An Francisca de Warens von Frank Wedekind
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Gestern dacht’ ich eines Kusses, |
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Wie ihn deine Mutter gab; |
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In Erinn’rung des Genusses |
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Leckt’ ich mir die Lippen ab. |
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Ach das war so warm, so saftig, |
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Daß, ich weiß nicht, wie’s geschah, |
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Plötzlich ich sie ganz leibhaftig |
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Wieder bei mir sitzen sah; |
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Lauschte, wie sie sang und lachte, |
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Manch’ bedeutungsvolles Wort; |
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Aber als ich dein gedachte, |
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War sie plötzlich wieder fort. |
Details zum Gedicht „An Francisca de Warens“
Frank Wedekind
3
12
64
1905
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An Francisca de Warens“ wurde von Frank Wedekind verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Dramatiker, der von 1864 bis 1918 lebte. Dies ordnet das Gedicht zeitlich in die Epoche des Naturalismus und beginnenden Expressionismus ein.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht persönlich und intim. Es wird eine starke Sehnsucht und eine innige Erinnerung ausgedrückt, die mit einer gewissen Bodenständigkeit und Direktheit dargestellt wird.
Im Inhalt des Gedichtes erinnert sich das lyrische Ich an einen Kuss, den er von Francisca de Warens' Mutter erhielt. Diese Erinnerung ist so lebhaft, dass er sich die Lippen ableckt und die Frau plötzlich wieder lebhaft vor ihm sieht. Er lauscht ihren Lachen und bedeutungsvollen Worten. Doch als seine Gedanken zu Francisca, der Tochter, schweifen, verschwindet die Mutter wieder aus seiner Vorstellung.
Das lyrische Ich scheint durch die Erinnerung an den Kuss eine tiefe Sehnsucht und Bedauern zum Ausdruck zu bringen. Die Darstellung der Sinnlichkeit des Kusses und die darauffolgende Leere beim Gedanken an die Tochter, deuten auf unerfüllte und vielleicht verbotene Liebe oder Leidenschaft hin.
Formal ist das Gedicht in drei Vierzeiler, also terzinen, gegliedert. Die Reimform ist ein Kreuzreim, was einen harmonischen Klang erzeugt und die Gefühlslage des lyrischen Ichs unterstützt.
Die Sprache des Gedichts ist alltagsnah und direkt, entbehrt jedoch nicht einer gewissen Poesie. Wedekind verwendet einfache, aber starke und ausdrucksstarke Wörter und Bilder, um die Erinnerung und das Gefühl des lyrischen Ichs darzustellen. Die Verwendung des Wortes „leibhaftig“ verstärkt das sinnliche Erlebnis und die Lebendigkeit der Erinnerung.
Zusammenfassend ist „An Francisca de Warens“ ein Gedicht, das komplexe Gefühle von Sehnsucht, Erinnerung und vielleicht verbotener Liebe einfängt und durch seine direkte, aber eindringliche Sprache und Form zum Nachdenken anregt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An Francisca de Warens“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Frank Wedekind. Geboren wurde Wedekind im Jahr 1864 in Hannover. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1905 zurück. Erscheinungsort des Textes ist München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 64 Worte. Weitere Werke des Dichters Frank Wedekind sind „An Bruno“, „An Elka“ und „An Madame de Warens“. Zum Autor des Gedichtes „An Francisca de Warens“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.
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