Ästhetiker von Friedrich Gottlieb Klopstock
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Bürdet ihr nicht Satzungen auf dem geweihten |
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Dichter? erhebt zu Gesetz sie? und dem Künstler |
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Ward doch selbst kein Gesetz gegeben, |
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Wie's dem Gerechten nicht ward. |
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Lernt: Die Natur schrieb in das Herz sein Gesetz ihm! |
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Toren, er kennts, und sich selbst streng, ist er Täter; |
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Kommt zum Gipfel, wo ihr im Antritt, |
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Gehet ihr einmal, schon sinkt. |
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Regelt ihr gar lyrischen Flug: o so trefft ihr |
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's Aug in den Stern dem Gesange der Alzäe, |
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Trefft, je schöner es blickt, je stärker |
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Ihr's mit der passenden Faust. |
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Ist auch ein Lied, würdig Apolls, der Achäer |
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Trümmern entflohn, der Quiriten, ein Melema, |
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Oder Eidos, nur eins der Chöre |
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Sophokles, dem ihr nicht trefft? |
Details zum Gedicht „Ästhetiker“
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113
1724 - 1803
Empfindsamkeit
Gedicht-Analyse
Das zu besprechende Gedicht mit dem Titel „Ästhetiker“ ist von Friedrich Gottlieb Klopstock, einem deutschen Dichter des Barock, genauer der Aufklärung, und enthält teils auch Merkmale der beginnenden Romantik. Die Epoche Klopstocks fällt in den Zeitraum Ende des 18. Jahrhunderts.
Beim ersten Durchlesen des Gedichts fallen archaisierende Begriffe sowie Anspielungen auf griechisch-römische Mythologie auf. Man spürt das Ringen des Autors, dichterische Freiheit und künstlerische Originalität gegen starre ästhetische Normen zu verteidigen.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um die Kritik des lyrischen Ichs an den strengen Ästhetikern seiner Zeit, die seine und generell die kreative Ausdrucksfreiheit von Dichtern und Künstlern einschränken wollen. Klopstock stellt die natürliche, angeborene Fähigkeit und den individuellen künstlerischen Ausdruck, die das Herz ihm erschafft, den reglementierten, gelernten künstlerischen Kompetenzen gegenüber. Er wendet sich gegen die Verabsolutierung von Regelwerken und gegen die Beschränkung der künstlerischen Freiheit.
Rezitiert oder gelesen wirkt das Gedicht durch seine Sprache und den dramatischen Appell des Sprechers sehr kraftvoll und leidenschaftlich. Die Sprache ist anspruchsvoll, teils altmodisch und mit klassischen, antiken Referenzen durchsetzt. Die hohe Bildlichkeit, gezielte rhetorische Fragen und Ausrufe sowie Anklänge an den griechischen Chor intensivieren die Ausdruckskraft.
Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit variierender Verszahl, wodurch das Gedicht keinen regulären, klassischen Aufbau hat und damit Klopstocks individualistische Poetik unterstreicht. Formal interessant sind auch die Altertümlichkeit der Ausdrucksweise und die Intertextualität, die sich in Anspielungen auf griechisch-römische Mythologie (Apoll, Alzäe, Quiriten, Melema, Eidos, Sophokles) äußert.
Abschließend lässt sich sagen, dass Klopstock in seinem Gedicht „Ästhetiker“ seinen Standpunkt zum damaligen Kunstverständnis klar formuliert. Er setzt sich für eine Auffassung der Dichtkunst ein, die dem Künstler größtmögliche kreative Freiheit garantiert.
Weitere Informationen
Friedrich Gottlieb Klopstock ist der Autor des Gedichtes „Ästhetiker“. Geboren wurde Klopstock im Jahr 1724 in Quedlinburg. Im Zeitraum zwischen 1740 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Empfindsamkeit zu. Klopstock ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 113 Worte. Die Gedichte „Winterfreuden“, „Das Wiedersehn“ und „An die nachkommenden Freunde“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Gottlieb Klopstock. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ästhetiker“ weitere 65 Gedichte vor.
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