Die Gedanken von Friederike Brun
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Die Gedanken |
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Am Albanersee |
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Rings von Kühlung sanft umgossen, |
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Ruhend in des Haines Schooß, |
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Von der heil'gen Fluth umflossen, |
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Wieg' ich mir Gedanken groß; |
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Töne schweben hin und wieder |
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In dem leichten Blätterspiel, |
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Bilder tauchen auf und nieder |
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Aus der Woge tief und kühl. |
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In der Grotte leicht umschleiert, |
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Wo das Brünnlein perlend quillt, |
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Weilt die Schwermuth still und feiert |
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Ihrer Sehnsucht holdes Bild! |
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In des hellen Aethers Räume |
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Steigt des hehren Berges Haupt, |
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Und jahrtausendalte Bäume |
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Halten ihm die Stirn umlaubt. |
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Tief im grünen Uferkranze |
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Ruht Albano's dunkle Fluth, |
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In der Wolken leichtem Tanze |
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Schwebt des Abends Purpurgluth; |
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Schimmer sinken leis' hernieder |
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In das tiefgesenkte Blau, |
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Und auf luftigem Gefieder |
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Trinkt die Lerche Himmelsthau. |
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Aus der duftumglänzten Ferne |
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Ragt Tiburnus' Haupt empor, |
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Und es steigen gold'ne Sterne |
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Aus des Meeres Schooß hervor; |
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Dort, wo nun das Höchste trauert, |
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Was die Zeit hervorgebracht, |
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Sank von Wehmuth trüb umschauert |
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Phöbos hin in Roma's Nacht! |
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Steigen einst die Flammenrosse |
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Aus Saturnus Burg herauf? |
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Bändigt mit dem Lichtgeschosse |
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Er der Zeiten wilden Lauf? |
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Setzt er seinen Ahnherrn wieder |
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Auf den alten Segensthron? |
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Kehrt Asträa siegreich wieder, |
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Und vertheilet Straf' und Lohn? |
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Tönen frohe Hirtenflöten |
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Wieder durch Evanders Wald? |
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Schwebt durch stille Abendröthen |
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Numa's heilige Gestalt? |
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An Camilla's Sarkophage |
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Trauert noch der Nymphen Lied? |
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Und ertönt Diana's Klage |
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Noch um ihren Hippolyt? |
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Hin und wieder sanft gezogen |
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Schwebt Mnemosyne dahin, |
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An des alten Tibris Wogen, |
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Mit erinn'rungsvollem Sinn; |
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Ihres Götterbusens Fülle |
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Schwellt der Thaten Vollerguß; |
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Und in dieser heil'gen Stille |
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Schöpfet ewig sie Genuß! |
Details zum Gedicht „Die Gedanken“
Friederike Brun
8
58
250
1765 - 1835
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Die Gedanken“ stammt von der dänischen Schriftstellerin Friederike Brun, geboren 1765 und gestorben 1835, und kann somit der Epoche der Romantik zugeordnet werden. Dies ist eine Zeit, in der die Natur, die Gefühle und die Sehnsucht nach dem Unbekannten im Fokus der Literatur standen.
Beim Lesen des Gedichts fällt sofort die äußerst beruhigende und melodische Atmosphäre auf, die durch die Beschreibung der landschaftlichen Szenerie hervorgerufen wird. Ebenso wird die Neigung der Romantik zur Mystik und zur Hinterfragung des menschlichen Platzes in der Welt deutlich.
Inhaltlich geht es in diesem Gedicht darum, wie das lyrische Ich seine Gedanken im Einklang mit der Natur reflektiert und dabei musehafte Träumereien und philosophische Überlegungen anstellt. In besinnlicher Stimmung und von der umgebenden Landschaft inspiriert, wechseln seine Gedanken zwischen dem Hier und Jetzt, den alten Mythen und Legenden und der Zukunft. Dabei wird deutlich, dass das lyrische Ich eine innige Beziehung zur Natur und eine tiefgreifende Kenntnis der antiken Mythologie besitzt.
Die äußere Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch acht Strophen zu je acht Versen. Jeder Vers besteht aus fünf Hebungen, also betonten Silben, und folgt damit einem regelmäßigen Jambus. Dies führt zu einem ruhigen, fließenden Rhythmus, der gut zur besinnlichen und reflektierenden Stimmung des Gedichts passt.
Die Sprache des Gedichts ist ebenfalls charakteristisch für die Romantik. Sie ist reich an Metaphern, Vergleichen und antiken Anspielungen und schafft ein Bild von der Harmonie und dem Einklang zwischen Mensch und Natur. Des Weiteren ist eine gehobene, altertümliche Sprache zu erkennen, die typisch für die Romantik und ihrer Neigung zur Schwärmerei und Verklärung ist.
Insgesamt ist „Die Gedanken“ von Friederike Brun ein typisches Beispiel für ein romantisch-philosophisches Gedicht, das die Leser in eine fremde, mystische Welt entführt und zum Nachdenken und Träumen anregt.
Weitere Informationen
Friederike Brun ist die Autorin des Gedichtes „Die Gedanken“. Im Jahr 1765 wurde Brun in Gräfentonna geboren. Zwischen den Jahren 1781 und 1835 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 250 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 58 Versen. Die Dichterin Friederike Brun ist auch die Autorin für Gedichte wie „Bey Henriettens Grabe“, „Bey Münters Grabe“ und „Chamounix beym Sonnenaufgange“. Zur Autorin des Gedichtes „Die Gedanken“ haben wir auf abi-pur.de weitere 58 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Friederike Brun sind auf abi-pur.de 58 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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