Das Wüstenschiff von Frank Wedekind

Bist schön wie eine Lilie;
Ich lieb’ dich, ich lieb’ dich.
Du bist aus guter Familie;
Ich liebe dich, ach so heiß!
Reich mir dein schlankes Händchen,
Und von dem schmalen Gelenk
Lös’ ich das schneeweiße Bändchen
Mir ewig zum Gedenk.
Wie Sammet so weich,
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Wie die Sonne so warm,
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Wie der Mondenschein bleich
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Ist dein zierlicher Arm.
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Das Mieder züchtig verschlossen …
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Nein, werd mir nicht bang,
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Der Gefühle gewaltiger Drang
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Hat sich schon stürmisch ergossen.
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Nun nur noch einen zärtlichen Blick,
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Dann kehr’ ich zurück
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In mein reinliches Kämmerlein,
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Schließe mich ein
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Und denke dein
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Am Fenster im Mondenschein. – Sela.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Das Wüstenschiff“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist der deutsche Dramatiker und Lyriker Frank Wedekind, der von 1864 bis 1918 lebte. Er gehörte der literarischen Strömung des Naturalismus an und seine Arbeiten wurden oftmals wegen ihrer offenen Darstellung von Sexualität und Kritik an der herrschenden Gesellschaft kritisiert.

Das Gedicht „Das Wüstenschiff“ weckt beim ersten Lesen den Eindruck einer romantischen Liebeserklärung. Das lyrische Ich preist die physische und auch soziale Schönheit einer geliebten Person im Vergleich zu einer Lilie aus guter Familie an und fordert sie auf, ihre Hand auszustrecken, von der er symbolisch ein weißes Band lösen will, das er immer in Erinnerung behalten will.

Die weiteren Verse beschreiben die Liebste auf sehr emotionale Weise, mit Vergleichen wie Samt, Sonne und Mond. Das lyrische Ich bringt seine überwältigenden Gefühle zum Ausdruck und sagt, dass es bereits „stürmisch ergossen“ sind. Die letzten Verse zeigen das lyrische Ich, wie es sich in sein Zimmer zurückzieht, um über die Geliebte nachzudenken.

Auf formaler Ebene kann dieses Gedicht als traditionell angesehen werden, da es klar abgegrenzte Strophen und Reime enthält. Die Sprache des Gedichts ist einfach, aber emotional, was typisch ist für Liebesgedichte. Ein besonderes Kennzeichen des Gedichts ist die Verwendung von Naturvergleichen, um die geliebte Person zu beschreiben, was typisch ist für die Romantik, auch wenn Wedekind eigentlich dem Naturalismus zuzurechnen ist.

Dieses Gedicht zeigt Wedekinds Fähigkeit, tiefe Gefühle und Emotionen auf eine Weise auszudrücken, die sowohl individuell als auch universell ist. Es zeigt die Intensität seiner Gefühle und sein Verlangen, sie mit der geliebten Person zu teilen. Es offenbart auch seine Einsamkeit, da er letztendlich allein mit seinen Gedanken bleibt.

Dem Titel „Das Wüstenschiff“ könnte man interpretieren, dass das lyrische Ich zu Beginn engen Kontakt mit der Geliebten hat (ähnlich wie ein Schiff, das an einem Hafen angelegt hat), durch die Leidenschaft und Emotionen jedoch wieder in die Einöde zieht (ähnlich wie ein Schiff, das durch eine Wüste reist).

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Das Wüstenschiff“ ist Frank Wedekind. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. 1905 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 101 Worte. Weitere Werke des Dichters Frank Wedekind sind „Abschied“, „Abschied“ und „Albumblatt“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Wüstenschiff“ weitere 114 Gedichte vor.

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