An Schulz und Voß von Friederike Brun
Zum Dank für Ihr Lied: Trost am Grabe.
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Einsam, bang, mit thränenleerem Blicke, |
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Tief versenkt in finstre Grübelei, |
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Fodert’ ich den Bruder kühn zurücke |
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In des trübsten Jammers Phantasei: |
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Sah’ den Strom, der wirbelnd mit ihm eilet, |
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Tief hinab ihn zieht im schnellen Lauf; |
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Riß die Wunde, die durch Dulden heilet, |
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Grausam, eigenmächtig wieder auf: |
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Horchte jedem Lüftchen, jedem Säuseln – |
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Schaute starr nach jedem Schatten hin; |
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Foderte von jedem leichten Kräuseln |
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Deiner Wog’, o Meer! den Theuern, ihn! |
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Harmonie! du Freundinn meiner Thränen, |
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Flohst seit jenem Abend meine Brust, |
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Und versagtest meinem bängsten Sehnen |
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Deiner Klagetöne süsse Lust! |
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Träumend wankt’ ich zu den goldnen Saiten, |
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Die so oft mir sanften Trost gewährt: |
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Trost am Grabe tönte mir vom weiten; |
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Leiser Laut, den ich so lang entbehrt! |
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Freier Athem, Stimme füllte wieder |
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Die zum Seufzen nur gehobne Brust; |
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Thränen flossen mildiglich hernieder, |
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Mit der Wehmut bittersüssen Lust. |
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Seht! es dankt, es dankt Euch diese Thräne, |
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Voß, du Edler! Schulz, du Theurer, dir! |
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Daß zu finster sich mein Geist nicht sehne, |
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Oeffnet Ihr ein Lichtgefilde mir! |
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Söhne des Gesangs! o wandelt weiter, |
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Hand in Hand, die dankumtönte Bahn; |
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Jede Thräne, auf der Wesen Leiter |
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Hebt sie höher Euch zum Lohn hinan! |
Details zum Gedicht „An Schulz und Voß“
Friederike Brun
8
32
191
1795
Klassik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An Schulz und Voß“ wurde von Friederike Brun verfasst, die im Zeitraum von 1765 bis 1835 lebte. Dies zeitliche Einordnung legt nahe, dass das Werk in der Epoche der Romantik entstanden ist.
In diesem Gedicht scheint das lyrische Ich eine tiefgreifende innere Leidensphase zu durchleben, die von Einsamkeit, Sorgen und Trauer geprägt ist. Dies wird bereits in der ersten Strophe durch die Worte „Einsam, bang, mit thränenleerem Blicke“ und „Tief versenkt in finstre Grübelei“ angedeutet.
Das lyrische Ich beschreibt eine intensive Trauer, die unter anderem durch die festgehaltene mentale Bildgebung des Stroms hervorgehoben wird, der eine Person mit sich zieht. Diese Figur könnte eventuell eine Personifikation des Schmerzes oder der Verzweiflung sein, die das lyrische Ich durchlebt. Darüber hinaus schafft die Wunde, die sich wieder öffnet, ein metaphorisches Bild für den wieder aufflammenden Schmerz. Daneben scheint das lyrische Ich auch auf den Verlust von Harmonie und Trost hinzuweisen, welche erst am Ende des Gedichts mit Hilfe von Schulz und Voß zurückgebracht werden.
Im Hinblick auf die Gestaltung des Gedichts lässt sich feststellen, dass dieses aus acht Strophen besteht, die jeweils vier Zeilen umfassen. Jede Strophe hat eine feste Reimstruktur, die dem Muster umschließender Reim (ABBA) folgt.
Sprachlich sticht die Pathetik und die Verwendung expressiver Begriffe sofort ins Auge. Textstellen wie „mit thränenleerem Blicke“, „finstre Grübelei“ und „bängstes Sehnen“ drücken die tiefe emotionale Verzweiflung und Leid des lyrischen Ichs aus und verstärken die Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Hauptthema des Gedichts die Darstellung einer intensiven emotionalen Krise ist, bei der das lyrische Ich in tiefer Verzweiflung einen Ausweg sucht, den es schließlich durch Schulz und Voß findet. Damit könnte das Gedicht auch als Hommage an die beiden Personen interpretiert werden, die das lyrische Ich von seinem Leid erlösen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An Schulz und Voß“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Friederike Brun. 1765 wurde Brun in Gräfentonna geboren. 1795 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Zürich. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht der Epoche Klassik zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 191 Worte. Die Gedichte „Bey Henriettens Grabe“, „Bey Münters Grabe“ und „Chamounix beym Sonnenaufgange“ sind weitere Werke der Autorin Friederike Brun. Zur Autorin des Gedichtes „An Schulz und Voß“ haben wir auf abi-pur.de weitere 58 Gedichte veröffentlicht.
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