Losreißung von Friedrich Gottlieb Klopstock
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Weiche von mir, Gedanke des Kriegs, du belastest |
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Schwer mir den Geist! du umziehst ihn, wie die |
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Wolke, |
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Die den weckenden Strahl einkerkert, |
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Den uns die Frühe gebar; |
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Steckest ihn an mit Trauer, mit Gram, mit des |
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Abscheus |
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Pestigen Glut, daß, verzweifelnd an der Menschheit, |
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Er erbebt, und ach nichts Edles |
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Mehr in den Sterblichen sieht! |
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Kehre mir nie, Gedanke! zurück, in den Stunden |
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Selbst nicht zurück, wenn am schnellsten du dich |
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regest, |
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Und vom leisesten Hauch der Stimme |
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Deiner Gefährten erwachst. |
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Schöne Natur, Begeisterung sei mir dein Anschaun! |
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Schönheit der Kunst, werd auch du mir zu |
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Beseelung! |
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Völkerruhe, die war, einst wieder |
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Freuen wird, sei mir Genuß! |
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Schöne Natur... o blühen vielleicht mir noch Blumen? |
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Ihr seid gewelkt; doch ist süß mir die Erinnrung. |
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Auch des heiteren Tags Weissagung |
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Hellet den trüben mir auf. |
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Aber wenn ihr nun wieder mir blüht, wenn er wirklich |
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Leuchtet, so strömt mir Erquickung, so durchwall' er |
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Mit Gefühl mich, das tiefre Labung |
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Sei, wie der Flüchtige kennt. |
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Höret! Wer tönt vom Siege mir dort? vom Gemorde? |
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Aber er ist, o der Unhold! schon entflohen; |
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Denn ich bannet' ihn in die Öde, |
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Samt den Gespensten der Schlacht! |
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Lebender Scherz sei unser Genoß, und das sanfte |
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Lächeln, dies geh, in dem Auge, wie der junge |
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Morgen auf; der Gesang erhebt; ihr |
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Kränzet die Traub' im Kristall; |
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Weckt zu Gespräch, des Freude den Ernst nicht |
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verscheuchet. |
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Freundschaft und Pflicht, die nur handelt, und nicht |
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redet, |
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Sei von allem, was uns veredelt, |
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Unser geliebteres Ziel! |
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Forschung, die still in dem sich verliert, was schon |
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lange |
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War, und was wird, in der Schöpfung Labyrinthe! |
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Du bist Quelle mir auch, von der mir |
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Wonne der Einsamkeit rinnt. |
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Hat sich mein Geist in der Wahrheit vertieft, die auch |
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fern nur |
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Spuren mir zeigt vom Beherrscher der Erschaffnen: |
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O so töne man rings vom Kriege, |
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Kriege! ich höre dann nicht. |
Details zum Gedicht „Losreißung“
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1724 - 1803
Empfindsamkeit
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Losreißung“ wurde von Friedrich Gottlieb Klopstock verfasst, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Aufklärung und frühen Klassik (18. Jahrhundert/19. Jahrhundert).
Auf den ersten Blick fällt die distanzierte, ablehnende Haltung des lyrischen Ichs gegenüber dem Gedanken des Krieges auf, ein zentrales Thema des Gedichts. Zugleich wird ein intensives Streben nach Harmonie, Schönheit und Frieden zum Ausdruck gebracht.
Das lyrische Ich zeigt seine Frustration und Abscheu vor dem Konzept und den Auswirkungen des Krieges. Es findet diesen Gedanken belastend und schädlich für seinen Geist. Es ist eine tiefe Sehnsucht nach Ruhe und den schönen Dingen im Leben wie Natur und Kunst zu erkennen. Das lyrische Ich wünscht sich, dass diese Schönheiten seine Seele beleben und Freude bringen. Es äußert Hoffnung auf eine zukünftige Zeit des Friedens und des Jubelei, auch wenn es in der aktuellen Situation schwierig ist, Positives zu sehen.
Das Gedicht besteht aus unterschiedlich langen Strophen mit jeweils vier bis sechs Versen. Die Sprache ist durchwegs pathetisch und emotional. Das lyrische Ich spricht in der ersten Person und richtet seine Worte direkt an seine Gedanken, was die Intensität des Textes verstärkt. Es werden starke visuelle Images verwendet, etwa das Bild der Wolke, die den Geist umfängt und den hellen Strahl einschließt.
Sprachlich nutzt Klopstock viele rhetorische Figuren und Metaphern („Wolke, Die den weckenden Strahl einkerkert“, „Gedanke des Kriegs“) und setzt auf das Pathos gefühlsmäßig starker, teilweise negativer Ausdrücke, um seine Anti-Kriegs-Botschaft zu vermitteln. Es scheint, als würde das lyrische Ich seine Gedanken tönen lassen, was dem Text eine lyrische Qualität verleiht und Klopstocks Ruf als einer der Pioniere der deutschen Lyrik unterstreicht.
Insgesamt ist „Losreißung“ ein starkes politisches Gedicht, das Klopstocks Ablehnung des Krieges und seine Hingabe an die Schönheit von Natur, Kunst und Frieden ausdrückt. Es spiegelt die typischen Werte der Aufklärung wider, insbesondere die Forderung nach humanerem Umgang miteinander und das Streben nach Erkenntnis und Frieden.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Losreißung“ ist Friedrich Gottlieb Klopstock. Im Jahr 1724 wurde Klopstock in Quedlinburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1740 bis 1803 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Empfindsamkeit zuordnen. Der Schriftsteller Klopstock ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 309 Wörter. Es baut sich aus 11 Strophen auf und besteht aus 52 Versen. Die Gedichte „Das verlängerte Leben“, „Die Musik“ und „Mein Irrtum“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Gottlieb Klopstock. Zum Autor des Gedichtes „Losreißung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.
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