An die nachkommenden Freunde von Friedrich Gottlieb Klopstock
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Unter Blumen, im Dufte des rötlichen Abends, in |
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frohes |
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Lebens Genuß, |
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Das, mit glücklicher Täuschung, zu jugendlichem sich |
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dichtet, |
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Ruh ich, und denke den Tod. |
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Wer schon öfter als siebzigmal die Lenze verblühn, |
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sich |
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Immer einsamer sah, |
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Sollte der Vergesser des Todes sein, des Geleiters |
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In die schönere Welt? |
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Wünschet' ich mir den Beginn zu erleben des neuen |
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Jahrhunderts; |
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Wäre der Wunsch nicht ein Tor? |
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Denn oft säumet, zwischen dem Tod, und dem Leben, |
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ein Schlummer |
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Leben; ist nicht Leben, nicht Tod! |
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Und wie würde das mich bewölken, der immer sich |
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jedem |
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Schlummer entriß. |
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Trennung von den Geliebten, o könnt, ich deiner |
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vergessen; |
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So vergäß ich des Todes mit dir. |
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Doch nichts Schreckliches hat der Gestorbne. Nicht |
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den Verwesten |
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Sehen wir, sehn nicht Gebein; |
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Stumme Gestalt nur erblicken wir, bleiche. Ist denn |
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des Maies |
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Blume nicht auch, und die Lilie weiß? |
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Und entfloh nicht die Seele des blumenähnlichen |
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Toten |
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In die Gefilde des Lichts, |
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Zu den Bewohnern des Abendsterns, der Winzerin, |
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Majas, |
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Oder Apollos empor, |
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Zu des Arktur, Zynosuras, des Sirius, oder der Ähre, |
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Asteropens, Zelenos empor? |
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Oder vielleicht zu jenes Kometen? der flammend vor |
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Eile, |
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Einst um die Sonne sich schwang, |
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Welche der schöneren, die der Erde strahlet, ihn |
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sandte |
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Auf der unendlichen Bahn. |
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Glänzender flog der Komet, und beinah der |
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sendenden Sonne |
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Unaufhaltbar, so schnell |
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Schwang der Liebende sich. Er liebt die Erde. Wie |
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freut er, |
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Als er endlich näher ihr schwebt, |
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Da sich des Wiedersehns! Zu der Erde schallt ihm die |
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Stimme |
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Aus den jungen Hainen hinab, |
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Aus den Talen der Hügel, der Berge nicht; und die |
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Winde |
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Heißt er mit leiserem Fittige wehn: |
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Alle Stürme sind ihm verstummt, und am ehernen |
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Ufer |
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Schweigt das geebnete Meer. |
Details zum Gedicht „An die nachkommenden Freunde“
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280
1724 - 1803
Empfindsamkeit
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts „An die nachkommenden Freunde“ ist Friedrich Gottlieb Klopstock, ein deutscher Dichter der Frühaufklärung und Empfindsamkeit. Er wurde 1724 geboren und starb 1803, womit das Gedicht zeitlich in das 18. Jahrhundert eingeordnet werden kann.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr emotional und introspektiv. Es scheint, als ob Klopstock hier über seine eigene Sterblichkeit und die Endlichkeit des Lebens nachdenkt.
Das lyrische Ich im Gedicht äußert unterschiedliche Empfindungen und Gedanken über das Leben und den Tod. Es liegt entspannt unter blühenden Blumen, während es das Leben genießt und gleichzeitig den Tod bedenkt. Trotz seiner Freude am Dasein betont das Ich seine Einsamkeit, da es sich mit dem fortschreitenden Alter immer isolierter fühlt. Es sieht den Tod nicht als Endpunkt, sondern als Übergang in eine „schönere Welt“. Danach kommt ein starker Wunsch zum Vorschein, den Beginn eines neuen Jahrhunderts zu erleben, doch erkennt es die Möglichkeit, dass solch ein Wunsch töricht sein könnte. Es verweist auf einen Zwischenzustand zwischen Leben und Tod, der wie ein Schlaf wirkt.
Die Form und Sprache des Gedichts sind von einer starken Emotionalität geprägt. Der Wechsel von kurz gehaltenen und lang ausformulierten Versen erzeugt einen Rhythmus, der den reflektierenden und introspektiven Charakter des Gedichts unterstützt. Die Sprache ist reich an bildhaften Metaphern, die Natur und Kosmos als Spiegel der menschlichen Existenz und Sterblichkeit einsetzen. Dabei verwendet Klopstock sowohl Alltagsbegriffe als auch hochpoetische und mythologische Anspielungen, was die Ausdruckskraft des Gedichts steigert und das Thema der Vergänglichkeit auf eine universelle Ebene hebt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „An die nachkommenden Freunde“ von Friedrich Gottlieb Klopstock eine tiefe Reflexion über das Leben, die Einsamkeit und den Tod darstellt. Es zeigt, wie das lyrische Ich sich mit seinem eigenen Sterben auseinandersetzt und dabei eine hoffnungsvolle und doch realistische Perspektive einnimmt. Die Form und Sprache des Gedichts unterstreichen diese Themen und verleihen dem Werk eine starke emotional-hochpoetische Qualität.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An die nachkommenden Freunde“ des Autors Friedrich Gottlieb Klopstock. Der Autor Friedrich Gottlieb Klopstock wurde 1724 in Quedlinburg geboren. In der Zeit von 1740 bis 1803 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Empfindsamkeit kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Klopstock handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 280 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 58 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock sind „Sie“, „An die rheinischen Republikaner“ und „Winterfreuden“. Zum Autor des Gedichtes „An die nachkommenden Freunde“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.
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