An die rheinischen Republikaner von Friedrich Gottlieb Klopstock

Das Ungeheuer wurde zerschmettert, liegt
Gestreckt in seiner Höhle, die Jakobszunft;
Doch ward der Höhle Schlund vom Felsen,
Den sie ihm wälzten, nicht ganz gefüllet.
 
Er hauchet Pest! Dem korsischen Jünglinge
Hat die sein Haupt so, so ihm das Herz entflammt,
Daß er euch mit gehobnem Schwerte,
Völker Hesperiens, Freiheit aufjocht.
 
Wie schwach sind eines Kriegers Bewunderer,
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Der sie, die schönste Schöpfung der späten Welt,
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Die Freiheit, in den Staub tritt, andre
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Bildung des Staats, als ihr wählt, gebietend!
 
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Vielleicht vergäßt ihr, Dulder! die plastischen
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Gewaltsamkeiten: wären sie mehr als Wort,
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Das stumm wird vor der Sklavenkette
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Rasseln, die euch die Beherrschung anlegt.
 
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Daß er sein Volk ganz blende, beschwört er, schickt
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Kunstzauber, reicht Apollo den Wanderstab.
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O wird die Seine nur dem Drachen
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Tilger nicht Lethe, wie dem der Ligue.
 
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Nicht Belvederer ist der Apollo dann,
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Wenn neben Heinrich er in der Seine liegt;
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Er sieht dann Schlamm nur, und vor Schlamme
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Kaum den Besieger des zweiten Python.
 
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Wer dieses Grab des lange vergötterten
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Heinrichs voraussah, mag auch das Künftige
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Des Volks weissagen, das in jeder
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Leidenschaft Strom unerrettbar treibet!
 
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Erwägt, durchdenkt es, Deutsche, mit euerm Ernst.
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Wollt denen euer Schicksal, der Kinder Heil
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Ihr anvertrauen, die in jeder
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Leidenschaft Strom unerrettbar treiben?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „An die rheinischen Republikaner“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
204
Entstehungsjahr
1724 - 1803
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Das angeführte Gedicht „An die rheinischen Republikaner“ wurde von Friedrich Gottlieb Klopstock geschrieben, einem bedeutenden deutschen Dichter der Aufklärungs- und Sturm-und-Drang-Periode im 18. Jahrhundert.

Dieses Gedicht wirkt auf den ersten Blick ziemlich dunkel und schwer zu begreifen, es ist klar, dass es sich um politische Themen handelt, insbesondere um Macht, Freiheit und Herrschaft.

Inhaltlich geht es darum, dass Klopstock eine Metapher für die Jakobinische Herrschaft in der Französischen Revolution und ihre anschließende Zerschlagung verwendet. Das „Ungeheuer“, das „zerschmettert“ wurde, ist wahrscheinlich ein Symbol für die Jakobiner. Der korsische Jüngling verweist auf Napoleon Bonaparte, der im Zuge des Zusammenbruchs der Jakobinerherrschaft die Macht in Frankreich übernahm. Klopstock misstraut Napoleon und deutet an, dass der „korsische Jüngling“ nicht die ersehnte Freiheit bringt, sondern nur eine andere Form der Tyrannei.

In Bezug auf Form und Sprache verwendet Klopstock eine eher düstere und anschauliche Sprache mit vielen bildhaften Metaphern und Anspielungen. Die Form des Gedichts ist streng und regelmäßig, jede Strophe besteht aus vier Versen. Das kann man als Spiegel für die strenge Ordnung und den festen Glauben an Regeln in Klopstocks Zeit sehen. Auch spiegelt es das Thema des Gedichts wider, da die Jakobiner auch für ihre strikte Ordnung und ihren Radikalismus bekannt waren. Weiterhin erzeugen die zahlreichen mythologischen Anspielungen eine gewisse Distanz und machen das Gedicht schwer zu verstehen, was wiederum den Schwierigkeiten entspricht, Politik und ihre Auswirkungen vollständig zu begreifen.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass das Gedicht „An die rheinischen Republikaner“ die politischen Umwälzungen seiner Zeit auf kritische und anschauliche Weise darstellt. Das lyrische Ich warnt vor blindem Vertrauen und fordert dazu auf, die Folgen politischer Entscheidungen ernsthaft zu bedenken. Das Gedicht kann daher als Aufforderung gesehen werden, wachsam und verantwortungsbewusst zu sein in Bezug auf politische Entwicklungen und Machtwechsel.

Weitere Informationen

Friedrich Gottlieb Klopstock ist der Autor des Gedichtes „An die rheinischen Republikaner“. Im Jahr 1724 wurde Klopstock in Quedlinburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1740 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Empfindsamkeit zugeordnet werden. Bei Klopstock handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 204 Worte. Der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Waage“, „Sie“ und „Winterfreuden“. Zum Autor des Gedichtes „An die rheinischen Republikaner“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.

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