Georg Heyms „Der Gott der Stadt“ weißt recht viele Vergleiche auf. Weiterhin gebraucht Heym auch historische Worte, um Gott dazustellen, ihn dadurch vielleicht auch hervorzuheben. Durch die Personifikation wird die Untergebenheit unter Gott verdeutlicht. Man kann sagen, dass eine Art der klimatischen Steigerung vorhanden ist. Zuerst wird der Zustand der Stadt (also allgemein der Menschheit) beschrieben. Hier ist die Sicht von Gott aus gewählt worden. Im weiteren Verlauf wird die Beziehung zwischen Gott und der Menschheit beschrieben, die Ursache für die Verärgerung Gottes (dies ist der Materialismus der Menschheit) und seine Bestrafung für die Menschheit. Diese Bestrafung kann entweder als Zerstörung durch Naturgewalt oder durch Ausbruch des Krieges ausgelegt werden.

Interpretation ausformuliert

Das von George Heym(1887-1912) geschriebene Gedicht „Der Gott der Stadt“ handelt von einem Gott, der eine Stadt attackiert und zerstört. Der Autor will damit seinen Standpunkt gegenüber der Industrialisierung und dem Verlust der Individualität ausdrücken. Er spricht sich mit dem Gedicht klar dagegen aus und ist sicherlich auch gegen das Ersetzen von Menschen durch Maschinen.

Die Betonung des Textes fällt teilweise schwer, da oft der Hakenstil verwendet wird, in dem das Satzende nicht mit dem Versende übereinstimmt.

In der ersten Strophe wird beschrieben, wie der Gott auf den Häusern der Großstadt sitzt und die Veränderungen, wie die schnell zunehmende Industrialisierung und den Materialismus zu Zeiten Georg Heyms, verärgert beobachtet.
Die nächste Strophe wird dazu verwendet die Atmosphäre der Stadt zu beschreiben und die Grundstimmung wie in der ersten negativ aufzubauen.

Das lyrische Subjekt, hier der Gott Baal, zeigt mit Worten wie „Koybanten-Tanz dröhnt die Musik der Millionen[…]“ (Koybanten: Menschen, die eine griechisch-römischen Göttin mit wildem Geschrei anbeten) und „Der schlote Rauch, die Wolken der Fabrik[…]“ seine Ablehnung gegenüber dem Fortschritt und der Zivilisation.

Mit der vorletzten Strophe wird die ruhige Umgebung des Gottes, kurz bevor er die Beherrschung verliert und zuschlägt, dargestellt.

In der letzten Strophe erreicht das Gedicht seinen inhaltlichen Höhepunkt und beschreibt, wie die Menschen und die Stadt vom Groll des Gottes überrannt werden. Seine extreme Wut wird mit Worten wie „Fleischerfaust“ und „[…] Glutqualm braust und frisst sie auf […]“ verstärkt ausgedrückt.

In den fünf vierzeiligen Strophen liegt das Schema abab vor.

Das Gedicht wurde in einem fünfhebigen Jambus und durchgehender männlicher Kadenz verfasst. Die einzige Ausnahme macht der dritte Vers in der vierten Strophe, der weiblich ist.

Wie gesagt wird die erste Strophe dazu verwendet die Abneigung des Baals gegenüber der modernen Stadt auszudrücken. Dabei wird das Adjektiv „schwarz“ benutzt, um die Atmosphäre der Stadt negativ darzustellen. Im Vers „die letzten Häuser in das Land verirr’n“ dient es zur Machtdemonstration der Großstadt – einzelne Häuser, die auch für die Menschen stehen, sind unwichtig. Allein die Masse zählt, da einzelne schließlich ersetzt werden können.

