Zuruf an die Gegend von Rom von Friederike Brun

Sey mit stürzenden Thränen der Freude gegrüßt,
Was auch fern vor der Seele mir stand,
Wo sich kühner der Keim der Gedanken erschließt,
O du altes Saturnisches Land,
Wo die heilige Höh' und die wallende Fluth
Mir entzünden und kühlen die sehnende Gluth,
Die nach dir ich im Busen empfand.
 
Wem im Busen das Herz, in dem Herzen der Geist
Sich erhebet zum höheren Seyn;
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Wem sich tiefer der Quell der Gedanken ergeußt,
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O wie fröhlich kann der hier gedeih'n!
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Stürzt die WeIt auch in stäubende Trümmer dahin,
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Im Unendlichen schwebet der geistige Sinn,
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Und verschmäht den betrüglichen Schein!
 
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Was da war, was noch ist, und was werden einst kann.
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Das erscheinet dem sinnenden Blick!
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Wenn sich löset der vielfach umkreisende Bann,
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Und einst Nemesis kehret zurück!
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Mit der Rechten schwingt sie die Geißel empor,
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Treibt aus finsterer Nacht die Verbrecher hervor,
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Und befreit das gefesselte Glück!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Zuruf an die Gegend von Rom“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
147
Entstehungsjahr
1765 - 1835
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht trägt den Titel „Zuruf an die Gegend von Rom“ und stammt von der Autorin Friederike Brun, die von 1765 bis 1835 lebte. Somit ordnet sich das Gedicht in die Epoche der Romantik ein.

Bereits beim ersten Lesen fällt auf, dass die Autorin ihre große Freude und Ehrfurcht über die Landschaft und das kulturelle Erbe Roms zum Ausdruck bringt. Das Gedicht teilt sich in drei Strophen mit je sieben Versen.

Zusammengefasst handelt es von der tiefen Wirkung, die die Umgebung Roms auf das lyrische Ich ausübt. Insbesondere die kulturelle und historische Bedeutsamkeit der Stadt erweckt Sätze wie „O du altes Saturnisches Land“ und „Wo die heilige Höh' und die wallende Fluth / Mir entzünden und kühlen die sehnende Gluth“. Das lyrische Ich fühlt sich auf eine emotionale und intellektuelle Reise mitgenommen, die von intensiven Emotionen und dem Aufkeimen neuer Gedanken geprägt ist. Dabei geht es ebenso um eine innere Entwicklung, ebenso wie die Stadt Rom selbst als Inspirationsquelle für diese Entwicklung dient.

Die dreistrophige Form des Gedichts erzeugt einen Déjà-vu-Effekt. Das lyrische Ich scheint bei jedem Besuch der Stadt erneut von den intensiven Eindrücken übermannt zu werden und diese immer wieder auf neue Weise zu verarbeiten. Die Sprache des Gedichts ist reich an Metaphern und symbolgeladenen Anspielungen auf die römische Mythologie, wie zum Beispiel Saturnisches Land und Nemesis. Insgesamt zeichnet sich das Gedicht durch seine komplexe und bildreiche Sprache aus, die eine dichte Atmosphäre von Ehrfurcht und Bewunderung schafft.

Die Form des Gedichtes folgt keiner strikten Reimform, dennoch findet man vereinzelt Reime, was zur emotionale Intensität des Gedichts beiträgt. Das metrische Schema ist nicht konsequent durchgehalten, doch es verleiht dem Gedicht eine gewisse musikalische Qualität.

Insgesamt verarbeitet Friederike Brun in „Zuruf an die Gegend von Rom“ ihre persönlichen Eindrücke und Emotionen im Bezug auf die Stadt und verwebt diese mit mythologischen und philosophischen Anspielungen, was dem Gedicht eine tiefe Schicht an Bedeutung verleiht.

Weitere Informationen

Friederike Brun ist die Autorin des Gedichtes „Zuruf an die Gegend von Rom“. Brun wurde im Jahr 1765 in Gräfentonna geboren. Zwischen den Jahren 1781 und 1835 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 147 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Dichterin Friederike Brun ist auch die Autorin für Gedichte wie „An meinen Brun“, „An meinen Mann auf der Reise“ und „Bey Henriettens Grabe“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Zuruf an die Gegend von Rom“ weitere 58 Gedichte vor.

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