Hermann und Thusnelda von Friedrich Gottlieb Klopstock

»Ha, dort kömmt er mit Schweiß, mit Römerblute,
Mit dem Staube der Schlacht bedeckt! So schön war
Hermann niemals! So hats ihm
Nie von dem Auge geflammt!
 
Komm! ich bebe vor Lust, reich mir den Adler
Und das triefende Schwert! komm, atm' und ruh hier
Aus in meiner Umarmung,
Von der zu schrecklichen Schlacht.
 
Ruh hier, daß ich den Schweiß der Stirn abtrockne
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Und der Wange das Blut! Wie glüht die Wange!
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Hermann, Hermann, so hat dich
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Niemals Thusnelda geliebt!
 
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Selbst nicht, da du zuerst im Eichenschatten
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Mit dem bräunlichen Arm mich wilder faßtest!
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Fliehend blieb ich und sah dir
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Schon die Unsterblichkeit an,
 
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Die nun dein ist. Erzählts in allen Hainen,
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Daß Augustus nun bang mit seinen Göttern
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Nektar trinket, daß Hermann,
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Hermann unsterblicher ist!«
 
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»Warum lockst du mein Haar? Liegt nicht der stumme
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Tote Vater vor uns? O, hätt' Augustus
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Seine Heere geführt, er
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Läge noch blutiger da!«
 
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»Laß dein sinkendes Haar mich, Hermann, heben,
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Daß es über dem Kranz in Locken drohe!
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Siegmar ist bei den Göttern!
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Folg du und wein ihm nicht nach!«
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Hermann und Thusnelda“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
177
Entstehungsjahr
1724 - 1803
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Hermann und Thusnelda“ wurde von Friedrich Gottlieb Klopstock, einem deutschen Dichter der neueren Zeit, geschrieben, der von 1724 bis 1803 lebte. Damit spielt es sich zeitlich im Übergang von der Aufklärung zur Romantik ab und spiegelt diese Entwicklung auch in seiner Thematik und Sprache wider.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht zugleich emotional und kriegerisch. Es stellt eine Szene dar, in der die germanische Prinzessin Thusnelda ihren Geliebten, den Krieger Hermann, aus der Schlacht zurückkehrt und ihm ihre Bewunderung und Liebe ausdrückt.

Im Inhalt geht es um die Rückkehr Hermanns nach einer Schlacht gegen die Römer. Thusnelda begrüßt ihn und drückt ihre Freude über seinen Sieg und seine unversehrte Rückkehr aus. Sie betont seine Schönheit, nimmt ihm das Schwert und den Adler, Symbole der römischen Macht, ab und bietet ihm einen Ort zum Ausruhen an. Sie betont ihre Liebe zu ihm und versichert ihm, dass sie ihm die Unsterblichkeit bereits in ihrem ersten Treffen angesehen hat. Sie spricht auch von der Angst des römischen Kaisers Augustus, der nun mit seinen Göttern um Hermanns Unsterblichkeit fürchten muss. Hermann hingegen zeigt sich bescheidener und denkt an die gefallenen Krieger, darunter sein Vater. Thusnelda jedoch ermutigt ihn, den Tod seines Vaters zu akzeptieren und seinen eigenen Ruhm zu genießen.

In seiner Form besteht das Gedicht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist bilderreich, emotional und von Pathos geprägt. Dramatische Elemente wie die direkte Rede beider Figuren und lebendige Beschreibungen der Schlacht und der darauf folgenden Szene sind auffällig. Typisch für Klopstock ist die Verwendung von Antiquierungen und Archaismen sowie der emphatische, erhöhte Tonfall.

Insgesamt ist „Hermann und Thusnelda“ ein Gedicht, das die nationale und kulturelle Identität der Germanen in den Vordergrund stellt und heroische Werte wie Mut, Stärke und Ehre hervorhebt. Es drückt die entschlossene Haltung des lyrischen Ichs gegenüber der römischen Herrschaft aus und stellt den Germanen Hermann als Symbol des Widerstands dar. Es besitzt einen kraftvollen, emotionalen Ton und impliziert ein hohes Maß an nationaler Identifikation und Heldenverehrung.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Hermann und Thusnelda“ ist Friedrich Gottlieb Klopstock. Der Autor Friedrich Gottlieb Klopstock wurde 1724 in Quedlinburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1740 und 1803. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Empfindsamkeit zuordnen. Bei Klopstock handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 177 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere Werke des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock sind „Die Waage“, „Sie“ und „An die rheinischen Republikaner“. Zum Autor des Gedichtes „Hermann und Thusnelda“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.

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