An die Kritik von Frank Wedekind
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Gelegentlich der Berliner Erstaufführung |
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von »Zensur« |
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Mir muß die Kritik sich wahrlich |
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Von den schönsten Seiten zeigen; |
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Zwanzig Jahr war sie beharrlich |
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Drauf erpicht, mich totzuschweigen. |
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Jetzt, nachdem ich totgeschwiegen, |
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Mich zum Trotz ans Licht gerungen, |
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Speit sie rastlos giftige Lügen, |
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Unversieglich haßdurchdrungen. |
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Einmal wird sie doch verzichten |
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Und die klügere Richtung wählen: |
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Hilft ihr nichts, mich zu vernichten, |
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Wie wird sie mich dann - bestehlen! |
Details zum Gedicht „An die Kritik“
Frank Wedekind
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66
1864 - 1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „An die Kritik“ wurde von Frank Wedekind verfasst, einem deutschen Dramatiker und Schauspieler. Er lebte von 1864 bis 1918 und steht somit im Kontext der literarischen Moderne.
Auf den ersten Blick thematisiert das Gedicht die Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit der Kritik, die als eine kämpferische und feindselige Instanz dargestellt wird.
Das lyrische Ich spricht zunächst davon, dass die Kritik sich ihm „von den schönsten Seiten“ zeigen müsse. Im Laufe von zwanzig Jahren sei sie beharrlich darauf bedacht gewesen, ihn totzuschweigen. Es entsteht eine erfahrene und ermüdete Stimmung. Es folgt ein Bild des Widerstandes: trotz des Versuchs, es zu unterdrücken, hat das lyrische Ich sich „ans Licht gerungen“. Durch Diese bildhafte Formulierung wird der empathische Charakter des Gedichts betont. Die Kritik jedoch wird weiterhin als feindselig charakterisiert: es heißt, sie spie „rastlos giftige Lügen“, sie sei „Unversieglich haßdurchdrungen.„
Die letzte Strophe besteht aus einer Art Ausblick oder Voraussage. Das lyrische Ich deutet an, dass die Kritik eines Tages aufgeben und „die klügere Richtung“ wählen wird. Sollte es ihr nicht gelingen, das lyrische Ich zu vernichten, dann wird sie es „bestehlen“. Diese Behauptung ist ambivalent: einerseits deutet sie eine Zukunft ohne Kritik an, gleichzeitig bleibt ein Zweifel, ob diese Zukunft jemals eintreten wird oder ob sich die Kritik einfach nur verändern wird.
Wedekinds Gedicht besitzt eine einfache Form und Sprache. Die Bilder und Metaphern sind klar und verständlich, sie spielen auf eine konkrete Erfahrung des lyrischen Ichs mit Kritik an. Durch die Verwendung des Präsens erhält das Gedicht einen zeitlosen Charakter und steht so für die generelle Aussage, dass künstlerisches Schaffen immer der Kritik ausgesetzt ist und der Künstler sich gegen sie behaupten muss. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine eingefangene Erfahrung mit Kritik darstellt und eine Reflexion über ihre Wirkung und ihren Wert ist.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An die Kritik“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Frank Wedekind. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1880 und 1918. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 66 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Frank Wedekind sind „An Elka“, „An Francisca de Warens“ und „An Madame de Warens“. Zum Autor des Gedichtes „An die Kritik“ haben wir auf abi-pur.de weitere 114 Gedichte veröffentlicht.
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