Der rote Bauch des Baals steht hier metaphorisch für die Industrie oder für rote Ziegelsteine und immer mehr rot wirkende Sonnenuntergänge, die erst durch die Industrie verursacht worden sind. Die Personifikation „[…]Städte knieen um ihn her.“ soll dem Leser das Gefühl geben, dass die Stadt durch die Maschinen und die ständigen Bewegungen zum Leben erweckt wurde. Ich vermute, dass mit der Aussage „Der Kirchenglocken ungeheure Zahl[…]“ eine Inversion sowie eine Hyperbel vorliegen und diese wie die Metapher „schwarzer Türme Meer“ zur übertrieben negativen Darstellung der Stadt dienen, da läutende Glocken in zu großer Zahl und die Farbe Schwarz zu Unbehagen führen.

Mit dem Vers „Wie Koybanten-Tanz dröhnt die Musik“ werden durch einen Vergleich die Geräusche und Laute einer Großstadt ins Lächerliche gezogen. Die ersten drei Verse der vierten Strophe sind Aufzählungen, die dazu verwendet werden, die Umgebung des Baals, kurz vor seiner finalen Richtung, bildlich zu beschreiben.

Der Satz „Er streckt ins Dunkle seine Fleischerfaust.“ soll mit dem substantivierten Adjektiv „Dunkle“ und der Metapher „Fleischerfaust“, die für die extreme Zerstörungswut des Gottes steht, möglicherweise, wie der Rest der Strophe, auf die gewissenlosen Ängste der Menschen während der Vorkriegszeit anspielen. Die Personifikationen „Ein Meer von Feuer jagt durch[…]“ ist zugleich ein Paradoxon, da man „Meer“ mit Wasser verbindet und somit ein Meer aus Feuer nicht möglich ist. Außerdem werden mit dem Wort Meer auch große Weiten verbunden, die hier die große Zerstörung bildlich besser darstellen sollen. Der Satz „Und Glutqualm braust und frißt sie auf, bis der Morgen tagt.“ steht, meiner Meinung nach, für die Zeit eines Krieges, den Niemand gewinnen kann und letztendlich alle Menschen vernichten wird.

Das Gedicht enthält einen zeitlichen Ablauf, wie den Sonnenuntergang in der zweiten Strophe, einen dunklen Abend in der vierten und die Nacht für das Ende, der es auf den negativen Höhepunkt bringt.

Ich bin der Meinung des Dichters, dass Maschinen niemals ein Ersatz für Menschen sein können, dennoch glaube ich, dass die Industrie auch für den Menschen arbeitet, da wir ohne sie nicht so ein unbeschwertes und vergleichsweise luxuriöses Leben führen können.

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Zusammenfassung

In der ersten Strophe wird die Sicht von Gott beschrieben. Bereits hier wird durch Aussagen wie „Auf einem Häuserblocke sitzt er breit“ oder „er schaut voll Wut“, dass er sehr mächtig und verärgert ist. Die Winde sollen im Gegensatz dazu seine Kühnheit darstellen und ihm den Wesentlichen Charakter eines kühlen Gottes verleihen. Vermutlich ärgerte sich der Gott über die Landflucht, die am Anfang des 20. Jhd. herrschte. Diese resultierte aus der in den Städten stattfindenden Industrialisierung.

In der zweiten Strophe wird die Beziehung zwischen Gott und den Menschen geschildert. Heym nennt Gott einen Baal, so nannten auch die Kanaanäer einen ihrer Götter, hierdurch zeigt sich die doch religiöse Beziehung dieses Gedichts. Durch die Aussage „Die großen Städte knien um ihn her“ wird die enge Beziehung zwischen der Menschheit und dem Gott gezeigt. Jedoch wird hier durch die Verwendung der Farbe schwarz die religiöse Bekenntnis ins negative gezogen.

In der dritten Strophe wird der von Heym bewusst gewollte Kontrast zwischen Vergötterung und Verstädterung hervorgehoben. Die erste Zeile lautet „Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik“ Korybanten sind Priester aus dem

3.und 4. Jhd. v.Chr. Hierdurch zeigt sich wiederum der Glaube, der abermals durch das Wort dröhnt etwas in den Schatten gerückt wird. In der dritten und vierten Zeile dieser Strophe wird der durch die Fabriken erzeugte Rauch mit dem Duft von Weihrauch gleichgestellt. Dies ist wieder eine Minderwertigkeitsbeschreibung des Gottes. Auch wird durch die Fabriken noch einmal an die Landflucht aus den ersten Zeilen erinnert.

