Elfenlied von Eduard Mörike

Bei Nacht im Dorf der Wächter rief:
Elfe!
Ein ganz kleines Elfchen im Walde schlief –
Wohl um die Elfe! –
Und meint’, es rief ihm aus dem Thal
Bei seinem Namen die Nachtigall,
Oder Silpelit hätt’ ihm gerufen.
Reibt sich der Elf’ die Augen aus,
Begibt sich vor sein Schneckenhaus,
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Und ist als wie ein trunken Mann,
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Sein Schläflein war nicht voll gethan,
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Und humpelt also tippe tapp
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Durch’s Haselholz in’s Thal hinab,
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Schlupft an der Mauer hin so dicht,
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Da sitzt der Glühwurm, Licht an Licht.
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„Was sind das helle Fensterlein?
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Da drin wird eine Hochzeit sein:
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Die Kleinen sitzen bei’m Mahle,
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Und treiben’s in dem Saale.
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Da guck’ ich wohl ein wenig ’nein!“
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– Pfui, stößt den Kopf an harten Stein!
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Elfe, gelt, du hast genug?
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Gukuk! Gukuk!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Elfenlied“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
23
Anzahl Wörter
132
Entstehungsjahr
nach 1820
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Elfenlied“ stammt von dem deutschen Dichter Eduard Mörike, der von 1804 bis 1875 lebte. Die thematische Einordnung kann im Kontext der Romantik erfolgen, da hier typische Elemente der Romantik, wie die Hinwendung zur Natur und zur Fantasie, die Auseinandersetzung mit dem Märchenhaften und Übersinnlichen, sowie die Verschmelzung von Wirklichkeit und Traum zum Ausdruck kommen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist eine märchenhafte, nächtliche Szene, die eine Atmosphäre der Ruhe und Mystik erzeugt. Man hat das Gefühl, in eine fremde, magische Welt einzutauchen.

Im Gedicht geht es um ein kleines Elfchen, das im Walde schläft und von dem Nachtwächter eines Dorfes geweckt wird. Das Elfchen, noch vom Schlaf berauscht, denkt es wäre von einer Nachtigall oder einem Freund namens Silpelit gerufen worden. Es verlässt sein Schneckenhaus und torkelt durch den Haselwald ins Tal hinab. Es kommt an einer Mauer vorbei, wo Glühwürmchen sitzen. In seiner benebelten Wahrnehmung hält das Elfchen die leuchtenden Glühwürmchen für helle Fenster, hinter denen eine Hochzeit gefeiert wird. Neugierig versucht es einen Blick in das vermeintliche Fest zu werfen, stößt aber seinen Kopf an einem harten Stein. Danach hört man noch das Echo des Kuckucks.

Inhaltlich spiegelt das Gedicht die unschuldige, aber auch tollpatschige und naive Welt des Elfchens wider. Es zeigt eine verspielte und heitere Szene, die dem Leser zum Schmunzeln bringt.

Das Gedicht besteht aus 23 Versen in einem durchgängigen Reim-Muster. Die Sprache des Gedichts ist einfach und gut verständlich. Die bildliche Darstellung des Elfchens und seiner nächtlichen Abenteuer sind gut vorstellbar und wirken durch die Verwendung von Alltagswörtern bodenständig und realitätsnah. Die Wahl der Wörter und der Rhythmus des Gedichts tragen zu dem märchenhaften und spielerischen Ton der Geschichte bei und schaffen eine atmosphärische Dichte.

Insgesamt verbindet Mörike in „Elfenlied“ auf gelungene Weise den Zauber der Romantik mit einem humorvollen Blick auf das allzu Menschliche. Der Wert des Gedichts liegt nicht nur in seiner unterhaltsamen Geschichte, sondern auch in seiner Fähigkeit, eine Stimmung zu erzeugen, die den Leser in eine andere Welt entführt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Elfenlied“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Eduard Mörike. Mörike wurde im Jahr 1804 in Ludwigsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 132 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 23 Versen. Der Dichter Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf eine Christblume“, „Hülfe in der Not“ und „Pastoralerfahrung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Elfenlied“ weitere 171 Gedichte vor.

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