Alles mit Maß von Eduard Mörike
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Mancherlei sind es der Gaben, die gütige Götter den |
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Menschen |
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Zum Genusse verliehn, sowie für die tägliche |
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Notdurft. |
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Aber vor jeglichem Ding begehr ich gebratenen |
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Schweinsfuß. |
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Meine Frau Wirtin, die merkt's, nun hab ich alle Tag |
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Schweinsfüß. |
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Öfters im Geist ahnt mir: jetzt ist kein einziger |
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Schweinsfuß |
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Mehr in der Stadt zu erspähn: was hab ich am |
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Abende? Schweinsfüß! |
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Spräche der König nun gleich zum Hofkoch: Schaffe |
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mir Schweinsfüß! |
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Gnade der Himmel dem Mann, denn nirgend mehr |
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wandelt ein Schweinsfuß . |
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Und ich sagte zur Wirtin zuletzt: »Nun laßt mir die |
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Schweinsfüß! |
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Denn er schmeckt mir nicht mehr wie sonst, der |
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bräunliche Schweinsfuß.« |
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Aber sie denkt, aus Zartgefühl nur verbät ich die |
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Schweinsfüß, |
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Lächelnd bringet sie mir auch heute gebratenen |
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Schweinsfuß |
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Ei so hole der Teufel auf ewig die höllischen |
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Schweinsfüß! |
Details zum Gedicht „Alles mit Maß“
Eduard Mörike
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26
130
1804 - 1875
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts „Alles mit Maß“ ist Eduard Mörike, ein deutscher Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Er gehört zur literarischen Epoche der Romantik und Biedermeier und ist bekannt für seine detaillierte und bildhafte Sprache.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht etwas skurril und humorvoll. Es scheint sich um eine Art satirische Darstellung von Genusssucht und dem daraus resultierenden Überdruss zu handeln.
Der Inhalt des Gedichts ist relativ einfach: Das lyrische Ich ist vernarrt in gebratene Schweinsfüße, eine Speise, die es täglich genießt. Diese Begeisterung reicht so weit, dass es sich Sorgen darüber macht, ob es in der Stadt noch genügend Schweinsfüße gibt und ob der König sie vielleicht alle für sich beanspruchen könnte. Schließlich wird das lyrische Ich von seinem eigenen Genuss gelangweilt und bittet die Wirtin, keine Schweinsfüße mehr für ihn zu braten. Doch diese versteht die Bitte miss und bringt ihm weiterhin Schweinsfüße, was seine Verzweiflung und Wut gegen die Speise zum Ausdruck bringt.
Das lyrische Ich möchte im Grunde über die Wichtigkeit von Maß und Mäßigung im Genuss sprechen. Es zeigt, wie eine anfänglich geliebte Sache durch übermäßigen Gebrauch seinen Reiz verlieren kann, was zu Frustration und Abscheu führt.
Die Form des Gedichts ist eine durchgängige Strophe mit insgesamt 26 Versen. Der Rhythmus ist recht monoton, was den obsessive Wiederholung des Genusses der Schweinsfüße und den darauffolgenden Abscheu verdeutlicht.
Die Sprache ist bildlich und augenzwinkernd. Der ständige Gebrauch des Wortes „Schweinsfuß“ dient der Komik und unterstreicht die Obsession des lyrischen Ichs. Interessant ist auch die Rolle der Wirtin, die den Wunsch des lyrischen Ichs missversteht, was zu noch mehr Frustration führt. Insgesamt handelt es sich um ein humorvolles und lehrreiches Gedicht, welches über die Folgen von Übermaß und dem Verlust von Freuden durch zu viel Konsum spricht.
Weitere Informationen
Eduard Mörike ist der Autor des Gedichtes „Alles mit Maß“. Im Jahr 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Zwischen den Jahren 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Biedermeier zuordnen. Bei dem Schriftsteller Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 130 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 26 Versen. Der Dichter Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Elfenlied“, „Er ist’s“ und „Gebet“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Alles mit Maß“ weitere 171 Gedichte vor.
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