In Strophe 4 zeigen sich die Auswirkungen der Verstädterung auf die Natur. Heym schreibt „Das Wetter schwält in seinen Augenbrauen“ Schwält könnte man auf Schwefel zurückführen und somit als Wirkung des Rauches aus der dritten Strophe deuten. Die Unberechenbarkeit der ganzen Situation wird hier vor allem durch die Wörter „dunkler Abend“ und „betäubt“ verstärkt. Es verdeutlicht die anstehende Bedrohung, der Krieg, der jederzeit ausbrechen kann.

In der letzten Strophe beschreibt Heym die Strafe Gottes. Durch die Alliteration „Fleischerfaust“ wirkt dies wie eine gnadenlose und brutale Verurteilung. „Ein Meer von Feuer“ und „Glutqualm“ bilden die Strafe. Durch den Absatz „bis spät der Morgen tagt“ lässt sich die Dauer des ganzen Debakels nur erahnen.

Der Expressionismus (ca.1910-1925)

ex + primere = Ausdruckskunst

  • Der Begriff stammt eigentlich aus der Kunst (Übertreibungen der Gestiken, Formen, Farben), hat einen Schwerpunkt in der Musik, aber auch in der Dichtung:
    • Ein Lyriker beschrieb den Expressionismus einst als: „Wirklichkeitszertrümmerung, als rücksichtsloses An- die- Wurzel- der- Dinge- Gehen“.
  • Der Expressionismus stellt innerlich gesehene Wahrheiten und Ereignisse dar
  • Unter den Expressionisten herrschte eine großes Zusammengehörigkeitsgefühl, sodass sie Vereinigungen bildeten und Zeitschriften wie zum Beispiel „Der Sturm“, „Der Brenner“…herausgaben
  • Die expressionistischen Ideale richten sich gegen Autorität, Industrialisierung, Enthumanisierung und Selbstzufriedenheit
  • Keine Rücksicht auf Ethik und Moral
  • Kennzeichnen in den Texten sind das Temperament der Ausdrucksweise, die Steigerung des Pathos (Leiden) bis zum ekstatischen (schwärmerisch/Verrückt) Schrei
  • Es gibt keine einheitliche Sprache: → Auffälliges in den Texten + Stilmittel:
    • Sprachverknappung, Ausfall der Füllwörter, Artikel und Präpositionen, Worthäufungen, nominale Wortballungen, Betonungen des Verses, Wortneubildungen und neue Syntaxformungen sind typische expressionistische Stilmerkmale.
  • Die Schriften sollen dem Leser bestimmte Eindrücke vermitteln. z.B.:
    • Schaurig-rätselhaft, ungewöhnlich, merkwürdig, zerhackt, pessimistisch, schrecklich, absurd, erschreckend, eklig, traurig, sinnlos, viel aussagend, grausig-schön, unrealistisch …
  • Die Dichter und Schreiber hatten folgende Themen:
    • die quälende Sorge vor dem Untergang der Menschen und dem Tod
    • apokalyptische Vorstellungen, Visionen vom Krieg, von der Gnadenlosigkeit der Großstadt (Identitätsverlust des Einzelnen in der Menge)/die Einsamkeit des Einzelnen, Wahnsinn, Wut, Melancholie, dunkle Welten
    • Unsicherheit, Unheimlichkeit und Angst werden thematisiert, bringen düstere/grelle Farben mit ein, die ein optisches Schauen hervorrufen ebenso Kraft und Schwung in die Texte bringen
  • Viele Schriften und Gedichte spiegeln das Lebensgefühl und die Erfahrung der Expressionisten wider:
    • Sturz und Schrei, Gefühle und Realität
    • Erweckung des Herzens
    • Aufruf und Empörung
  • Von den Nationalsozialisten wurde der Expressionismus später als „entartet“ abgelehnt. Viele Werke wurden beschlagnahmt oder vernichtet.
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