Das Einzig-Bleibende von Friederike Brun

Ich steh' an dem rauschenden Zeitenstrom,
Er donnert und fluthet vorüber!
Der Zeiten Grab bist du, ewiges Rom,
Des Zeitstroms Bild, o du Tiber!
Es wanket rings das hesperische Land,
Von der Berge Höh' bis zum Meeresstrand;
Doch er tobt rastlos vorüber!
 
O felsengegründete Hügelstadt!
O schauerumflüsterte Höhen!
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Wer hemmt von den Hehren des Schicksals Rad?
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Wie sollt ihr dem Strome bestehen?
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Der Donner aus finsterer Wolken Schooß,
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Der zuckenden Blitze Doppelgeschoß,
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Umschmettern die prangenden Höhen.
 
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Es stürzt hinab, was dem Staube gehört,
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Denn ewig ist nur der Gedanke!
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Was gebaut kann werden, wird auch zerstört,
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Doch unsichtbar sey, was nicht kranke;
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Es zerstöret die Zeit, was die Zeit gebaut,
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Wohl dem, der nur dem Unsterblichen traut,
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Er hat, wo sein Glaube nicht wanke.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Das Einzig-Bleibende“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
124
Entstehungsjahr
1765 - 1835
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Einzig-Bleibende“ wurde von der Dichterin Friederike Brun geschrieben, die im 18. und 19. Jahrhundert lebte. Ihre literarische Schaffensphase fällt damit in die späte Aufklärung, die Empfindsamkeit sowie die Romantik.

Beim ersten Eindruck erweckt das Gedicht eine tiefe Melancholie und Bedächtigkeit: Es spricht über die Vergänglichkeit der Zeit und den unaufhaltsamen Fluss der Geschichte.

Inhaltlich grübelt das lyrische Ich über die Unbeständigkeit der Welt und die Endlichkeit der materiellen Güter. Die Person steht am „rauschenden Zeitenstrom“ und betrachtet, wie alles an ihr vorbeizieht. Sie bezieht sich auf die antike Stadt Rom und ihren Fluss Tiber als Symbole für die wechselnden Zeiten. Sie erkennt, dass alles, was geschaffen werden kann, auch zerstört wird. Nur Gedanken, das Unsterbliche, das Unsichtbare, das nicht krank werden kann, bleibt ewig bestehen. Die Kernbotschaft ist daher eine Aufforderung, Vertrauen in die Unsterblichkeit und Unveränderlichkeit der Ideen und des Geistes zu setzen.

In Bezug auf die formale Gestaltung besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils sieben Versen. Diese Struktur vermittelt einen konstanten, fast meditativen Rhythmus, der das Nachdenken über die Vergänglichkeit unterstützt.

Auf sprachlicher Ebene verwendet Brun reiche und expressive Bilder, um ihre Gedanken auszudrücken. Sie nutzt die Elemente der Natur – einen rauschenden Fluss, Donner, Blitze, Berge und das Meer – als Metaphern für die vergängliche Welt. Ihre Wortwahl ist kraftvoll – Wörter wie „donnert“, „fluthet“ und „tobt“ veranschaulichen die ungestüme Kraft der Zeit und des Wandels. Gleichzeitig sind Begriffe wie „ewig“, „unsterblich“ und „unsichtbar“ Stichwörter für das, was ihrer Meinung nach in der Welt Bestand hat – der Geist und die Ideen.

Also, insgesamt ist „Das Einzig-Bleibende“ ein tiefgründiges Gedicht, das die Unbeständigkeit der physischen Welt betont und gleichzeitig die Unvergänglichkeit von Gedanken und Ideen feiert. Es lädt seine Leserinnen und Leser dazu ein, über die wahren Werte im Leben nachzudenken.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das Einzig-Bleibende“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Friederike Brun. 1765 wurde Brun in Gräfentonna geboren. Zwischen den Jahren 1781 und 1835 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 124 Worte. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Friederike Brun sind „An meinen Brun“, „An meinen Mann auf der Reise“ und „Bey Henriettens Grabe“. Zur Autorin des Gedichtes „Das Einzig-Bleibende“ haben wir auf abi-pur.de weitere 58 Gedichte veröffentlicht.

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