Am Scheidewege von Frank Wedekind

Der schwere Fluch, der auf dem Haupt mir lastet,
Drückt mich darnieder in den Straßenkot;
O Gott, o Welt, erbarmt euch meiner Not;
Ihr wißt, weswegen ich ihn angetastet.
 
Ihr wißt, ihr selber jagtet mich hinein,
Mit tausend Peitschenhieben ins Verderben;
Nehmt mich zur Sühne denn und laßt mich sterben,
Nur laßt mich nicht so schimpflich elend sein.
 
Ich war nicht schlecht; nun mag ich’s freilich werden,
10 
Gab ich mein Bestes doch zum Opfer hin …
11 
Nehmt mich hinweg, solang’ ich Mensch noch bin!
12 
Ein Tier, ein Teufel werd’ ich sonst auf Erden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Am Scheidewege“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Am Scheidewege“ stammt von dem deutschen Dichter Frank Wedekind, der von 1864 bis 1918 lebte. Er gehört somit zur Epoche des Fin de Siècle, welche von der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert geprägt ist.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht düster und dramatisch. Es vermittelt eine verzweifelte Stimmung und spiegelt eine tiefgreifende persönliche Krise wider.

Im Gedicht geht es um das lyrische Ich, das sich in einer existenziellen Notlage befindet und sich an Gott und die Welt wendet. Es fühlt sich von einer schweren Schuld belastet (Vers 1), die es niederdrückt und ihm das Leben zur Qual macht (Vers 2). Es zeigt sich reuig und fleht um Erbarmen (Vers 3 und 4). Es gibt an, in diese Situation gezwungen worden zu sein und fordert Sühne, bevorzugt durch den Tod, um seiner jetzigen erbärmlichen Existenz zu entkommen (Verse 5 bis 8). Das lyrische Ich gesteht ein, dass es sich zum Schlechten verändert, nachdem es sein Bestes geopfert hat (Vers 9 und 10). Es äußert den Wunsch, entfernt zu werden, solange es noch als Mensch gilt, aus Angst, sonst zu einem Tier oder Teufel zu werden (Verse 11 und 12).

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen. Es folgt kein spezifisches Reimschema. Der Ausdruck ist stimmungsvoll und intensiv, was durch die kraftvollen Worte wie „Fluch“, „Not“, „Verderben“ oder „Teufel“ unterstrichen wird.

Füge ich die verschiedenen Analyseschritte zusammen, lässt sich sagen, dass „Am Scheidewege“ ein dunkles und tief bewegendes Gedicht ist, das die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit eines Menschen in einer schweren Krise darstellt. Frank Wedekind gelingt es, die innere Zerrissenheit und die dunkle Existenz des lyrischen Ichs eindrucksvoll zu skizzieren und damit eine universelle menschliche Erfahrung anzusprechen. Der Titel „Am Scheidewege“ verweist dabei auf einen kritischen Punkt im Leben des lyrischen Ichs, an dem eine Entscheidung über seinen Weiterweg getroffen werden muss.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Am Scheidewege“ des Autors Frank Wedekind. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. 1905 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist München. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 93 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Frank Wedekind sind „Allbesiegerin Liebe“, „Alte Liebe“ und „Altes Lied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Am Scheidewege“ weitere 114 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Frank Wedekind

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Frank Wedekind und seinem Gedicht „Am Scheidewege“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Frank Wedekind (Infos zum Autor)

Zum Autor Frank Wedekind sind auf abi-pur.de 114 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.