An Berta Maria, Typus Gräfin Potocka von Frank Wedekind

Wie stapften wir einst als Kinder so keck
Barfuß durch alle Pfützen
Und ließen uns den kalten Dreck
Hoch über die Kniee spritzen!
 
Wie einst als Kinder durch Hain und Flur,
So stapfen wir heut’ durchs Leben;
Der ganze Schlamm der modernen Kultur
Bleibt uns an den Beinen kleben.
 
Laß dir’s nicht schaudern, was ist dabei!
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Wir scheuen nicht Ottern und Nattern,
11 
Solang’ nur der Kopf und die Brust noch frei
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Und im Sturm deine Haare flattern!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „An Berta Maria, Typus Gräfin Potocka“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Berta Maria, Typus Gräfin Potocka“ wurde von Frank Wedekind, einem deutschen Schriftsteller und Schauspieler, verfasst, der zwischen 1864 und 1918 lebte. Dies datiert das Gedicht in eine Ära, die bekannt ist als die Zeit des Naturalismus und der darauffolgenden literarischen Bewegungen bis hin zu Anfängen der Avantgarde.

Auf den ersten Blick versetzt uns dieses Gedicht in die unbeschwerte und mutige Welt der Kindheit der Protagonisten. Die erste Strophe stellt eine Erinnerung dar, in der das lyrische Ich und Berta Maria als Kinder barfuß und sorglos durch Pfützen laufen und sich dabei dreckig machen. Im weitesten Sinne, symbolisiert diese Szene die Unschuld und das Ausprobieren von Grenzen.

Jedoch nimmt das Gedicht danach eine Wendung. In der zweiten Strophe werden die Abenteuer der Kindheit mit den Herausforderungen des Erwachsenenlebens paralleliert. Der „Schlamm der modernen Kultur“ ist eine metaphorische Anspielung auf gesellschaftliche und kulturelle Belastungen, mit denen die beiden Protagonisten konfrontiert sind. Es wird betont, dass sie, genau wie damals als Kinder, immer noch mutig voranschreiten, auch wenn die Konsequenzen weit schwerwiegender sind, als einfacher Schmutz an den Füßen.

Die letzte Strophe liefert eine optimistische und ermutigende Botschaft. Unabhängig von all den Hindernissen und Negativitäten („Ottern und Nattern“) bleiben sie unbeirrt und unerschrocken, solange sie sich ihre Unabhängigkeit und Freiheit bewahren. Das Bild der im Sturm flatternden Haare steht hierbei für Widerstandsfähigkeit und Freiheit.

Formal besteht das Gedicht aus drei vierzeiligen Strophen und besitzt ein einfaches und direktes Sprachbild. Das Metrum ist alltagssprachlich und unkompliziert, wodurch das fließende und organische Sprechen im Gedicht noch betont wird. Die Symbolik und die bildliche Sprache sind wirksam und leicht verständlich eingesetzt worden. Jede Strophe hat eine eigenständige Botschaft und zusammen bilden sie eine zusammenhängende Erzähleinheit. Insgesamt hat das Gedicht eine positive, ermutigende und aufbauende Atmosphäre. Es verbindet Themen der Kindheit, Erwachsenwerdens und der Konfrontation mit gesellschaftlichen Herausforderungen. Wedekinds Arbeit zeichnet sich durch ihre Direktheit, Einfachheit und dennoch tiefe Bedeutung aus.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Berta Maria, Typus Gräfin Potocka“ des Autors Frank Wedekind. Im Jahr 1864 wurde Wedekind in Hannover geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1905 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist München. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 78 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „An Elka“, „An Francisca de Warens“ und „An Madame de Warens“ sind weitere Werke des Autors Frank Wedekind. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Berta Maria, Typus Gräfin Potocka“ weitere 114 Gedichte vor.

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