An Bruno von Frank Wedekind

Überkommt dich nun, mein holder Knabe,
Deines Erdendaseins höchste Gabe,
Wenn die Schenkel rosig frisch dir schwellen,
Wenn der Flaum dir um die Lippen keimt,
Wenn dein Sehnen trotz der Sturmeswellen
Spielend sich zu leichten Liedern reimt –
Präg dir dann für alle Zukunft ein:
Deines Erdendaseins höchste Gabe
Läßt dich eines nur von Dreien sein,
10 
Viechkerl, Schafskopf oder Prügelknabe;
11 
Und du hast für eine der drei Freuden
12 
In der ersten Nacht dich zu entscheiden!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „An Bruno“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „An Bruno“ wurde von dem deutschen Dramatiker und Schriftsteller Frank Wedekind verfasst. Da Wedekind in der Zeit von 1864 bis 1918 lebte, lässt sich das Gedicht dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert zuordnen.

Der erste Eindruck, den das Gedicht hinterlässt, ist der einer Vaterfigur, die sich an einen jungen Mann oder Jungen wendet – seinen Sohn, Schüler oder einen geliebten Freund. Er bereitet ihn auf das bevorstehende Erwachsenwerden und die damit verbundenen Herausforderungen vor und gibt ihm lebenswichtige Ratschläge.

Der Inhalt des Gedichts erzählt von der Initiationsphase, die jeder junge Mann am Umschwung seiner Pubertät durchläuft. Diese symbolisiert den Übergang vom Kind- zum Erwachsensein. Das lyrische Ich, vermutlich eine Vaterfigur, gibt dem jungen Bruno Ratschläge für diesen bedeutenden Schritt im Leben. Bruno wird dabei als „mein holder Knabe“ adressiert, was Tendenzen einer väterlichen Zuneigung zeigt. In den ersten sechs Versen beschreibt das lyrische Ich, was Bruno körperlich und emotional durchleben wird - vom „rosig frischen Schwellen“ seiner Schenkel bis zum Keimen des Flaums um seine Lippen und dem Spiel des Sehnens trotz der Sturmeswellen. Diese metaphorischen Beschreibungen symbolisieren die körperlichen Veränderungen und emotionalen Turbulenzen der männlichen Pubertät. Im restlichen Gedicht gibt das lyrische Ich, Bruno Rat, wie er sich in dieser Phase verhalten soll. Es schlägt vor, dass er eine von drei Rollen wählen kann: ein Viechkerl, ein Schafskopf oder ein Prügelknabe. Diese Rollen sind vermutlich metaphorisch für verschiedene Arten zu Leben und Verhalten während seiner Erwachsenwerdung gemeint.

Bezüglich der Form und der Sprache des Gedichts, sind die gemessenen, symmetrischen Verslinien und die gebrauchte, eher formale und poetische Sprache bemerkenswert. Dies verleiht dem Gedicht eine gewisse feierliche Schwere und Ernsthaftigkeit, die wohl der Bedeutung der Botschaft des lyrischen Ichs entspricht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Bruno“ des Autors Frank Wedekind. 1864 wurde Wedekind in Hannover geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1905 zurück. Erschienen ist der Text in München. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 74 Worte. Weitere Werke des Dichters Frank Wedekind sind „Allbesiegerin Liebe“, „Alte Liebe“ und „Altes Lied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Bruno“ weitere 114 Gedichte vor.

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