An Augusta von Friederike Brun

1782

Ich gieng unter Weiden am ländlichen See,
Auf thauigem Teppich von duftendem Klee;
Noch ruhte in dämmernder Hülle die Welt,
Noch wandelten Sternlein am Himmelsgezelt.
 
Ich fühlte der Freud’ und des Wehes so viel.
Wo findet dies schwärmende Herz doch ein Ziel?
Ich dacht’ es, und heftete weinend den Blick
Auf tanzende Wellen des Sees zurück.
 
Nun ward mir stets enger und bänger um’s Herz!
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Ich fühlte so tief den verzehrenden Schmerz!
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Getrennet von meinen Geliebten, allein,
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Wie könnt’ ich des lieblichen Morgens mich freu’n?
 
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Nun rollten die Wellen im röthlichen Stral,
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Nun senkte der Tag sich hinab in das Thal;
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Doch immer war’s Tag mir im Herzen noch nicht;
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Noch immer kein Trost, und noch immer kein Licht!
 
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Tief saß mir im Herzen das liebliche Bild
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Von meiner Augusta, so leidend und mild.
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Ach! war’ ich nur bei Dir! im liebenden Arm
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Der Freundschaft, verschwände mir jeglicher Harm!
 
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Ach! Freundschaft! wie hast du der Freuden so viel!
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Und ach! wie der bitteren Leiden so viel!
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Bist Balsam des Lebens? Ach! bist es doch nicht!
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Machst schmerzliche Wunden, und heilest sie nicht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „An Augusta“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
185
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht wurde von Friederike Brun verfasst, die von 1765 bis 1835 lebte. Somit stammt es aus der Epoche der Romantik.

Bei dem ersten Eindruck fällt sofort die melancholische und verzweifelte Stimmung des Gedichts auf, die durch die Landschaftsbeschreibung und das lyrische Ich ausgedrückt wird.

Im Gedicht geht es um das lyrische Ich, das in tiefer Trauer und Sehnsucht nach der geliebten Person Augusta wandert. Es schildert einen dämmernden Morgen an einem See, der von Weiden und duftendem Klee umrahmt ist, und erzählt gleichzeitig von seinen tiefen emotionalen Qualen. Es leidet unter der Trennung von seinen Geliebten und findet keinen Trost, noch ein Licht im Dunkel seiner Empfindungen. Der heraufziehende Tag vermag die Dunkelheit in seinem Herzen nicht zu vertreiben. Der einzige Trost, den es sieht, liegt in der Gegenwart der geliebten Augusta. Doch die Freundschaft wird hier doppelsinnig betrachtet. Einerseits könnten sie Freuden bringen, aber andererseits verursachen sie auch bittere Leiden. Diese können nicht geheilt werden.

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen, die jeweils vier Verse enthalten. Jeder Vers besteht aus einem vierhebigen Jambus, was dem Gedicht einen gleichmäßigen Rhythmus gibt, während das Reimschema AABB in jeder Strophe für eine harmonische Verbindung der Verse sorgt.

Die Sprache des Gedichts ist stark emotional und eindrucksvoll. Es verwendet Bilder der Natur, um die Stimmung zu unterstreichen und die inneren Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs widerzuspiegeln. Gleichzeitig sind diese Naturbilder typisch für die Romantik, da sie einerseits eine Sehnsucht nach der Unberührtheit der Natur ausdrücken und andererseits einen Gegensatz zur menschlichen Zivilisation darstellen. Es ist also einerseits ein Spiegel der inneren Zustände des lyrischen Ichs und andererseits ein Ausdruck der philosophischen und weltanschaulichen Vorstellungen der Zeit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Augusta“ der Autorin Friederike Brun. Geboren wurde Brun im Jahr 1765 in Gräfentonna. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1782 zurück. Erschienen ist der Text in Zürich. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 185 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Friederike Brun sind „Bey Henriettens Grabe“, „Bey Münters Grabe“ und „Chamounix beym Sonnenaufgange“. Zur Autorin des Gedichtes „An Augusta“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 58 Gedichte vor.

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