Benn, Gottfried - Nachtcafé (Gedichtinterpretation)

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Gottfried Benn, Interpretation, Analyse, Referat, Hausaufgabe, Benn, Gottfried - Nachtcafé (Gedichtinterpretation)
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Referat

Gedichtinterpretation: Gottfried Benn – Nachtcafé

Gottfried Benn

  • 1886, Gottfried Benn wird am 2. Mai als Sohn Pastors Gustav Benn und seiner Frau Caroline Benn (geb. Jequier) in Mansfeld (Westprignitz) geboren.
  • 1896, Internat in Frankfurt (Oder), 1903, Reifezeugnis.
  • 1904, Studium Theologie und Philosophie in Marburg und Berlin.
  • 1905, Studium der Medizin bis 1910.
  • 1911, Unterarzt bei Infanterie-Regiment 64 in Prenzlau.
  • 1912, aus gesundheitlichen Gründen scheidet G.B. aus dem Militär aus.
  • 1912, Promotion und Zulassung als Arzt in Berlin. Gleich der erste Gedichtband Morgue und andere Gedichte (1912) begründete Benns frühen Ruhm.
  • 1912, Begegnung mit Else Lasker-Schüler.
  • 1914, Reise als Schiffsarzt in die USA, Ehe mit Edith Osterloh, als Militärarzt in Belgien.
  • 1915, die Tochter Nele wird am 8. September geboren.
  • 1917, Niederlassung als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Berlin.
  • 1922 stirbt Edith Benn, seine erste Frau.
  • 1932, Benn wird Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Abteilung Dichtung.
  • 1933-1934 setzt sich Benn vorübergehend durch essayistische Schriften für den Nationalsozialismus ein.
  • 1935, Benn bemüht sich um den Wiedereintritt in die Wehrmacht; er wird Oberstabsarzt in der Wehrersatz-Inspektion Hannover.
  • 1937, Versetzung nach Berlin als Versorgungsarzt, Wohnung in der Bozener Straße in Berlin-Schöneberg.
  • 1938 geht Benn die Ehe mit Herta von Wedemeyer (Hannover) ein. Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer, Schreibverbot. Verlegung der Wehrdiensstelle, in der er tätig ist, nach Landsberg an der Warthe; dort in der Kaserne verfasst er analysierende Essays zu seiner Lage und den Erscheinungsformen des Nationalsozialismus.
  • 1945, Rückkehr nach Berlin, Tätigkeit als Arzt, Tod seiner Frau Herta am 2. Juli.
  • 1946, Ehe mit der Zahnärztin Dr. Ilse Kaul.
  • 1951, Verleihung des Büchner-Preises.
  • 1951, Bekanntschaft mit Astrid Claes.
  • 1954, Bekanntschaft mit Ursula Ziebarth.
  • 1956, Gottfried Benn stirbt am 7. Juli in Berlin und wird auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem begraben.

Interpretation „Nachtcafé“

In dem Gedicht „Nachtcafé“ beschreibt der expressionistische Dichter Gottfried Benn das Geschehen in einem Café. Das lyrische Ich bewertet sehr drastisch, was es sieht und entdeckt und was sich hinter „Der Frauen Liebe und Leben“ verbirgt. Das Gedicht besteht aus 24 Versen, welche ohne festes Muster in neun Strophen geordnet sind. Von der äußerlichen Form steht das Gedicht ganz in der Tradition des Expressionismus, was man daran erkennen kann, dass es kein durchgehendes Metrum besitzt.

Benn lässt sein Gedicht mit einem Zitat aus der Vertonung „Chamissos“ von Schumann beginnen: „Der Frauen Liebe und Leben“.

In den drei folgenden Versen, welche alle den gleichen grammatikalischen Aufbau haben, beschreibt er die drei Musiker, bezeichnet diese jedoch nur mit den Namen der Instrumente: „Das Cello trinkt rasch mal“, „Die Flöte rülpst tief drei Takte“, und „Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende“ – vermutlich isst der Flötenspieler gerade und der Trommler liest sein Buch fertig, wobei es sich jedoch nicht um eine hohe Literatur handelt, sondern um einen Kriminalroman. Benn will dem Leser wohl nahe bringen, wie banal die Musiker nach dem Vortragen eines sehr anspruchsvollen Musikstückes ihre Pausen verbringen. Der Autor zeigt damit den krassen Kontrast zwischen dem hohen Niveau des vorgetragenen Musikstückes und den Menschen die es vortragen.

Die weiteren 4 Strophen beschreiben Personen, die sich ebenfalls im Nachtcafé befinden. Hierbei lässt Benn jegliche Wesensmerkmale wie Alter und Geschlecht weg und beschränkt sich lediglich auf äußerliche, hässliche Merkmale.

Nachdem das lyrische Ich die Cafébesucher beschrieben hat, beginnt die Musik von Neuem: „B-Moll: die 35. Sonate.“ Unmittelbar danach: „Zwei Augen brüllen auf“, d.h. ein Anwesender empört sich über das, was er sieht. Auch in diesem Vers wird eine Person wieder auf ein Sinnesorgan reduziert, nämlich seine Augen. Diese Person scheint wohl der Meinung zu sein, dass das Publikum nicht würdig genug ist, dem Meisterwerk von Chopin zu lauschen: „Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal, damit das Pack darauf herumlatscht“.

Nachdem das lyrische Ich über den Schock hinweg ist, begrüßt er eine eintretende Frau recht unhöflich „He, Gigi!“. Der Gedankenstrich beschreibt einen kurzen Moment in dem nichts passiert.

Dann „Fließt die Tür dahin“: Dem lyrischen Ich kommt es so vor, also öffne sich die Tür von Zauberhand. Die eintretende Frau scheint dem ihm von Anfang an etwas Außergewöhnliches zu sein, was man am Satzbau der folgenden Sätze erkennen kann. Auch hier beschreibt der Autor die Frau knapp: „Wüste ausgedörrt, kanaanitisch braun“ beides weist auf eine orientalische Herkunft hin.

Das Adjektiv „keusch“ steht im totalen Kontrast zu der Umgebung. „Höhlenreich“ bedeutet die weibliche Figurform. Außerdem beschreibt er den Duft, den Sie ausstrahlt, der jedoch ebenso schnell wieder verfliegt. Das war nur eine „süße Vorwölbung der Luft gegen mein Gehirn.“

Der letzte Vers gilt einer weiteren fettleibigen Frau, die der vorangegangenen Schönheit „hinterher trippelt“. Auch hier ist wieder ein Kontrast zu erkennen: Zuerst die Frau, die das lyrische Ich vor lauter Schönheit verzaubert, dann eine fette, wohl nicht sehr anschauliche Frau.

„Nachtcafé“ ist ein typisches expressionistisches Gedicht. Es weist viele Kritikpunkte auf, die auf die Gesellschaft bezogen sind. Auf sehr grobe und schroffe Art und Weise deutet Benn auf die Hässlichkeit, die Krankheit und die Abscheu der Menschen hin.

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